Was Gene, Atome und Gott gemeinsam haben oder: Ein Bauplan für Alles

Als Nikolaus von Kues 1438 – auf seiner Heimreise von Konstantinopel nach Venedig –  im Angesicht der Weite des Meeres die „Koinzidenz des Kleinsten und des Größten" entdeckte, wusste er, dass er eine bedeutende Entdeckung gemacht hatte. Er wusste, dass er zur einer für die Theologie wesentlichen Schlüsselerkenntnis gelangt war. Und die Theologie war in jener Zeit noch die Leitwissenschaft. Die geistige Elite Europas saß überwiegend in Klöstern. Das zentrale Thema dieser intellektuellen Führungsschicht der Erforschung der Natur Gottes und allem, was damit zusammenhing. Was Nikolaus gefunden hatte, war also, wenn man es auf unsere Epoche übertragen würde, in seiner Bedeutung vergleichbar der Entdeckung der DNS. 

Trotz dieser Bedeutung wurden Nikolaus‘ Studien im 15. Jahrhundert jedoch eher „unterm Ladentisch" gehandelt. Dies hatte einen guten Grund: Sie verletzten nämlich die als heilig erklärte Aristotelische Logik, indem sie über den Satz vom ausgeschlossenen Dritten ausdrücklich hinausgingen. Die Verletzung dieses logischen Satzes war, wenn auch unerklärt, ein Angriff auf das theologische Verständnis der römisch-katholischen Kirche, denn mit Thomas von Aquin war nicht nur die Aristotelische Physik, sondern auch die Aristotelische Logik kanonisiertes Wissen. Dass Nikolaus‘ Lehren überhaupt geduldet wurden, war nur seiner hohen kirchlichen Position zuzuschreiben. Er hatte einflussreiche Freunde – bis in die oberste Führungsriege des Vatikans.

Doch kaum war Nikolaus von der Bühne der Geschichte abgetreten, rückte die römisch-katholische Kirche von Nikolaus‘ Position deutlich ab. So erklärte Papst Paul II das von Nikolaus im Auftrag von Pius II gegründete Forschungsinstitut – die Accademia Romana – zu einer ketzerischen Geheimgesellschaft und ließ sie schließen. Dieser Akt zeigt, wie sehr die römisch-katholische Kirche den theologischen Forschungsambitionen ihres ehrgeizigen Kardinals misstraute.

Diese restriktive Politik spielte sicherlich eine große Rolle, dass Nikolaus‘ Entdeckung im Laufe der kommenden Jahrhunderte nahezu vollständig in Vergessenheit geriet. Der Umstand, dass die Theologie aufhörte, Grundlagenwissenschaft des modernen Europas zu sein, trug ein Übriges zu dieser Entwicklung bei.

Um die Bedeutung von Nikolaus‘ Entdeckung heute noch würdigen zu können, bedarf es unverzichtbar eines metaphysischen Kontextes. Ohne einen solchen Kontext erscheint diese Entdeckung unvermeidlich als esoterisch, dunkel – und sehr unmodern. Und genau hierin liegt das Problem, denn ein solcher metaphysischer Kontext existiert nicht – nicht einmal in rudimentären Ansätzen. Was sich heute Metaphysik nennt, ist pure Erkenntnistheorie. Metaphysik taucht ausschließlich als Frage auf: Wie ist Metaphysik als Wissenschaft möglich? Aber bei dieser Frage bleibt es dann auch. Nach Antworten sucht man vergeblich. Bislang hat in der Tat kein moderner Theorieansatz die Schwelle in Richtung substanzieller Wissenschaft überschritten. Wir verfügen, was die Existenz des Transzendenten und seine Bedeutung für das physikalische Universum anbelangt, auch heute noch nicht über irgendwelches objektives Wissen.

Ein paar Schritte in diese Richtung sind in den letzten blogs bereits dargelegt worden..

Ein wichtiger Schritt, um einen solchen metaphysischen Kontext etablieren zu können, war die Einsicht, dass die von Nikolaus‘ formulierte Koinzidenz zeigt, wie ein transzendenter Grund innerhalb des physikalischen Universums so codiert ist, dass er zwar als allgegenwärtiger Grund dieses Universums aufgefasst werden kann, gleichwohl jedoch an keiner Stelle desselben sichtbar in Erscheinung tritt. Nach einem solchen Code haben Philosophen mehr als zwei Jahrtausende vergeblich gesucht.

Doch ist der von Nikolaus entdeckte Code konsistent? Warum ist er in der einen Richtung substanziell genug, um einen Grund der Welt definieren zu können, während in der anderen Richtung gerade jegliche Substanzialität einbüßt? Woher kommt diese Asymmetrie?

Dies war die Frage des letzten blogs.

Diese Asymmetrie kommt aus dem absoluten oder unbedingten Charakter des Transzendenten selbst. Tatsächlich sind Unbedingtheit und Unsichtbarkeit nur zwei verschiedene Seiten ein- und desselben „Dings". Wenn etwas unbedingt ist und in dieser Eigenschaft von keiner Bedingung der sichtbaren Welt abhängt, dann ist es verständlicherweise auch unsichtbar. Wenn aber das Transzendente nicht nur unsichtbar, sondern auch unbedingt ist, dann bedingt es alles Andere, ohne selbst von diesem Anderen bedingt zu sein.  Eben hierdurch trägt es eine Asymmetrie in die Struktur der Wirklichkeit: Es diktiert dem physikalischen Universum in irreversibler Weise spezifische Bedingungen, ohne selbst durch diese Bedingungen in irgendeiner Weise bedingt zu sein.  Die Koinzidenz des Kleinsten und des Größten ist eine solche irreversible Bedingung: Sie zeigt die Bedingungen, die das Universum erfüllen muss, wenn es auf etwas Unbedingtem basieren will.

Diese asymmetrische Codierung ist nun keineswegs eine Spezialität der Metaphysik: Die Wirklichkeit zeigt vielmehr auf allen fundamentalen Strukturebenen eine solche asymmetrische Codierung. Sowohl Atome als auch Gene weisen eine solche asymmetrische Codierung auf. In beiden Fällen haben wir es mit Agenzien zu tun, die weite Teile der Erscheinungswelt bedingen, ohne durch diese Teile selbst bedingt zu sein. Selbst bei der Codierung komplexer Strukturen, wie sie für Lebewesen kennzeichnend sind, haben wir es mit einer solchen strikt asymmetrischen Codierung zu tun.

Aufgrund der Molekularbiologie wissen wir, dass die DNS – die Desoxyribonukleinsäure – mit Hilfe von vier Arten von Nukleotiden zwanzig Aminosäuren bei den Proteinen codiert.

Biologen haben entdeckt, dass dieser Mechanismus der Translation – also die Codierung von Proteinen durch die DNS – streng irreversibel ist. Diese Irreversibilität (resp. asymmetrische Codierung) gilt mittlerweile als eines der Grundprinzipien der modernen Biologie. Es ist noch niemals beobachtet worden noch gilt es als vorstellbar, dass Information jemals in umgekehrter Richtung codierbar ist, das heißt: vom Protein zur DNS.

Dass auch der letzte Grund dem Universum eine solche streng irreversible Codierung aufzwingt, stellt also keine Anomalie dar, es ist vielmehr etwas, was man aufgrund der von uns bereits wissenschaftlich entschlüsselten Strukturen natürlicherweise erwarten würde.

Man fühlt sich daher fast zu der Schlussfolgerung gedrängt, dass der Code des Lebens lediglich die Widerspiegelung eines grundlegenden Bauplans der Natur darstellt, dessen Wurzel sich bis in seine allertiefste transzendente Schicht verfolgen lässt.

Wie man diesen Überlegungen entnehmen kann, wirft die hier erst in Grundrissen sichtbar werdende moderne Metaphysik zwangsläufig auch ein besonderes Licht auf die aktuell geführte Debatte bezüglich des „Intelligent Design".

Daher soll im nächsten blog soll  werden, inwieweit eine moderne Metaphysik mit diesem kreationistischen Standpunkt vereinbar wäre – und wo die Grenze verliefe, jenseits dessen, dieser Standpunkt nicht mehr durch ihre Argumente gedeckt wäre.

Keine Meinungen

  1. Hallo Herr Heuer,

    das ist alles richtig, was du hier schreibst. Allerdings denke ich dass man auch bei den holländischen Apotheken aufpassen sollte, da dort die Gesetze auch etwas lockerer sind. Die großen Anbieter sind hierbei sicher OK. Die sind aber auch nicht immer günstiger als die deutschen Online Apotheken. Auch hierzulande gibt es gute Angebote und man kann die deutsche Wirtschaft dabei noch unterstützen. Es ist glaub ich zwar so, dass eine deutsche Online Apotheke auch immer eine Niederlassung mit Apotheken Lizenz benötigt, aber dann muss man halt einfach ein bisschen Produktpreise vergleichen. Das kann man z.B. über http://www.medikamentepreisvergleich.de/. Meistens habe ich den günstigsten Preis bei http://shop.apotal.de/ gefunden, da die auch schon mal von Haus aus 20% Rabatt geben. Am besten vor der Bestellung bei verschiedenen Online Apotheken die Preise von gleichen Produkten/Herstellern vergleichen. Dann kann man ja auch einfach mal verschiedene ausprobieren. Die Preise ändern sich ja auch immer wieder, also nicht vergessen die Angebote durchzuschauen.

    …die Gertrud

  2. Vor kurzem hat Stiftung Warentest erneut Apotheken unter die Lupe genommen. Diesmal schnitten die Versandapotheken noch schlechter ab als im Jahr 2005 (hier die Testergebnisse: http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-54099-4.html). Nach den Testergebnissen dürfte man bei fast keiner Online Apotheke mehr einkaufen. Gab es im Jahr 2005 noch einige „gute“ Apotheken, so ist diesmal keine über ein „befriedigend“ hinausgekommen. Persönlich kaufe ich trotzdem immer noch bei http://www.medpex.de/ ein, schließlich brauch ich beim wiederholten Kauf eines Medikaments ja keine Beratung mehr. Und außerdem wird sich nach diesen miserablen Ergebnissen hoffentlich etwas verbessern.

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