Vision oder moderner Kinderhandel ?

Laut der polnischen Online Ausgabe des Blattes „Gazeta Wyborcza“ ist der englische Premiership Verein Manchester City an der Verpflichtung des erst 7-jährigen Torwarts Milosz Mleczko vom oberschlesischen Verein Ruch Chorzow interessiert, nachdem er den Talentscouts bei einem Turnier in der Slowakei aufgefallen war. Milosz soll nun schon bald nach Manchester in die Jugendakademie wechseln und seinem Vater soll auch ein Job im Norden Englands besorgt werden.   Ich bin der letzte, der etwas gegen die Förderung junger Talente hat. Gerade im Jugendbereich werden oft die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt. Aber einen 7-jährigen aus seinem kompletten Umfeld rauszureißen, um ihn dann in einem vollkommen fremden Land in eine Jugendakademie zu stecken, da frag ich mich doch, ob das wirklich visionär ist oder einfach eine neue Art von Kinderhandel? Sicherlich, umso jünger man ist, umso einfacher kann man sich auch oft an eine neue Umwelt anpassen, auch wird der kleine Milosz sehr schnell die englische Sprache lernen und, ich gönnte ich es ihm vom Herzen, mal ein neuer Jerzy Dudek werden, doch tut man einem kleinen Kind damit wirklich einen Gefallen? Was ist, wenn es nicht klappt? Und vor allem: Nimmt man diesem Kind nicht einen großen Teil seiner Jugend? Nochmals: Was ist, wenn es nicht klappt?   Vielleicht mag ich zu kritisch klingen und man verzeihe meine vielleicht zu heftig ausfallende Wortwahl, doch ich kann mich einfach nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass große internationale Klubs nun schon Kleinkinder in Europa „scouten“, Ihnen die große Welt zu Füßen legen (bzw. den Eltern…), um sie dann in Ihren „Jugendacademies“ nach „Ihren“ Vorstellungen zu formen. Das geht nun mal umso besser, je früher man damit anfängt. Ganz im Sinne einer Orwell`schen „Farm der Kinder“…

2 Meinungen

  1. Sonja Schweinsberg

    Dass sich Eltern immer ein wenig in ihren Kindern verwirklichen wollen, ist wahrscheinlich ein ganz normaler Prozess. Nur scheint es mir hier auch, dass der gute Wille etwas überschießt, wenn man sein 7jähriges Kind an einen Premierleague-Club verkauft. Aber immerhin hat es das Kind damit etwas besser getroffen, als wenn seine Eltern es an eine osteuropäische Drückerkolonne verscherbelt hätten. Somit sollten wir froh sein, dass der Junge ein bisschen Fussballtalent mitbringt…

  2. na ja. bin auch gespalten. auf der einen seite sehe ich für den jungen eine chance, die vielleicht nicht mehr kommt. wer sagt den, dass er, wenn er bei sich bleibt, sich fussballerisch kaum entwickelt? die gefahr, dass er in seinem umfeld (das sage ich ohne es zu kennen, daher würde ein entsteandenes Vorurteil unabsichtlich entstanden sein) in kriminelle machenschaften abdriftet grösser, als wenn er in england in einem geschützten umfeld aufwachst.dazu kommt, dass es das gleiche wäre, wenn der vater, aufgrund einer möglichen arbeitslosigkeit, auswandern müsste und die familie mitnehmen will oder soll. in diesem falle würde das kind eine noch ungewissere zukunft haben.als vater eines jungen, sehe ich aber auch, dass es durchaus eine unmoralische und ethische eher zweifelhafte methode. den jungen aus einem umfeld in diesem alter raus zu reissen ist etwas anderes als einen jungen im alter von 12 oder 14 jahren rauszunehmen. der hat noch zeit gehabt seine kindheit unbekümmert auszuleben. ich möchte diese entscheidung nicht fällen. zunidest aus dem moralischen sichtpunkt her. vom ökonomischen und dem damit verbundenen reiz, würde ich mich eher für diesen schritt entscheiden. schliesslich lasse ich ihn nicht alleine gehen. übrigens fällt mir noch ein. lieber mit 7 begleiten als mit 14 in ein fussballinternat. zumindest erlebe und begleite ich ihn in eine der schönsten und delikatesten phasen mein kind.

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