Zeige mir deine Metaphern – und ich sage dir, wer du bist: Der Ralph Giordano jedenfalls ist wegen des Moscheebaus in Köln bildlich und buchstäblich außer Rand und Band geraten. In schönster Altersparanoia gibt er in einem 'Manifest zur Verteidigung der Meinungsfreiheit' seine Bewerbung als Gastautor für 'Politically Incorrect' ab.
Der Hintergrund: Wegen erster deftiger Verbal-Durchfälle hatte Giordano Morddrohungen erhalten, sogar 'auf türkisch', was seine Ausdruckskraft jetzt in eine wildgepfefferte Weltverschwörungsrhetorik tunkt. Er greift dabei zu Biologismen und tierischen Feindbildern, wie sie Antisemitismus und Imperialismuskritik kaum schöner zu Papier brachten.
Vor allem das ärmste Meerschwein von allen, der gute alte Tintenfisch, der muss mal wieder dran glauben: Er wehre sich „gegen ein Erpresserpotenzial, das uns unter islamischer Beobachtung halten will und seine Tentakel von Zentral- und Vorderasien bis in die Mitte Europas ausgeworfen hat“, sagt dieser rasende Rächer aller Ratlosen. 'Mutti, guck ma! – Was denn? – Dieses Tintenfischpotenzial dort, das wirft auf mich mit Tentakel' …
Bekanntlich versucht der Bauträger der Kölner Moschee, der Verein Ditib, nach Kräften abzuwiegeln, denn er ist das Sprachrohr eines 'laizistischen Staatsislam', weshalb ja auch weit und breit kein neuer Karikaturenstreit in Sicht ist, so sehr der Herr Giordano ihn sich auch erschreiben möchte. Fast schon wie ein Wahlredner der Republikaner faselt er über eine in Duldungsstarre verfallene christliche Mehrheitsgesellschaft: "Wo sind wir denn, dass wir in die Knie gehen vor jenen offenbar jederzeit von irgendwelchen hiesigen Imamen abrufbaren islamischen Zorn- und Empörungskollektiven?" Ja, nehmen wir doch einfach mal diese islamistischen Kohorten in Ihrem Fall, Herr Giordano: 'Wo sind sie denn? Wo laufen sie denn hin? …'
Als geborener Realist denke ich ja auch, dass dieser Voltaire für Arme mit seiner 'Manifest' getauften Altmännerkraftmeierei sich schon ein paar neue Drohbriefe eingefangen haben dürfte. Idioten gibt's schließlich überall, dort, wo Religion ins Spiel kommt, sogar besonders viele. Wer aber hat jetzt schuld? In einem Heavy-Metal-Konzert auf der Bühne herumzugröhlen: 'Alle Headbanger sind Schweine' zeugt nicht gerade von Intelligenz …
Kraka-GAU im Hause Giordano.
Vermutlich mit Blick auf orthodoxe Islamistinnen, die er als Kavalier alter Schule seit längerem nur noch 'Pinguine' nennt, konstatiert unser völlig losgelöster Senior dann noch: „Ich erwarte von dieser Seite nichts als Verschleierung“. Mag ja sein, ich erwarte von seiner Seite nichts – zumindest nichts Sinnvolles oder Literarisches mehr.
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Werbung(Der Text ist in kürzerer Form auch in meiner 'Sargnagelschmiede' erschienen)
Also wirklich, Herr Jarchow… Giordanos Text ist klar, auf den Punkt und mutig geschrieben. Man mag mit Giordano einer Meinung sein oder nicht, aber seine Worte wegen ein paar bildhaften Ausdrücken als Kraftmeierei abzutun oder den Autor in die Nähe der PI-Wirrköpfe zu rücken — das ist doch unter Ihrem üblichen Niveau!Und wo wir von Metaphern reden — Ihr Vergleich mit dem Heavy-Metal-Konzert ist wohl kaum angemessen. Wenn ich Headbanger für Schweine halte, ist das in der Tat mein Privatproblem, denn ich kann mich ja einfach von Heavy-Metal-Konzerten fernhalten (und wenn ich mich doch auf so ein Konzert verirre, dann sollte ich mich dort höflicherweise nach den Regeln der Headbanger richten oder wenigstens aus Gründen des Selbstschutzes die Klappe halten). Wenn ich aber der Meinung bin, dass fundamentalistische Islamisten die Gesellschaft, in der ich lebe, unterwandern (und dass sie das tun, dürfte außer Frage stehen), dann muss ich mich laut und deutlich dagegen wehren. Ich darf mich dann KEINESFALLS nach den Regeln der radikalen Minderheit richten und aus Angst vor denen schweigen.Mir fehlt in Deutschland langsam der offene Meinungsaustausch unter Intellektuellen. Ich würde mich deshalb freuen, wenn Sie Ihre kritischen Fähigkeiten, die Sie hier regelmäßig und eloquent zur Schau stellen, auf die INHALTE von Giordanos Aussagen anwenden würden, anstatt ihn durch ein herumnörgeln an seiner Ausdrucksweise sprachlos aussehen zu lassen!
Möglicherweise hilft dagegen auch Zyprexa.
Das steht eben nicht ‚außer Frage‘. Lesen Sie vielleicht einfach mal diesen Beitrag einer Islamwissenschaftlerin über allzu simple Freund-Feind-Schemata. Wir sagen ja auch nicht, was Christentum sei, sehe man an den Zeugen Jehovas …