Seichte fernöstliche Klänge grüßen den Gast am Eingang des Sala Thai, wo ein westlich gewandeter Herr auf den Tausch der Mäntel gegen eine Garderobenmarke besteht und uns auch ohne Reservierung an einen hübsch eingedeckten Tisch mit kunstvoll gefalteten Servietten geleitet. Das Besteck ist das gleiche wie im Restaurant „Bangkok" in unmittelbarer Nähe, über das wir schweigen möchten, damit man uns nicht der üblen Nachrede bezichtigt.
Im Hintergrund des mit üppigen Hölzern und vielen Pflanzen ausgestatteten Restaurants plätschert ein Brunnen zur typisch asiatischen Hotelbarmusik. Feng Shui-technisch schwingt hier alles im grünen Bereich. Die Weinkarte offeriert für ein thailändisches Lokal viele Positionen. Den portugiesischen Mattheus Rose für 16,80 Euro die Flasche wollen wir lieber nicht probieren, aber der Chardonnay von Thomas Mitchell (Australien, 27,90 Euro), Koonunga Hill Shiraz/Cabernet Sauvignon, ein „Rotwein" von Penfolds für 35,70 Euro, der Grand Cru Bordeaux vom Chateau du Paradis (33,60 Euro) würden wir schon trinken. Mein Begleiter will trotzdem Guavensaft, muss sich aber mit Ananas oder Mango (je 2,40 Euro) begnügen. Ich wähle aus der Cocktailkarte mit den vielen bunten Bildern den „Thai Sling" für neuen Euro mit Cointeau, Thai Whisky und Soda. Wären wir in Thailand würde ich 2cl Mekong Whisky für 4,10 Euro mit Soda ordern und nach dem Essen Karaoke singen. Andreas gibt zu bedenken, dass es das Wasser nur in kleinen Flaschen gibt und starrt auf die hübsche Uniform der Kellnerin, die aus in ihrem Oberteil den Zettel für die Bestellungsaufnahme sucht. Wir nehmen das Menü B mit süß-sauer-scharfer Suppe aus Tintenfisch und zartem Fischfilet. Menü C bietet ein gemäßigtes Süppchen mit drei knusprigen Fischstücken. Dazu knallt die Kellnerin eine schale Chillis auf den Tisch und verschwindet schnell. Wahrscheinlich weiß sie, dass der dazu gebrachte Löffel klebt. Auch die welke Tischrose hat schon bessere Zeiten gesehen. Wenigstens die Minipalmen zwischen den künstlichen Frangipani sind echt. Am Nachbartisch stürzt ein Kellner mit einem riesigen Tontopf in Schräglage auf den Tisch einer geschockten Dame im hellen Sommerkleid zu. „Nix passiert!", lacht seine Kollegin schlurft mit leeren Suppenschalen zurück an die Bar. Das Huhn aus dem Menü B kommt mit knackigen Gemüsen in angenehm scharfer Sauce gefolgt von leckerem Schweinefleisch mit grünem Pfeffer und Röstzwiebeln. Die knusprige Ente aus dem Menü C ertrinkt in einer sehr Tomatenlastigen Tunke, besser gefällt das schare Lamm in Zitronen-Basilikum. Zum Nachtisch bringt die schlurfende Kellnerin schweres Kokoseis mit köstlicher Schokoladensauce, gefüllter Waffel und einer Mini-Kasperle-Puppe im gepunkteten Gewand. Auf dem Obstteller mit frischer Ananas, Honigmelone, Papaya und Litchi hockt die obligatorische Cocktailkirsche. Um halb zehn ergießt sich ein tropischer Regenguss vor dem Lokal und wir kommen am Eingang mit einem Herrn über seinen alten, reparaturbedürftigen Mercedes ins Gespräch. Ja, das Essen im Sala Thai können wir empfehlen. Und einen Mechaniker für den SL kenne ich auch. Aber das ist eine andere Geschichte.
Sala Thai, Brandsende 6, 20095, Tel 33 50 09, www.salathai.de
Tägl. 12 – 23 Uhr, Menüs 28 – 45 Euro