Trachtenmode wird nur zu oft als zeitlos beschrieben. Doch zeitlos ist für mich ein Kleidungsstück erst dann, wenn es nicht verändert werden muss und eigentlich in seinem ursprünglichen Schnitt und seiner Farbe über Jahrzehnte hinweg nicht verändert wurde.
Trachten hingegen gelten bei den meisten als ziemlich spießig und eingefahren. Erst als Paris Hilton aus ihrer Tracht einen Mini machte und Modefarben die Kleider aufpeppten, waren die Trachten wieder alltagstauglich. Im Endeffekt scheint es eine Frage des eigenen Charakter zu sein. So kann man ein Dirndl tragen und sich an alte Traditionen anpassen, jedoch auch Authentizität mit Trachten ausstrahlen und gegen eine gewisse Gleichheit rebellieren. Nur der Mensch in der Tracht zählt, oder?
Herkunft der Trachtenmode
Die Herkunft der Trachtenmode ist so simpel zu erklären, dass man sie kaum für real hält. Trachten waren vor dem 20. Jahrhundert die Kleidung der Bauern. Die Lederhosen hielten die Arbeiter warm, waren langlebig und hielten Nässe und Ungeziefer fern.
Am 25. August 1883 beschloss Joseph Vogler mit seinen Stammtischbrüdern die Tradition von Bayern nicht einfach so verkommen zu lassen. Aufgrund dieses Gedankens ließen die Sieben sich eine Lederhose anfertigen, die sie fortan trugen.
Zuerst kamen Proteste auf, es kam sogar zu einem Verbot der Knickerbocker Seitens der Kirche, doch nach und nach setzte sich die Tracht durch. Heute glaubt man kaum daran, dass diese einmal den Arbeitern gebührte. Lange Zeit reifte die Trachtenmode, sie wurde verziert und heute erinnert sie eher an die oberen Schichten. Doch damalige Modelle zeigen ganz deutlich ihren Ursprung auf, seien es die Langlebigkeit und Vorteile der Lederhose, oder aber die Schürze des Dirndls.
Wie trägt man Trachtenmode im Alltag?
Trachtenmode im Alltag zu tragen, ist wohl seit mehreren Jahren schon nichts Neues mehr. Dirndl, Janker oder Lederhose, nicht nur zu Abenden in Tirol sehen die Trachten durchaus ansehnlich aus. Sie ist großstadttauglich geworden und erinnert schon längst nicht mehr an ländliche Idyllen. Doch wie es so ist, verlangt eine fortschreitende Zeit keine Traditionen, sondern neue Erfindungen. Natürlich schöpft der Fortschritt aus der Tradition, doch längst vergangene Modelle wären auf den heutigen Straßen nicht mehr angebracht. Daher heißt die Devise: Aus alt mach neu.
Knappe Dirndl oder kurze Lederhosen werden mit ganz neumodischen Accessoires gemixt. High Heels zum Dirndl oder die altbewährten Chucks zu Janker und Knickerbocker, die heutige Zeit verlangt nach Erneuerung und die Mode wird der Zeit nur durch einen zeitgemäßen Charakter gerecht. Dieser Tatsache sind sich auch die Designer bewusst und so designten Dior, Yves Saint Laurent und Prada ihre neusten Kreationen im angesagten „Alpen-Glam“.
Es ist wahr, die Tracht ist heute nicht mehr so traditionell, wie man eigentlich meinen möchte. Dabei ist es gerade diese Mischung aus Tradition und Moderne, die die Tracht für viele junge Leute wieder attraktiv macht. Aber wer es wirklich ursprünglich will, findet auch heute noch Modelle, die so aussehen wie vor 200 Jahren.