Warum sind Religionen häufig Ursache für Krieg und Konflikte?

„Religionen sind wohl das Gefährlichste, was es auf der Welt gibt.“ Diese kühne These stellte mein Kommilitone während einer etwas schwerfälligen Vorlesung auf und brachte mich zunächst aus der Fassung. „Wieso denkst du das?“ fragte ich überrascht. „Schau dir die Welt doch an: Überall sind Religionen der Grund, dass die Menschen übereinander herfallen. Es herrscht Mord- und Totschlag, nur wegen irgendwelcher weltfremder Ideologien. Das ist gemeingefährlich“, so seine Antwort. Ich dachte eine Weile nach und musste innerlich zugeben, dass diese Ansicht meines Banknachbarn gar nicht allzu weit hergeholt war. Immer wieder bestimmen religiöse Konflikte die Nachrichten unserer Zeit. Wo auf der Welt auch Bürgerkriege, bewaffnete Auseinandersetzungen oder gewaltsame Demonstrationen auftreten: oft spielt die Religion dabei eine gewichtige Rolle. Häufig ist sie sogar der Auslöser. Aber sind Religionen deshalb gefährliche Institutionen, denen man grundsätzlich kritisch begegnen oder gar den Kampf ansagen sollte?

Entstehen religiöse Konflikte durch die Beschaffenheit einer Religion?

Grundätzlich ist zu sagen, dass eine Religion stets besonders prägend für ihre Kultur ist. Selbst in der säkularisierten Welt der hoch entwickelten Länder trifft dies noch immer zu, da Feiertage zumeist einen religiösen Hintergrund haben, Kirchen und andere Glaubensgemeinschaften in der Öffentlichkeit auftreten und zudem wichtige soziale Funktionen übernehmen. Überdies tragen Religionen aber immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten bei, die, mehr als bei nicht-religiösen Spannungen, eskalieren könnten. Warum ist das so?

Bei einer Religion handelt es sich nicht um eine bloße Ideologie oder gar eine klar umrissene Wissenschaft, sondern sie vertritt in erster Linie ein Glaubensbild für Viele. Was jemand glaubt, ist jedoch oft eine persönliche Sache, über die sich einerseits herrlich diskutieren lässt, andererseits kann dies aber schnell zu persönlichen Verletzungen führen. Selbst innerhalb einer Religion und einer Konfession bestehen zum Teil beträchtliche Unterschiede bei Gottes- und Glaubensvorstellungen. Letztlich gibt die Religion den Rahmen vor. Die persönliche Beziehung zu Gott und Glauben ist aber, wie es schon der Begriff selbst sagt, individuell verschieden.

Entstehungsgründe für religiöse Konflikte bei den monotheistischen Weltreligionen

Die Kriege, die im Namen Gottes geführt werden, sind sehr oft Konflikte, die zwischen christlich, islamisch oder jüdisch geprägten Kulturen geführt werden. Teilweise geschieht dies gegeneinander wie zu Zeiten der Kreuzzüge, während der türkischen Invasion in Europa oder heutzutage bei etlichen afrikanischen Bürgerkriegen oder im Nahost-Konflikt. Zuweilen fallen aber sogar Menschen übereinander her, weil sie innerhalb einer Religion unterschiedlicher Auffassung sind. Dies zeigte sich früher besonders während der Reformationszeit und ist heute noch aktuell, zum Beispiel im Nordirland-Konflikt oder in manchen Ländern Nordafrikas oder des nahen Ostens. Die Differenzen mögen zuweilen erst ganz gering sein und doch entspannen sich daraus zuweilen bitterste Kriege und unendliche Leiden. Dabei haben Christentum, Judentum und Islam denselben Ursprung. Dies ist nicht nur auf die geographische Region bezogen. Laut Bibel und anderen altertümlichen Schriften sollen die Ursprungsvölker dieser  Religionen sogar vom selben Stammvater abstammen, nämlich Abraham. In allen drei Kulturkreisen, wird auch jeweils nur ein Gott angebetet (Monotheismus). So gesehen möchte man meinen, dass doch eigentlich genug Gemeinsamkeiten existieren müssten, um friedlich nebeneinander herleben zu können und bei Einzelfragen dem anderen seinen Glauben zu lassen.

Leider scheint der Mensch aber mit Unterschieden schwer umgehen zu können. Auch in der Politik entbrennen Streitfragen manches Mal in kleinen Dingen – und führen zu unüberbrückbaren Klüften. Und letztlich sind all diese im religiösen Namen geführten Kriege ein Politikum für sich. Menschen streben nach Macht und dazu ist ihnen jedes Mittel Recht. Und Macht hat, wer viele Menschen hinter sich vereinen kann. Eine Religion ist dazu ein sehr machtvolles Instrument, weil damit meist religiöser Fundamentalismus erzeugt wird. Menschen suchen immer wieder nach Sicherheit und nach der Wahrheit. Eine Führungsperson, die mittels einer Religion vorangeht, wird deshalb gern akzeptiert und verehrt, wenn sie es richtig anstellt. Dabei spielt diese Person oft nur mit den religiösen Gefühlen der Anhänger, legt deren Religion womöglich neu aus oder baut sie weiter. Hat man schließlich ein ausreichendes Gemeinschaftsgefühl geschaffen und sich klare Abgrenzungen geschaffen, kann genug religiöser Fanatismus entstanden sein, um all diejenigen zu verurteilen und zu bekämpfen, die „das Falsche“ denken und glauben. Es spielt dann keine Rolle, was Bibel, Koran oder Thora wirklich sagen und welche – oft sehr positiven – Werte sie vermitteln wollen. Was zählt, ist nur noch die eigene selbst zusammen gebastelte Religion. Und wenn es Gott wirklich gibt, so wird er ob dieser Verkommenheit, wohl den Kopf schütteln.

Derartige Entwicklungen kann man nur einbremsen, indem man als Staatsmann bereit ist, sein Volk selbst denken zu lassen. Eine Vermischung von Politik und Religion hat sich in der vergangenheit meist als nicht glücklich herausgestellt. Das heißt deswegen nicht, dass die Menschen aufhören müssen zu glauben, denn Vielen gibt der Glaube viel Kraft im Alltag. Doch jeder soll sich selbst informieren, was die Basisglaubenssätze seiner Religion sind und nicht einer scheinbar vertrauensseligen Person Glauben schenken, die eine Religion so auslegt, wie sie es gerade brauchen kann. Vielleicht ist das einer der wichtigsten Gründe, warum der Mensch mit einem Gehirn ausgestattet ist. 

4 Meinungen

  1. Weil gerade die den Religionen nahe stehenden Konservative/Scheinliberalen sich andauern auf die Religion berufen wenn sie wieder Menschen töten wollen.

  2. Lenin gab die Parole: Religion ist Opium fürs Volk!Und die Folgen kennt jeder, der sich mit Lenins Herrschaft und dem dialektischen Materialismus im Besonderen beschäftigt hat. Die Kirchen wurden abgebrannt, die Anhänger verfolgt. Materialismus ist auch eine Religion. Und daran leidet der Planet heute am meisten.Wenn ein Professor, der in vielen Foren aktiv ist, eine Websites betreibt, auf der er in schöner Regelmäßigkeit die Astrologie mit „wissenschaftlicher Methode“ abklopft und bescheinigt: unwissenschaftlich! Ist er dann objektiv oder befangen?Wie wäre es wohl, wenn ein Nutzer nachweisen könnte, daß die RL fundamentale Irrtümer enthielte? Damit wäre Einstein IQ-mäßig enthauptet und der Professor direkt betroffen. Was würde er tun? Ausblenden! Den Nutzer sperren! Oder ihn persönlich angreifen! Sachbezogen ließe sich da gat nichts machen. Da reagiert nur der Reflex.Auch das Internet leidet an seiner Befangenheit. Das Internet lästern ist wie Gott lästern. Ausprobieren! Oder eine internetkritische Seite suchen.Daß in Europa der Islam abgelehnt wird, liegt nicht am Islam selber, sondern an den kulturfremden Menschen, die ihn transportieren. Man fühlt sich bedrängt und daraus entsteht die Ablehnung. Das sind ganz menschliche Züge. Kulturkreise halten zusammen, was politisch rücksichtslos ausgeblendet wird. Und Joschka Fischer mit seiner Verdünnungstheorie muß ich hier wohl nicht zitieren. Der Islam ist für viele eine zu reale Bedrohung, als daß mit offener Moschee und „alles bloß Vorurteil“ die Ängste genommen werden könnten.

  3. Sehr geehrte Damen und Herrn, Lieber Blogleser,warum gibt es Kriege ist die zentrale Frage wenn wir in Verbindung mit den verschiedensten Weltreligionen sprechen. Wir alle berufen uns auf eine Person die wir auf verschiedene Arten Interpreten oder warhnehmen bzw. für die richtige Ansicht halten.Es ist Gott, der von jeder Weltreligion als eine für sich einzunehmenden und nur wahren Gott geben kann. Und schon das ist eine der grundlegenden Probleme die indirekt oder direkt zum Krieg führen kann. Eine Einschränkung anderer Glaubenansätze ist mit dem Grundgedanke „Du sollst kein Gott neben dir haben“ und „Liebe deinen nächsten wie dich selbst“ eine äußerst schwieriges unterfangen wenn man sich im Strudel der eigenen Überzeugungen mit anderen Menschen in Verbindung tritt. Vielmehr müßte es eine Art der offenheit gegenüber anderen geben und das Bild seines eigene Gottesbildes zurückstellen. Wir sind alle auf der Erde ein Gast bei dem das Gastspiel eine gewisse Zeit andauert. Dabei denke ich das Offenheit soweit führen könnte das man sich von allen Religionen eine Scheibe abschneiden sollte bzw. sich von allen Religionen der Welt sich positive Eigenschaften zu eigen machen sollte. Die 10 Gebote der christlichen Glaubensausrichtung sind nur ein Teil davon und nicht allumfassend. Auch der Buddhismus hat viele charmante und oft nicht entdeckte Vorteile die man mit anderen Glaubenansätzen verbinden und in Einklang bringen kann. Wann haben wir endlich den Mut zu sagen es gibt einen Gott der soumfassend ist das man ihn nicht gänzlich zittieren kann. Ein Gott der mehr ist als alle Vorstellungskraft. Wann sind wir soweit unsere Narzistischen und egozentrischen Glaubensansätze über Bord zu werfen und uns leiten zu lassen.Allen wünsche ich den Mut und Kraft diesen Weg zu gehen…

  4. Liebe Leser,ich möchte gerne zu Frederik noch eine Anmerkung schreiben, das Zitat stammt ursprünglich von Karl Marx, das Lenin nur zu gerne aufgenommen hat.Und das aus Briefen von Marx an Arnold Ruge, wo er sich auslies, dass der Mensch die Religionen schafft und nicht umgekehrt.Marx beendete damit die Theorien Feuerbachs.Leider sind solche dokumentarischen Fakten nicht Bestandteil in der allgemeinen Volksbildung!Verbindlichst Ihr Pit

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