Schnell dringen in dem hohen Saal mit großer Fensterfront, Eierschalenfarbener Decke und rustikalen Holztischen Gesprächsfetzen der Nachbarn in die Konversation. Auch die Aufmerksamkeit, die der berühmte Aufklärer des 18. Jahrhunderts mit seinem Spottstück auf den Propheten Mohamed erhielt, wird der Küche dieses Lokals nicht zu Teil werden. Das ist gut so denn Voltaires Tragödie „Mahomed“ wurde nach der dritten Aufführung 1742 abgesetzt weil der katholische Klerus die Kritik am Propheten ganz richtig als Kritik am Priestertum und Religionsfanatismus überhaupt verstand. Und wegen einer etwas zu fad geratenen Fischsuppe mit Karotten und Zuccini auf Tomatenbasis (4,90 Euro) muss man ja nicht gleich bis zum Äußersten gehen. Schließlich versammelt sich hier vor wie nach dem Besuch im Zeisekino „tout Ottensen“ auf ein Glas Candiato (rot, vier Euro) oder ein Bier (um drei Euro) oder wartet bei frischem Weißbrot und streichzarter Butter auf ein anständiges Bistro-Gericht. Die Küche versetzt Bodenständiges aus Frankreich mit nordafrikanischen Akzenten. Wir widerstehen der Faszination des CousCous zum Lamm mit Merguez Würsten (um 12 Euro) und halten uns an Klassiker. Der Ziegenkäse namens Crottin de Chavignol mit einer dünnen, weißen Schimmelrinde auf Apfelspalten mit Rucola (7,50 Euro) gibt eine satte wie sämige Vorspeise. Die im Ganzen gebratene Dorade (13,90 Euro) ertrank bei unserem Besuch leider in einem See aus frischer Butter. Mit etwas Olivenöl und mehr Salz hätte man daraus eine knusprige Delikatesse machen können. Auch der Lammrücken unter der Petersilien-Kräutermelange mit Quiche, Blumenkohl, Brokkoli, Kohlrabi und Möhren bestach eher durch gleichmäßige Konsistenz als eine knusprige Kruste. Die „Crema Catalan“ – traditionell mit Zitrone und Vanille kommt als feine „Creme Brûlée“ mit karamellisierter Haube. Voltaire schrieb 1765 in einem Brief an den Comte d’Artois: „Was Köche anbelangt, so dulde ich weder das Schinkenaroma noch das Übermaß von Pfeffer und Muskat, mit denen sie die an sich gesunden Speisen verändern.“ Vielleicht konnte er sogar kochen.
Voltaire, Friedensallee 14-16, 22765, Tel 39 70 04
Mo-Fr 12-24, Sa/So 18-24 Uhr oder länger
klingt toll!!