War Priklophil ein „Sammler“?

John Fowles "Der Sammler"-Protagonist Frederick Clegg gewinnt im Lotto und kann sich nun jeden Wunsch erfüllen. Nur den Einen nicht: den Besitz der schönen Kunststudentin Miranda. Er plant die Untat: kauft ein Haus, baut einen Kerker und entführt Miranda. Zwar stirbt Miranda an einer unbehandelten Krankheit und Clegg schmeißt sich auch nicht vor einen Zug, aber die Ähnlichkeit vieler Details der Entführungsgeschichte ist frappant. (Auch der Roman "Yin” von Akif Princci soll erschreckende Parallelen aufweisen.)

Bislang war es ja so, dass wir Leser glaubten, dass nicht die Täter sich ihre Untaten aus Büchern abgucken müssen, sondern die Schriftsteller bei den Verbrechern. Jeder Krimi-Autor schreibt so: geht in das Archiv der ortsansässigen Kriminaldienststelle, recherchiert reale, brutale, fantasievolle Fälle, dichtet an dieser und jener Stelle noch etwas hinzu, verpackt es in mehr oder weniger stilvolle Sprache und fertig ist der Krimibestseller. 

Deshalb bin ich mir sicher, dass, kannte Priklophil tatsächlich den "Sammler" (die österreichische Polizei sucht bereits nach dem Buch bzw. Video in dem Haus des Vorort-Wieners), so wird der Roman immer nur indirekt Vorlage gewesen sein. Die Bild zählte einen (?) Tag nach Bekanntwerden des Falles Kampusch etliche Fälle aus der Verbrechenskartei auf, die ähnliche Schicksale beschreiben. So zum Beispiel die Geschichte der Opfer des Kinderfängers Marc Detroux. 

John Fowles Buch ist zumindest seit Natascha Kampuschs Befreiung wieder unter den Top 100 bei Amazon. Und Wieland Freud fragt zurecht in der Welt: … welches Erkenntnisinteresse die frischgebackenen "Sammler"-Leser eigentlich treibt?

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