Die Haupstadt der Diebe und Kleinkriminellen in Europa ist wohl Barcelona. Hier wurden selbst Prominente wie der deutsche Publizist Günter Wallraff ausgeraubt. Dem Enthüllungsjournalisten wurde kurz vor der Veröffentlichung das gesamte Manuskript seines neuen Buches in einem Straßencafe gestohlen. Vorgetäuscht wurde ein kleiner Unfall – ein Passant stolperte, riss Stühle um, sein Kompagnon entwendete derweil Wallraffs Tasche.
Die größte Gefahr bestohlen zu werden besteht in allen anderen europäischen Touristenzielen im dichten Gedränge an den Orten, die ganz oben als Besuchsziel stehen: Eiffelturm, die Rambla oder das Koloseum in Rom sind wegen der Touristenströme unübersichtlich und die Drängelei unvermeidbar. Vorsicht ist aber auch in den öffentlichen Verkehrsmitteln wie U-Bahnen oder Bussen oder auch auf den großen Flughäfen der Metropolen geboten. Taschendiebe haben es besonders auf Rucksäcke und Umhängetaschen, die dem Gesichtsfeld abgewendet sind, abgesehen. Im Gedränge werden Reißverschlüsse geöffnet und Geldbeutel, Kameras oder Handys entwendet. In Italien sind oft dreiste Diebe auf Mofas, die in den engen Gassen Passanten die Taschen im Vorbeifahren von den Schultern reißen, unterwegs.
Wer sich vor unliebsamen Überraschungen schützen will, sollte einige wichtige Tipps in der Hochsaison beherzigen, um nicht unnötig Stress im Urlaub zu haben.
Taschendiebe: Das sollten Sie beachten!
So schützen Sie sich vor Diebstahl auf Reisen:
- Umhängetasche quer über der Brust tragen.
- Rucksäcke nach vorn tragen.
- Wertsachen im Hotelsafe lassen.
- Bargeld in verschließbare Hosentaschen oder in Innentaschen von Rucksäcken verstauen.
- In Autos nie Taschen oder gar Wertsachen offen liegenlassen.
- Nie Taschen am Stuhl oder anderswo frei herumhängen lassen.
- Nie Portemonnaie oder Telefon auf den Tisch oder die Bar legen.
- Wenn möglich, nicht als Tourist oder Fremder auffallen – Einheimische werden weniger bestohlen.
- Geldscheine nach Abheben an öffentlichen Automaten nicht auf offener Straße zählen.
- Geldautomaten an beliebten Touristenorten meiden und eher in ruhigeren Gegenden oder in der Bank abheben.
Weitere wertvolle Tipps gibt die Berliner Polizei auf diesem Infoblatt. Hier werden die verschiedenen Tricks verraten.
Die raffinierten Tricks der Taschendiebe
Anrempeln im Gedränge, um sich in die Nähe des Opfers zu bringen gehört ebenso zu den Taktiken wie das Vorspielen von Behinderungen oder Hilflosigkeit. Hilflosen Personen vertraut man und wird unvorsichtig. So arbeiten manche Taschendiebe in Dreiergruppen mit Stadtplänen und geben sich als orientierungslose Touristen aus. Dann fragen Sie ihr Opfer nach dem Weg, um unter dem ausgebreiteten Stadtplan nach der Tasche zu greifen. Ein Späher hält Abstand und sichert ab, dass kein Polizist in der Nähe ist. Der Gipfel der Perfidität sind Diebe und Bettler, die sich selbst als Opfer ausgeben und Touristen um Hilfe bitten, weil sie bestohlen wurden. Alles Tricks, um sich der Tasche mit den Wertsachen des Befragten zu nähern.
Diebe sind wie Zauberer im Zirkus zu schnellen und kaum wahrnehmbaren Bewegungen in der Lage. Dass ein Opfer beklaut wurde, merkt so mancher oft erst zu Hause, wenn es längst zu spät ist. Der Vorgang des Entwendens geschieht auf beinahe magische Weise. Taschendiebe müssen gute Psychologen und zugleich geradezu Künstler mit ihren Händen sein. So gehört das geschickte Verbinden von fließenden Bewegungen zur weiteren Handwerkskunst. Wenn etwa ein Smartphone von einem Tisch verschwindet, dann wurde der Handgriff mit einer Bewegung vollzogen und ein anderer Gegenstand wie etwa ein Teller oder Glas zum Telefon hingeschoben, um mit einer ruhigen aber bestimmten Bewegung das Telefon mitzunehmen. Der Dieb verschwindet meist genauso lautlos und unauffällig wie er sich angenähert hat.
Viele Diebe geben sich als Uhren-, Sonnenbrillen- oder Rosenverkäufer oder auch als eifrige Zeitungsleser aus. Wenn sich in der U-Bahn jemand umständlich mit einer Zeitung oder einem über den Arm geworfenen Mantel annähert, ist Vorsicht geboten. Mantel oder Zeitung dienen als Sichtschutz. Mit der zweiten, verdeckten Hand, der „Arbeitshand“, wird Ihre Tasche geöffnet. Zudem verfolgen Diebe ihre Opfer mitunter stundenlang und beobachten sie, um dann zum richtigen Zeitpunkt zuzuschlagen.
Das amerikanische Weltenbummlerpaar Bambi Vincent und Bob Arno bereist die beliebtesten Städte der Trickbetrüger, um Diebe aufzuspüren und deren Praxis zu untersuchen. Auf ihrem Blog werden in Interviews die neuesten Tricks verraten
Was tun, wenn man bestohlen wurde?
Falls also Reisepass oder Ausweis abhanden gekommen sind, hat man nun besonders viel Ärger – denn, um wieder nach Hause fliegen zu können, braucht man seinen Pass. Hier lässt sich der Gang zum jeweiligen Konsulat oder der Botschaft kaum vermeiden. Die stellen dann gegen Gebühr ein Ersatzreisedokument aus.
Eine Strafanzeige bei der Polizei stellen
Übrigens werden auch Reisepässe, Kreditkarten oder Führerscheine auf dem Schwarzmarkt gehandelt. Diebe verkaufen die erbeuteten Karten oft weiter an LKW-Fahrer. So werden Kreditkarten etwa schnell für die Mautzahlung auf den Autobahnen eingesetzt. Also, so rasch wie möglich sperren, um weitere Kosten zu vermeiden.
Tipps zum Vorbeugen
- Kopien aller wichtigen persönlichen Dokumente anfertigen und im Koffer gut verstauen.
- Telefonnummern von Banken, Kreditkarteninstitut, Krankenkasse etc. extra notieren
- Sperren der Kreditkarte unter Hotline 116 116.
- Wichtige Telefonnummern von Freunden oder Verwandten nicht nur im Handy abspeichern.
- Regelmäßig Sicherungen der Festplatte des Notebooks durchführen und das Notebook am besten zu Hause lassen!
- SIM-Kartennummer des Mobiltelefons aufschreiben.
Mit dem Mikrochip Wertsachen sichern
Es ist überlegenswert, Mikrochips auch in Taschen oder Rucksäcke einzunähen, damit sich so schnell entwendete Sachen finden lassen. Bei teuren Fahrrädern oder Haustieren ist das Implantieren von Chips bereits Praxis, in den USA pflanzen besorgte Promieltern ihren Kids auch schon sogenannte Locator-Chips ein. Die Mikrochips sind preiswert und klein geworden, so dass diese sich überall anbringen lassen. Diebe nehmen aber oft schnell nur die Wertsachen an sich und werfen Taschen weg. Auch bei Geldbörsen lohnt der Chip nicht, denn Diebe nehmen die Geldscheine heraus und werfen das Portemonnaie in den Müll.
Die gefährlichsten Orte in Europas Touristenstädten:
Rom: Kolosseum, U-Bahn, 60er-Buslinien
Barcelona: Rambla, Mercat de la Boqueria, Plaza Catalunya, Park rund um Sagrada Familia, U-Bahn-Stationen Passeig de Gràcia, Urquinaona, Plaza de Espanya und Diagonal. Im Sommer Linie 4 rund um Barceloneta, Stadtstrände, nachts allein enge Gassen im Zentrum meiden
Neapel: Achtung Hauptstadt der Sciappatori, Mofaräuber. (Taschen nie über der Schulter hängen lassen.) Buslinien und rund um den Hauptbahnhof. Quartieri Spagnoli, Forcella oder Stella.
Paris: Basilika Sacré Coeur, Eiffelturm, Metro
Berlin: Alexanderplatz, Treff rund um Weltzeituhr, Kurfürstendamm, Hackescher Markt, Flughafenbus TXL und S-Bahnen und U-Bahnen
Madrid: U-Bahn, Bus, Rastro (Flohmarkt), Puerta del Sol, Plaza Mayor und Gran Via.
Spanien: sämtliche beliebte Touristenstrände, Touristeninseln Balearen und Kanaren. Hier besonders Teneriffa.
London: U-Bahn, Touristenorte Big Ben, Soho und am Trafalgar Square.
Schwierigkeitsgrad: |
Danke für diesen Beitrag! Man sollte wirklich schauen, dass es nicht einen erwischt.
Danke für die Hinweise, sehr praktisch!. Ich habe auch etwas interessantes in Madrid gefunden, Es ist ein kostenlosen Dienst, den uns Assistenz gebe, falls wir Opfer eines Diebstahles sind oder ein andere Problem haben. Ich finde es eine gute Idee um sicherer zu reisen:http://www.tsmadrid.com/home-de.html
Kneipendiebe in Neuköln – Es geht einfacher und schneller als man denkt 🙂 bei uns waren es zwei Kids um die 16/17. Der Trick: zwei DinA4 Zettel in Klarsichtfolien, die sie uns plötzlich vor´s Gesicht gehalten haben, hat uns erstmal abgelenkt. (Portemonnaie weg!) Wir waren erstmal damit beschäftigt die abzuwimmeln und zu verstehen was die wollen. Dann hat der Junge seinen Zettel auf den Tisch gelegt und beim wegnehmen das Handy mit angesackt (Handy weg). Unser Hirn arbeitet sehr selektiv. Mit ein bisschen bla bla kann man fast alle Sinne ablenken. Wenn man sich zu sehr auf sein Geld konzentriert, dann bekommt man keine Ware eingepackt und trägt Steine nach Hause. Konzentriert man sich zu sehr auf die Ware, bekommt man Falschgeld zurück oder gleich das Portemonnaie gestohlen. 🙂 Wie man es dreht und wendet – man hat fast keine Chance. Am Ende hilft eben nur, so wenig wie möglich bei sich zu haben. Viel Glück!