The Boredoms in der Maria

Möglicherweise verstärkt sich so der Eindruck, einem heidnischen Ritus beizuwohnen. Zu sehen ist die zirkuläre Anordnung der Musiker auf der Bühne – drei Drumsets und der Sitz des Hohepriesters – um eine leere Mitte. Für offene Ohren sitzt genau da der Sound, angenehm strukturlos und nach minutenlanger Verdichtung immer wieder überraschend das Tempo wechselnd: Einsetzt der beschwörende Sang des Medizinmannes. Oder der bezaubernden Yoshimi P-We (auf dem Flaming Lips Album Yoshimi Battles the Pink Robots hatte sie die evil machines zu bekämpfen und Wayne Coyne sang: „I know she can beat them“) Yoshimi also, barfuß, die sich seitlich zum Mikro streckt, während sie weiter das Schlagzeug bearbeitet. Dieser Präzision der Schläge und dem enormen Kraftaufwand beizuwohnen, den es braucht, den Klangteppich über eineinhalb Stunden zu breiten, macht extrem gute Laune.

Gegründet 1986 von Yamatsuka Eye, Ex-Mitglied der berüchtigten japanischen Formation Hanatarash, wechselte der musikalische Stil der Boredoms vom kompromisslosen Noise ihres ersten Longplayers „Onanie Bomb Meets the Sex Pistols“ über Rock, Free-Jazz, Trance und Psychedelic zu einem komplett originären Sound. Nach Touren mit Sonic Youth und Nirvana Anfang der 90er, ungefähr einer Million Nebenprojekten und Kollaborationen (u. a. mit John Zorn, U.N.K.L.E., DJ Krush) kehrten Boredoms als Gruppe 2004 mit dem Album „Seadrum/House of Sun“ zurück. Das gestrige Konzert war ihr erstes in Berlin.

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