David Peter Meads benannte sich nach dem Gedicht, weil es darin um eine Kreatur namens Scroobious Pip geht, die nicht genau weiß, wer oder was sie eigentlich ist. Am Ende realisiert sie, dass sie einfach Scroobious Pip ist. Existenzialismus und Surrealismus, man merkt schon, Scroobius schreibt nicht einfach nach dem „Reim dich oder ich fress dich Schema“.
Scroobius Pip wütet auf dem Papier
Ganz im Gegenteil, so dick, großzügig und mitreißend „Distraction Pieces“ auch produziert ist, Scroobius hört man wegen seiner Texte, die nicht nur kunstvoll ineinander greifen, sondern auch die Ansicht eines nachdenklichen, selbstreflektierenden und vor allem wütenden Menschen in sich tragen. Oh ja, Scroobius Pip ist wütend, auf hirnlose, eingstirnige Möchtegernrapper, auf die Verdummung der Zuhörer, auf die phrasendreschende Politik, nicht zuletzt auf sich selbst, der irgendwie nichts daran ändern kann und dank seiner menschlichen Schwächen auch noch dazu beiträgt.
[youtube q_Gh8TWpQE8]So ist der Opener „Introdiction“ bereits eine perfekte Einführung in das Solowerk des Rappers, der zuvor vorwiegend mit Dans le sac assoziiert wurde. Aber auch auf Solopfaden brilliert David Peter Meadis, zur Produktion hat er sich auch High Society der britischen Musikszene an Bord geholt, etwa Steve Mason, Danny Lohner (NIN) und Radiolegende Zane Lowe. Und wie es sich für jeden Rapper gehört, hat er sich natürlich auch ein paar Homies heran gezogen, die mit ihm ein paar „Rhymes kicken“. Mit dem Gewissen der aktuellen Hip Hop Szene, Sage Francis auf „Let „Em Come“ , zeigt er, dass das nicht nur halbgares Namedropping ist, sondern Zusammenarbeit mit Köpfchen, die sinister an Gorillaz erinnernden Mundharmonika-Bits während des Songs sorgen nicht zuletzt dafür, dass sich Scroobius trotz der auf Streit gebürsteten Lyrics nie zu ernst zu nehmen scheint.
Intelligent und unterhaltsam? Unmöglich
Wer bei nachdenklichen Raps immer an langweilige, nie enden wollende Monologe denkt, der kann sich schon mal warm anziehen, denn „Let „Em Come“ ist hier schon Beweis genug, mit an RATM erinnernde Wortschwaden kann man dazu sicher die Tanzfläche in Brand setzen. Die ruhig angesetzten Songs – etwa „Broken Promise“ und das leicht unübersichtliche „Feel It“ (ft. Natasha Fox) – werden durch die immer präsente Gitarrenarbeit aufgefrischt und erinnern in den besten Momenten an das famose „Best of Times“ von Sage Francis. Sowieso ist die eher rockige Herangehensweise der Musik – fernab von grausigen Crossover-Pfaden – ein Grund dafür, warum „Distraction Pieces“ so rastlos klingt und die rasenden Gedanken von Scroobius perfekt widerspiegelt.
[youtube QJ8TzuqpSQs]Kanye und Jay Z haben ein neues Album draußen? Wen interessiert es, wer wirklich ein Hip Hop Album für die Insel haben möchte, der greift zielsicher zu „Distraction Pieces“ und taucht ein in die komplexe Welt des Scroobius Pip.
PS: Man beachte das großartige „PISS“ T-Shirt, dass sowohl von Scroobius, als auch seiner weiblichen Verkörperung in den Musikvideos getragen wird. Beweis genug, dass der Junge auch Humor versteht.