(Foto: PixelQuelle.de/Paul Schubert)
"National Space Policy" heißt das Dokument in dem die Bush-Administration ihren exoterristischen Hegemonialanspruch formuliert. [Original als PDF-Dokument]. In Zukunft dürfen nur noch gehorsame Vasallen auf Weltraumspaziergang gehen [SpOn: Bush erklärt sich zum Herrscher des Universums].
Aus der militärstrategischen Perspektive ist Washingtons Machtanspruch gut nachvollziehbar. Der us-amerikanische Militärapparat ist auf orbitale Unterstützung angewiesen. Aufklärungssatelliten, GPS Navigations- und Zielsysteme, Wetterbeobachtung und Kommunikation sind integraler Bestandteil der Streitkräfte. Doch diese Systeme sind extrem verletzlich. Erst kürzlich haben die Chinesen einen vermutlich erfolgreichen Versuch unternommen, mit bodengestützten Lasern amerikanische Spionagesatelliten zu stören [Martin Kulik: Neuer Kalter Krieg im luftleeren Raum]; [Heise online: Laserwaffe gegen Satelliten]. Auch Russland hat seine militärischen Weltraumambitionen nicht aufgegeben. Der Befehlshaber der Weltraumtruppen der Russischen Föderation Generaloberst Popowkin erklärte am 12. Oktober zum Thema Orbitalrüstung: „Auch bei uns werden, wie in den meisten im Welttraum vertretenen Staaten, Fragen zum Schutz der eigenen Satelliten und kosmischen Ressourcen gegen mögliche diskriminierende Handlungen diskutiert. Wenn kosmische Angriffsmittel von ausländischen Staaten entwickelt und entfaltet werden, so muss die Russische Föderation darauf gefasst sein, adäquate defensive und offensive Maßnahmen zu ergreifen." Quelle: RIA Novosti [Die russische Weltraumverteidigung – Zurück in die Zukunft]
Der zu beherrschende Raum ist zwar luftleer, aber offenbar nicht frei von Mitbewerbern. Erschwert wird Bushs Star Wars-Vision aber auch durch fehlende Transportkapazitäten. Die marode Space Shuttle-Flotte wartet dringend auf ein leistungsfähiges Nachfolgesystem. Beim Betrieb der internationalen Raumstation ISS sind Bushs vermeintliche Weltraumkrieger zudem international eingebunden und schon länger auf logistische Unterstützung durch Russen und Westeuropäer angewiesen.
Eine erfolgreiche Rückkehr der „Jedi-Ritter" ist also kaum zu erwarten. Ganz im Gegenteil, ein ernstgemeinter Dominanzversuch im Weltraum könnte die USA entgültig finanziell ruinieren und auch den letzten Rest an internationaler Reputation zerstören. Die amerikanische Außen- politik lässt sich bereits jetzt treffend mit dem Begriff „Overstretched Engagement" beschreiben – da hat ein Rüstungswettlauf im Weltraum gerade noch gefehlt.
Es gibt gute Gründe die dafür sprechen, dass Reagans Star Wars-Programm den ökonomischen Kollaps der Sowjetunion mitverursachte. Womöglich ruinieren sich die USA diesmal jedoch selbst. Mit einem dramatisch wachsenden Außenhandelsdefizit [Grafik: US-Handelsbilanz seit 1971] müsste die letzte Supermacht andere Prioritäten setzen, um sich langfristig zu behaupten.
Schadenfreude ist übrigens absolut fehl am Platz. Amerikas Probleme werden ganz schnell auch unsere! Bleibt noch die Frage "cui bono" (lat.: Wem nutzt es)? Da hatte US-Präsident Dwight D. Eisenhower bereits 1961 eine böse Vorahnung. In seiner Abschiedsrede warnte er vor der zunehmenden Verschränkung von Militär und Industrie. Er betrachtete den wachsenden Einfluss dieses "militärisch-industriellen Komplexes" als eine der Hauptgefahren für die Demokratie und den Weltfrieden.
Die Chefarztfrau
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Geht doch :-))…und sehr schoen geschrieben.-m*sh-
Ha du Dre…ck! Der war echt Arbeit ;o)Danke für das Kompliment!Alex
Ich hab den Link zu dem PDF-Dokument nicht auf die Schnelle gefunden, aber auch nicht echt danach gesucht.Ausserdem, haett ich nur was sarkastisches hinbekommen, Dein Artikel ist ausgewogen und… ja einfach gut.-m*sh-PS.: Ich mache sonst wenig, und grundsaetzlich keine Komplimente, um mich anzubiedern. Das ist schon ernst gemeint.
Der Artikel ist super gut!! Aber meine Lateinlehrerin würde weinen: Das heißt „cui bono“, nicht „qui bono“, bitte!!!!! Das ist nämlich ein Dativ („wem zu Nutze?“) …Sorry, bin sonst ja nicht so besserwisserisch, aber das hat echt weh getan!
@ Felicitas Heyne Danke für das nette Feedback, tut gut ;o)Zum cui…..eigentlich bin ich froh über die Korrektur, mein Latinum (kleines) liegt etwas länger zurück und gewisse Personen des pers. Umfeldes haben mir das „qui“ nahgelegt, mich gar der Schlamperei bezichtigt ;o). Ich brauche jetzt finale Klärung!!!LG Alex