Im Guardian gelesen. Ein sehr interessanter Kommentar von Rowenna Davis über die Sinnhaftigkeit einer Bewegung innerhalb der Labour-Partei, die gerade dabei ist, den Punkt „Wählen ab 16“ als festen Bestandteil des Wahlprogramms durchzusetzen.
Die Argumente von Davis mal zusammengefasst: Da die englischen Jugendlichen mit 16 heiraten dürfen und ins Militär eintreten können, werden sie vom Staat offensichtlich als fähig erachtet, über so wichtige Dinge wie die Partnerschaft und ihr eigenes Leben zu entscheiden. Warum sollten sie nicht wählen dürfen? Außerdem würden junge Leute die Probleme des täglichen Lebens noch unmittelbarer spüren als die älteren und seien deswegen auf der Ebene des politischen Entscheidens eine wichtige Kompontente. Zuletzt helfe eine Wahlmöglichkeit für Menschen ab 16 Jahren dabei, die Beziehung zwischen Jugendlichen und dem Staat durch gegenseitigen Respekt zu verbessern.
Das scheint mir das Hauptargument ihres Artikels zu sein: Junge Menschen haben, gerade in England, die gleichen Probleme wie die Erwachsenen und nehmen sie unmittelbarer wahr als diese. Frisches Denken, nah am Leben, bekommt die Chance, zu wählen.
Das gängigste Gegenargument ist wohl die Angst der Alten vor dem Populismus. Junges Denken ist unmitelbarer dran, macht aber genau deswegen auch leichter Fehler. Wer sich ungerecht behandelt fühlt, ohne wenigstens Teile des Gesamtzusammenhangs zu kennen, der springt leichter auf den Wagen von Schreihälsen mit dubiosen Absichten auf. Ist halt die Frage, ob das in diesem Fall wirklich zutrifft. Schließlich schützt das Alter nur selten vor Dummheit und die meisten Leute, die mit diesem Argument ankommen, fürchten sich nur davor, dass die bestehende Ordnung durch das „radikale“ Denken junger Leute geändert werden könnte. Dabei denken die meistens ganz normal, nur eben realistischer. Deswegen halte ich Davis‘ Argumentation für überzeugend.
Dass das Ganze nur eine Notiz im Aktenstapel der Labour Partei ist und von der Brown’schen Verhüllungstaktik betroffen seinen Weg nicht mal an die Öffentlichkeit gefunden hat, sei mal nebenbei erwähnt. Fraglich, ob das je ins Wahlprogramm der Labours kommen wird und noch fraglicher, ob diese Partei nach der nächsten Wahl irgendwie im Stande sein wird, wichtige Entscheidungen zu treffen.
Ich finde, dass man mit 16 Jahren…an der Wahl teilnehmen sollte.
Rudi