Der Wandel auf dem Strommarkt trifft die Energieriesen schwer. Durch das höhere Angebot an erneuerbaren Energien fallen die Strompreise. Dadurch sind viele Kohlekraftwerke und insbesondere das Braunkohlegeschäft nicht mehr rentabel. Doch die Konzerne tun sich schwer mit dem nötigen Umbau – Vattenfall, E.on und RWE sorgen zurzeit eher für negative Schlagzeilen.
Die Energiewende wirbelt die Kräfteverhältnisse auf dem Strommarkt durcheinander. War es bisher ein sicheres Geschäft, mit der Stromerzeugung Geld zu verdienen, ist es momentan völlig offen, wie die Energiekonzerne zu ihrer alten Ertragsstärke zurückfinden. Einen kleinen Erfolg können sie allerdings verbuchen: Die geplante Klimaabgabe auf Kohleverstromung kommt nicht. Stattdessen werden Kraftwerkskapazitäten in eine Reserve überführt und auf Standby-Modus geschaltet. Dafür erhalten die Kraftwerksbetreiber Geld, das die Stromkunden aufbringen. Mit der Kapazitätsreserve können Schwankungen in der Produktion des Ökostroms aufgefangen werden.
Vattenfall mit Rekordverlust
Vattenfall veröffentlichte in diesen Tagen einen Verlust für das 2. Quartal 2015 in Höhe von 3,1 Milliarden Euro. Der Verlust entsteht durch hohe Abschreibungen und Wertberichtigungen auf das deutsche Kohlegeschäft und weitere Anlagen in Schweden. Auch der Umsatz sinkt im 2. Quartal auf nur noch 3,8 Milliarden Euro.
Der Konzern steht von einem schwierigen Umbau: Die Konzentration auf erneuerbare Energien erfordert hohe Investitionen. Die Kosten sollen gesenkt werden, was einen weiteren Abbau von Arbeitsplätzen bedeutet. Bislang ist die Einsparung von rund 1.000 Arbeitsplätzen geplant; insgesamt beschäftigt Vattenfall in Deutschland knapp 15.000 Mitarbeiter.
Vattenfall will sich zudem vom Braunkohlegeschäft trennen, über den Verkauf der Kraftwerke und Tagebaubetriebe in der Lausitz wird verhandelt.
RWE reduziert Braunkohlegeschäft
Auch RWE wird die Braunkohleaktivitäten zurückfahren – sie sind zu Zeiten sinkender Strompreise nicht mehr rentabel. Im Rheinischen Revier arbeiten noch rund 10.000 RWE-Beschäftigte in der Braunkohle. Auch mit Kohle- und Gaskraftwerken verdient der Energiekonzern kaum noch Geld. RWE plant daher einen radikalen Umbau, der am 10. August vorgestellt werden soll.
Das Betriebsergebnis im 1. Quartal sinkt um 23 Prozent auf 428 Millionen Euro. Die Börse reagiert skeptisch auf die bislang bekannten Pläne: Analysten empfehlen zurzeit den Verkauf der RWE-Aktie.
E.on vor Unternehmensaufspaltung
Auch die E.on-Aktie steht bei Analysten auf „Verkauf“. Die britische Bank HSBC sieht die Aktie auf dem Weg nach unten. E.on will den Umbrüchen auf dem Energiemarkt mit einer Aufspaltung in eine Ökostrom-Sparte und ein einen Konzernteil namens Uniper für Atom- und Kohlekraftwerke. Die Analysten sind jedoch skeptisch, ob dieser Umbau die Ertragsstärke des Konzerns nachhaltig verbessern wird. Dies ist die zentrale Frage, der sich alle Energieriesen zurzeit stellen.
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