Reng rühmt den Einfallsreichtum und die Fähigkeit zur Improvisation der spanischen Klein-Klubs, die es in den vergangenen Jahren immer wieder mindestens bis ins Halbfinale des in der Bundesliga verschmähten Uefa-Cup geschafft haben.
Ein Vorurteil: Ohne Geld keine Chance. Fünf Millionen Euro pro Jahr verdienen etwa beim Bundesliga-Dreizehnten Dortmund mehrere Spieler. Bei Espanyol erhält niemand mehr als 1,2Millionen. Mehr als 40 Millionen gibt das Jahresbudget nicht her. Damit, jammert die Mehrheit der Bundesliga, könnten sie nichts mehr erreichen; damit ziehen Jahr für Jahr bescheidene spanische Klubs wie zuletzt Alavés, Villarreal, selbst Rayo Vallecano ins Uefa-Cup-Halbfinale ein oder gar ins Endspiel.
Eine Ohrfeige, die im Gesamtkontext überraschend nebensächlich daherkommt, aber niederschmetternder nicht sein könnte. Seit Kalle Rummenigge nur noch über den Nachteil durch bedeutend geringere Fernseheinnahmen jammert, wenn vom internationalen Vergleich die Rede ist und auch der Rest der Liga in das Klagen eingestimmt hat, um von den peinlichen Auftritten auf Europas Fußballplätzen abzulenken, sind die Themen, die sich mit den echten Malaisen des deutschen Fußball beschäftigen, wieder in den Hintergrund gerückt:
Nicht lange ist es her, da zitterte die Bundesliga davor, Platz Fünf in der Fünf-Jahres Wertung der Uefa und damit einen Champions-League Platz zu verlieren. An Rumänien. Dort würde man dem Funktionär, der der Liga einen Fernsehvertrag beschert, der ihr 420 Millionen Euro pro Jahr einbrächte, wohl auf ewig einen Altar errichten.
Sei ja auch völlig unfair, diese Wertung, beschwerte sich Dieter Hoeneß damals. Der Uefa-Cup fließt in die Wertung nämlich zu gleichen Teilen ein, wie die Champions-League. Da war seine Hertha gerade gegen den dänischen Vertreter Odense BK gescheitert.
Die deutschen Vereine sind in den letzten Jahren im Uefa-Cup nicht am Geld gescheitert. Reng:
Möglich ist diese Spielerrotation, ohne dass die Elf entscheidend an Qualität verliert, weil spanische Mittelstandsklubs die hinteren Positionen der Teamhierarchie mit Lehrlingen aus der eigenen Ausbildung besetzen, die technisch und taktisch exzellent geschult sowie immer noch bezahlbar sind
Schon klar, die Internate sind gerade erst gebaut und Matthias Sammer ist noch nicht so lange im Amt, als dass er schon fertige Weltklassespieler präsentieren könnte, dennoch:
Wer regelmäßig frühzeitig an ZSKA Sofia (Leverkusen, letzte Saison), Schachtjor Donezk (Schalke, vorletztes Spieljahr) oder Rapid Bukarest (Hertha, letzte Saison), der sollte die Schuld nicht nur im monetären Bereich suchen.
Das Versagen der deutschen Klubs auf dieser Ebene hat neben fehlendem Nachwuchs noch einen Grund:
Mangelnde Wertschätzung. Ist der Uefa-Cup in anderen Ländern eine willkommene Gelegenheit für mittelständische Klubs, außerhalb der Landesgranzen auf sich aufmerksam zu machen, wird er hierzulande genau so wahrgenommen, wie Franz Beckenbauer ihn einst bezeichnete- als Cup der Verlierer. Nur: Beckenbauer tat dies aus Sicht des FC Bayern, dessen berechtigtes Ziel es in jedem Jahr ist, in der Champions-League mitzuwirken. Udo Lattek formulierte neulich im Doppelpass gewohnt markig, was der deutsche Profi-Fußball generell vom Uefa-Cup hält:
Willst du mich verarschen, oder was?
Dass der Uefa-Cup unter Bundesligisten eher als Beleidigung, denn als Chance empfunden wird, liegt daran, dass die Zielsetzung von mindestens 7 von 18 Klubs vor jeder Saison lautet: Champions- League! Selbst in Wolfsburg träumte man vor noch gar nicht allzu langer Zeit von der europäischen Eliteliga und auch beim BvB aus Dortmund tuschelte man vor dem derzeitigen Katastrophenjahr intern vom erreichbaren dritten Platz. Eine Einschätzung, so völlig daneben wie die meisten sportlichen Darbietungen der Mannschaft in der Saison 06/07.
Im Uefa-Cup lässt sich vielleicht nicht das ganz große Geld verdienen, aber eine Portion Prestige ist allemal drin. Und davon kann die Bundesliga mindestens genausoviel gebrauchen.
Wir werden diesen Cup nächste Saison in Ehren halten und versuchen das Bestmöglichste zu erreichen … versprochen! für die auswärtsfahrten wird jetzt schon gespart!