Was ist Bloggen?

Natürlich existieren ein paar Blogger, die tatsächlich Neuigkeiten verbreiten, wobei ich diese Spezies allerdings mal locker auf höchstens 5 % der weltweiten Blogosphäre schätzen würde. Darüberhinaus müsste man streng genommen auch noch die Blogger hinzurechnen, die täglich darüber berichten, wer ihnen in der Straßenbahn nun wieder auf die Nerven gegangen ist. Diese Gruppe ist immerhin ein bisschen größer als die Erstgenannte, sagen wir 20 %.

Die restlichen 75 % Blogdorfs sind im Grunde lediglich Kommentatoren. Sie greifen Meldungen aus den etablierten Medien auf und fügen ihre Einschätzungen, sowie manchmal weitere Aspekte hinzu. Im Grunde ist Bloggen also so ähnlich wie das Schreiben von Leserbriefen. Der Unterschied besteht darin, dass diese Form von Leserbrief nicht von der Freundlichkeit der Redaktion des Erstveröffentlichungsmediums abhängt, sondern jederzeit unzensiert zur Veröffentlichung gelangen kann. Aus diesen "Leserbriefen" und deren Vernetzungsgrad ergeben sich teils gravierende Konsequenzen für diejenigen, von denen der Leserbrief handelt, weshalb man auch von der Macht der Blogger spricht.

Bestenfalls sind Blogger News-Aggregatoren, die ihren Lesern bestimmte Themenbereiche auf einen Blick mundgerecht und mit eigenen Einschätzungen versehen, verfügbar machen. Man spricht von Fach- oder Themenblogs.

Der private oder auch geschäftliche Blogger ohne direkten Themenschwerpunkt, wobei diese Blogs sicherlich die Mehrzahl repräsentieren, schreibt über Dinge, die ihn interessieren oder von denen er möglicherweise glaubt, dass seine Leser sich dafür interessieren. Auch hier findet in der Regel lediglich News-Aggregation statt, aber aus einem viel weiterem Spektrum.

Im Ergebnis kann man sagen, dass Blogger weitestenteils die Pilze an den Baumstämmen der etablierten Medien sind. Die Verbindung ist dabei durchaus symbiotisch, wenn auch die Baumbesitzer vordergründig versuchen, stetig neue Anti-Pilzmittel anzuwenden.

Sobald man den Anspruch der Konkurrenz zu etablierten Medien aufgibt, eröffnet sich die wahre Perspektive des Bloggens in einer freiheitlichen Gesellschaft. Bloggen ist eine urdemokratische Form der Meinungsäußerung und als solche bestens dazu geeignet, Stimmungen und Strömungen zu transportieren und an die Entscheidungsträger im Land zu vermitteln. Einerseits. Andererseits ist die Zahl und Struktur der deutschen Blogger alles andere als repräsentativ für die Bevölkerung.

Was ist Bloggen also? Nichts als das Äußern von Meinungen, sowie das Erzählen von Geschichten aus rein subjektivem Empfinden. Bloggen ist schön für diejenigen, die es mögen, aber es hat keine Relevanz whatsoever. Schon gar nicht "in Konkurrenz zu den etablierten Medien".

10 Meinungen

  1. Wie es der Zufall will, habe ich heute die folgenden Schmonzette zu diesem Thema geschrieben:http://kolumnistenschwein.de/blog/?p=145 .Ansonsten bleibe ich dabei: Die Bloggerszene wird überschätzt, weil kaum beachtet. Aber auch unterschätzt, weil die Beachtung rasant wachsen könnte.

  2. In der Tat ein Zufall. Obschon die Schmonzette natürlich einen anderen Schwerpunkt setzt. Ich hätte jedenfalls eine Einschränkung für die Satire-Fraktion formulieren sollen, denn Satire lebt per Definition von der Vorlage Anderer. (Was beileibe kein Vorwurf ist.)

  3. Ich hatte vor einigen Tagen eine Antwort auf einen SZ Artikel in meinem Blog verfasst, die teilweise Deiner Meinung folgt, teilweise aber auch in die Gegenrichtung tendiert. Mit der Irrelevanz von Blogs will ich mich einfach nicht abfinden!

  4. .@Dany: Ich mach das seit über zwei Jahren und kann nachfühlen wie hart diese Erkenntnis ist. ;-).

  5. Wilhelm Entenmann

    …in welche Kategorie Deiner prozentuellen Aufteilung fallen eigentlich bloggende Journalisten bzw. „Medienjournalisten“ – sind das dann die 101%-tigen oder aber die 0-Nummern? ;-)“Was ist Bloggen?“Vielleicht der virtuelle „Tratsch im Treppenhaus“?

  6. .Na ja. Die Journalisten würde ich mit zugekniffenen Augen in die ersten 5 % hieven. Was nicht ausschließt, dass manche davon 101%er oder 0-Nummern sein können..

  7. Bloggen ist, was man daraus macht. Es kommt auf die Qualität, den Informationsgehalt und den Schreibstil an. Die Internet-Nutzer werden entscheiden, welche Zukunft das Bloggen hat und welcher Blogger eine O-Nummer ist. Schade, dass in Deutschland soviel Technikfeindlichkeit und Zukunftsskepsis herrscht. Die meisten Print-Journalisten, die ich kenne, blenden das Internet nach wie vor aus. Sie verkennen dabei die Möglichkeiten, die das Web als eine sinnvolle Ergänzung bietet. Ein Text, der online gestellt wird, ist doch nicht schlechter als ein Beitrag, der abgedruckt wird. Wer das wirklich glaubt, der ist noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen. Das ganze O-Nummern-Gefasel passt genau in diese Kategegorie. Wer keine Bogs mag, der sollte weg bleiben und anderen nicht den Spaß daran nehmen.Was ich am Bloggen faszinierend finde ist, dass ich Gedanken publizieren kann, die so vermutlich niemand abdrucken würde. Das Bloggen kann demnach einen wichtigen Beitrag in Richtung Meinungsvielfalt leisten. Und wenn alles das, was über Web 2.0 geschrieben wurde stimmt, dann düften gute, originelle und unterhaltende Blogs eine Zukunft haben. Es wird ohne Zweifel auch eine Marktbereinigung geben. Gleiches gilt für die Blogger selbst. Digitale Exhibitionisten, Besserwisser oder notorische Schwarzseher werden über kurz oder lang das Interesse am Bloggen verlieren. Übrig bleiben echte Blogger-Naturen, ob nun professionelle Journalisten mit Internet-Affinität oder ambitionierte Hobby-Autoren. Diese Internet-Avantgarde wird diesen Bereich weiterbringen, nicht die Klugscheißer von gestern, die vermutlich ihren Hintern im Warmen haben und alles negieren, was ihre sichere kleine Existenz bedrohen könnte.

  8. Ich finde auch, Bloggen ist, was man daraus macht. Themenblogs finde ich besser als nur Gedanken durcheinander über Gott und die Welt.

  9. Ich wollte mich mal an dieser Stelle bedanken für die vielen wertvollen Tipps die ich hier gelesen habe. Ich bin immer wieder von neuen erstaunt, was es doch so alles gibt.

  10. .Oh. Danke für die Blumen, Rosie..Ich hoffe, wir können auch in Zukunft noch den einen oder anderen Nutzwert verbreiten..

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