Scheitern tut weh oder: Wo man Gott auf die Spur kommt

Auf den ersten Blick erscheint Transzendenz als eine so widerspenstige und philosophisch kontraproduktive Eigenschaft, dass man sich schwerlich vorstellen kann, aus ihr überhaupt irgendeine sinnvolle Aussage ableiten zu können.

Doch dieser Eindruck täuscht. Er hat seine Ursache zum Teil darin, dass Transzendenz – mit Blick auf den letzten und eigentlichen Grund der Welt – keine inhaltliche Eigenschaft darstellt, sondern eine übergeordnete erkenntnistheoretische Charakterisierung, die allen inhaltlichen Eigenschaften dieses Grundes gleichermaßen zu kommt, einerlei ob wir über die Allgegenwärtigkeit oder die Unsichtbarkeit dieses Grundes sprechen. Das bedeutet, dass es für keine der inhaltlichen Eigenschaften dieses Grundes  ein empirisches Äquivalent in dem sichtbaren physikalischen Universum gibt. Genau das meint Transzendenz: Der letzte und eigentliche Grund der Welt bestimmt zwar die Struktur der Welt, aber er bleibt bei alledem vollständig unseren Blicken entzogen. Es gibt kein einziges Faktum, dass mit ihm selbst zu tun hat. Noch schärfer formuliert: Wenn wir einen solchen letzten Grund der Welt unterstellen, dann kann dieser Grund gerade nur deswegen als absolut angenommen werden, weil er von allem unabhängig ist. Er ist nicht in irgendeiner einschränkenden Weise in die Welt hineingewoben – weder faktisch, noch formal, noch prinzipiell noch sonst irgendwie. Und dies ist auch der sachliche Grund, warum wir bis heute nicht wissen, ob es ihn gibt oder nicht.

Wenn wir uns nun ausschließlich auf diese übergeordnete erkenntnistheoretische Charakterisierung des letzten Grundes beziehen, dann ist die Auseinandersetzung schon beendet, bevor sie begonnen hat. Wie soll man einen Gegenstandsbereich theoretisch abbilden, der sich jeglicher Abbildbarkeit entzieht? 

Um also herausfinden zu können, welche Struktur dieser Grund unserem Universum aufgezwungen hat, ist es notwendig, sich an seinen inhaltlichen Eigenschaften zu orientieren. Eine der universellsten Eigenschaften ist die der Allgegenwart. Gleichgültig, mit welcher spirituellen oder religiösen Überlieferung wir es zu tun haben, ob wir über das Tao, Gott oder den Geist sprechen, diese Eigenschaft der Allgegenwart ist allen großen Weltreligionen gemeinsam.

Doch welche strukturellen Bedingungen zwingt diese Eigenschaft der Allgegenwart dem physikalischen Universum auf? Das war die Frage, die es zu beantworten galt. Und sie ist  ein klassisches Lehrbeispiel dafür, wie man auch dann noch der Sehnsucht nach Transzendenz erliegen kann, obwohl man klar weiss, dass diese Sehnsucht eine Sackgasse ist, aus der noch nie jemand zurückgekehrt ist – zumindest nicht mit wissenschaftlich verwertbaren Erkenntnissen.

Bereits die erste Erkenntnis, zu der ich gelangte, war mehr als ernüchternd: Ich erkannte, dass ein als allgegenwärtig definierter Grund  innerhalb der sichtbaren Welt empirisch so diffus adressiert war, dass ich mich in meiner Suche nach dieser Struktur auf keinerlei empirische Daten stützen konnte. Wenn etwas allgegenwärtig sein sollte, dann musste es buchstäblich an jedem Ort dieses Universums gleichermaßen gegenwärtig sein, denn dies war der Sinn dieses Begriffes. Das aber bedeutete – im Umkehrschluss -, dass auch keiner dieser Orte in irgendeiner Weise empirisch ausgezeichnet war. Es schien also kein spezielles Datenpaket zu geben, das Auskunft darüber erteilte, wie diese strukturelle Bedingung beschaffen sein könnte.

Auch in theoretischer Hinsicht sah die Suche nach dieser Struktur nicht sonderlich vielversprechend aus, denn der Begriff der Allgegenwart lieferte von sich aus nicht den allergeringsten theoretischen Anhaltspunkt dafür, wie diese strukturelle Bedingung auszusehen hatte. Wie muss man das Universum organisieren, wenn etwas überall und nirgendwo zugleich sein soll? Die Suche nach entsprechenden theoretischen Strukturvorgaben schien damit ebenso wie die Suche nach charakteristischen empirischen Daten auf ein unadressierbares Überall und Nirgendwo verwiesen zu sein.

Und was noch schlimmer war, wie ich es auch wendete,  der Begriff der Allgegenwart verweigerte sich jeglicher Spezifikation. Er schien wie eine auf immer versiegelte Black-Box, aus der kein Zeichen hervordrang. Und was noch schlimmer war, ich hatte für mein komplettes Scheitern partout keine Erklärung. Ich war mir sicher, die Transzendenz dieses letzten Grundes akzeptiert zu haben – und einem modernen Weg in Sachen Metaphysik gefolgt zu sein.

Doch genau in diesem Punkt irrte ich mich: Nach einer geraumen Weile musste ich mir eingestehen, dass ich mich in meiner Suche nach dieser innerweltlichen Struktur unbemerkt – wie alle Metaphysiker vor mir  – in dasselbe unlösbare Problem verbissen hatte: Ich hatte den von vornherein irregeleiteten Versuch unternommen, über einen transzendenten Begriff, wie den der Allgegenwart, Zugriff auf eine Struktur erhalten zu wollen, die ihrer Natur nach gar nicht im transzendenten Raum der Wirklichkeit gefunden werden konnte. Wenn es diese Struktur tatsächlich gab, dann konnte sie selbstredend nur im immanenten Raum der Wirklichkeit gesichtet werden – und nur dort. Die richtige Adresse war also nichts anderes als das physikalische Universum selbst. Obwohl ich natürlich wusste, dass es für transzendente Eigenschaften keinerlei empirische Äquivalente geben konnte, hatte auch ich es unterbewusst als inakzeptabel empfunden, dass der letzte und eigentliche Grund der Welt a priori jeglicher empirischen Begründbarkeit entzogen sein sollte. Und so hatte ich unablässig auf dem Begriff der Allgegenwart herumgeritten, ohne zu ahnen, dass mich dieser Ritt – in wissenschaftlicher Hinsicht – nirgendwo hinführen würde.

Eben diese Erkenntnis ebnete den Weg zu der Alles entscheidenden Frage: Wo ist es in dem von der Metaphysik bezeichneten Wirklichkeitsbild überhaupt möglich, Aussagen über das Transzendente empirisch verifizieren zu können?

Diese Frage lenkte den Blick ganz natürlich auf ein Gebiet, dass, wie sich zeigen sollte, in sehr hohem Maße geeignet war, dem Transzendenten innerhalb unserer Welt auf die Spur kommen zu können: Es war der äußerste Rand des sichtbaren physikalischen Universums. Es gab keinen anderen Ort im Universum, wo man dem Transzendenten so nahe war wie dort. Wenn es also überhaupt eine Möglichkeit gab, dem letzten und eigentlichen Grund mit wissenschaftlichen Mitteln beizukommen, dann in diesem speziellen Gebiet. Wenn es Gott gab, dann gab es per se kein anderes Gebiet, in dem man seinen „Schattenriss" so klar erkennen musste wie eben dort.

Demnächst: In Platons Höhle oder: Ein Geschenk vom Vater des himmlischen Lichts

6 Meinungen

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