Aber von vorne.
Es begab sich vor einiger Zeit, da verkündete ein heute
Altbundeskanzler, so geht’s nicht weiter mit dem Sozialstaat BRD, Reformen
müssen her! Genannt hat er sie Agenda 2010
(sprich: zwanzig-zehn). Es begab sich
auch zu der Zeit, das einige der Bürger, damit gar nicht einverstanden waren. Sie wollten
lieber alles für alle – ohne dass jemand etwas dafür tun müsse, kurz sie hingen
einer Utopie an. Kurze Zeit später waren sie die Wahlalternative Arbeit und
Soziale Gerechtigkeit (WASG).
Im Osten des Landes mobilisierte derweil eine Partei aus
Alt- und Jungkadern ebenfalls gegen die doch so schön klingende Agenda.
Irgendwann bemerkten beide, dass es sich zusammen viel schöner
protestieren und mobilisieren lässt und so
beschlossen die beiden großen geistigen Vorsitzenden, Gregor G. und
Oskar L. eine
Zwangs ähh `tschuldigung eine ganz normale Ehe der beiden Parteien.
Gedacht, gesagt, getan –
bau auf, bau auf die schöne neue Einheits ah, schon wieder falsch…also
bau auf,
bau auf die schöne neue Partei. Die LINKE sollte sie heißen.
Derweil hatte der mittlerweile Altbundeskanzler plötzlich
keine Lust mehr auf Chef und rief Neuwahlen aus. Die Party wollte die neue
tolle LINKE sich natürlich nicht entgehen lassen und trat an, zur
Bundestagswahl 2005, gewann mehr als 5% und zog ins Parlament.
Einige jedoch wollten partout nicht in die schöne neue
Partei. Sie wollten lieber alleine bleiben in der Schmollecke.
Besonders in
Berlin und Mecklenburg-Vorpommern gab es Rebellen, die nichts mit der PDS
zu tun haben wollten – verständlich. Könnte
man ja meinen, okay, lass die Rebellen mal alleine machen, werden schon sehen was sie davon haben.
Dumm nur, das es da etwas gibt, was sich Parteiengesetz nennt. Dieses sieht vor, dass es keine
gemeinsame Bundestagsfraktion geben kann, wenn Parteien, die diese bilden, in
einem oder mehreren Bundesländern gegeneinander antreten. Deswegen gibt’s in Bayern
zum Beispiel keine CDU.
Also Schluß mit kuscheln im Bundestag für Oskar und Gregor? Nein,
einfach mal an die guten alten Zeiten erinnert und per Beschluß von oben herab
den renitenten Landesvorstand von Berlin abgesetzt. Kennt man ja von früher
noch, zumindest in der PDS. Dumm nur, das es heute eine unabhängige
Justiz gibt, die derlei Machtsprüche überprüft.
So jetzt geschehen vom Berliner Landgericht – und gleich mal schön kassiert, das Diktat von oben.
Zwar hat der zwischenzeitlich eingesetzte höhrige Vorstand die
Wahlanzeige zur Senatswahl im September zurückgezogen. Allerdings ist natürlich
fraglich, ob Entscheidungen eines Landesvorstandes den es gar nicht hätte geben
dürfen, bestand haben werden. Wohl eher nicht. Deswegen könnte es bald vorbei sein mit
dem Traum einer neuen, tollen, linken Partei – schlimm, dass diese Utopien auch
immer so schnell zerplatzen, wenn sie auf die Realität treffen.