Nach dem großen Erfolg von Assassin’s Creed II war eine Fortsetzung der Story nur eine Frage der Zeit. Das Spiel setzt die Handlung des Vorgängers direkt fort und kann mit einer ganzen Reihe von spielerischen Neuerungen aufwarten.
Der Erfolg der Reihe brachte den Publisher Ubisoft auf die ambitionierte Idee, zukünftig jährlich einen neuen Teil der Reihe zu veröffentlichen. Von Fans und Kritikern wurde diese Praxis überwiegend kritisch aufgenommen, da unterstellt wurde, dass die Reihe damit „gemolken“ werden sollte und dadurch langfristig an Qualität und Innovationskraft verlieren würde. Rückblickend lässt sich die Kritik durchaus bestätigen, wie in den nächsten Folgen dieses Überblicks deutlich wird.
Assassin’s Creed: Brotherhood (2010)
Desmond Miles Wandlung zu einem echten Assassinen ist fast abgeschlossen, doch ein schockierendes Erlebnis am Ende seines letzten Abenteuers, sowie die anhaltende Bedrohung durch die Templer, lassen ihn wieder in den Animus zurückkehren. Die Erinnerungen seines Vorfahren Ezio sind noch voller Geheimnisse.
Wir schreiben jetzt den Beginn des 16. Jahrhunderts. Ezio ist jetzt ein gestandener Herr im besten Alter, Assassinen-Großmeister und immer noch ein Schürzenjäger. Er reist nach Rom, um es dort zum letzten Male mit seinem Erzfeind Rodrigo Borgia aufzunehmen. Dieser hat sich inzwischen mit Hilfe der Templer zu Papst Alexander VI. ernannt. Nun hat es Ezio nicht nur mit den Templern zu tun, sondern auch mit den Streitkräften des Vatikans. Auch Rodrigos machthungriger Sohn Cesare Borgia mischt sich in das Geschehen ein.
Anders als die beiden Vorgänger, spielt dieser Teil der Reihe ausschließlich in Rom. Dabei ist die gesamte spielbare Fläche in etwas so groß, wie die Städte des Vorgängers zusammen. Das Rom des 16. Jahrhunderts ist keine pulsierende Metropole, wie man es sich vorstellen mag. Weite Teile (z.B. um das Kolosseum herum) sind nahezu Ackerland. Berühmte Bauwerke, die heute Touristenschwärme anziehen, sind halbverfallene, unbeachtete Ruinen. Dadurch wirkt die Spielwelt angenehm abwechslungsreich. Ähnlich wie im Vorgänger gibt es enorm viel zu entdecken. Bei Nacht an den Borgia-Wachen vorbei in das schwer bewachte Castel Sant’Angelo einzubrechen und auf dessen höchsten Punkt zu klettern, ist wohl der Höhepunkt des Möglichen.
Spielerisch bietet Brotherhood die gleichen Möglichkeiten wie der Vorgänger und noch eine ganze Menge mehr. Als Großmeister der Assassinen kann Ezio nun neue Rekruten anwerben, ausbilden und auf Missionen schicken. Seine Schüler kann Ezio in fast allen Situationen zur Hilfe rufen. Sei es, um sich nicht selbst die Hände schmutzig zu machen oder um Kämpfe gegen überwältigende Gegnermengen zu bestehen. Weiterhin kann Ezio im Laufe des Spiels die verschiedenen Bezirke Roms aus den Klauen der Borgia-Schergen befreien. Das ermöglicht ihm im Anschluss, Geld in Geschäfte zu investieren und die Wirtschaft Roms anzutreiben. Mit den Einnahmen wiederrum kauft sich Ezio neue Waffen, Rüstungen oder investiert in Kunstwerke für sein Hauptquartier.
So interessant die spielerischen Neuerungen auch erscheinen, leider wirkt das Spiel fast schon ein wenig mit Nebenmissionen und Sammelgegenständen überladen. Perfektionistischen Naturen, die unbedingt alles erledigen wollen, sei zu Vorsicht geraten.
Die Schwäche des Spiels ist die Story, die wie ein künstlich in die Länge gezogener Epilog des Vorgängers wirkt. Es geschieht eigentlich nicht mehr wirklich viel in Ezios Geschichte, dass eine Fortsetzung rechtfertigt. Auch die Handlung in der Gegenwart verliert an Fahrt und wird zunehmend unglaubwürdiger.
Als Fazit lässt sich sagen, dass Brotherhood – die Story mal außen vor gelassen – sehr unterhaltsam ist. Fans des Vorgängers bekommen genau das, was sie bereits kennen. Große Innovationssprünge wie vom ersten zum zweiten Teil finden allerdings nicht statt. Ein frisches Setting und ein neuer Held hätten der Story gut getan.
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