Serj Tankian – Harakiri
Tja, man kriegt, was man erwartet hat, schwere, melodienlastige Alternativesongs, die von Tankians Stimme und den kritischen Texten leben. Mehr gibt es aber zumindest auf „Harakiri“ leider nicht, was vielleicht auch daran liegen mag, dass Tankian ankündigte, dass es dieses Jahr bis zu drei weitere Solo Alben (Orca, Jazz-iz-Christ, Fuktronic) aus seiner Hand geben würde, dazu noch das versprochene SoaD Album und der Sänger hat sich einiges vorgenommen.
Aber natürlich hört man Serj für seine stimmlichen Künste und die politische Agenda, die der sehr besorgte Amerikaner verfolgt. Gesellschaftskritik zieht sich so quer durch die Songs und wird vor die düstere musikalische Kulisse gestellt, das klingt mal poetisch, mal etwas plump, dürfte aber allen Fans von SoaD und Tankians frühen Solowerken gefallen.
Hätte man etwas mehr von „Harakiri“ erwarten können? Definitiv, aber die große Enttäuschung bleibt aufgrund fantastischer Vocals trotzdem aus.
Frank Ocean – channel Orange
Kurz vor dem Albenrelease outete sich der RnB Sänger und sorgte damit nicht nur für Promotion, sondern auch für eine gewaltige Vorwärtsbewegung in der leider immer noch stark homophob geprägten Welt der Hip Hop und RnB Industrie.
Wäre „channel Orange“ mittelmäßig, dann könnte man diesen Schachzug fast schon als PR Gag sehen (wobei sich wohl kein RnB Sänger freiwillig so einer riskanten PR aussetzen würde) aber das Debüt des 24-Jährigen Sängers ist eine Meisterleistung in klassischem RnB mit moderner Detailarbeit.
Als Songwriter für Justin Bieber, Brandy und dem grandiosen John Legend wusste Ocean auch schon lange vor dem Release, was der Markt braucht.
Ocean ist ein Fan vieler Spuren und Songschnipsel, die vielen Layer sorgen bei den traditionellen Vocals für nette, abwechslungsreiche Elemente, die den Songs einen sehr modernen Sound verpassen. Wollen wir hoffen, dass er dafür nicht auch wie im Fall des Songs „American Wedding“ einer anderen Band ungefragt den Song klaute und dann auch noch große Töne spuckt, wenn er darauf angesprochen wird. Sie mögen offener mit ihrer Sexualität umgehen, die modernen RnB Sänger, aber die Egos sind immer noch größer als der Grand Canyon.
The View – Cheeky for a Reason
Die Schottpopper geben sich ein wenig versöhnlicher auf ihrem neusten Album und werden auch mal romantisch, so wirklich „cheeky“ ist das zwar nicht, charmant und kurzweilig dafür umso mehr.
Manch einer wird sie noch von ihrem Hit „same jeans“ kennen, das erste von mittlerweilen vier Alben feierte damals auch quer durch Großbritannien seine Erfolge, mittlerweile sind sie vor allem in ihrer Heimat noch eine gestandene Größe.
Mit gleichbleibend hübschen Alben wie „Cheeky for a Reason“ wird das wohl auch noch länger so bleiben, vor allem für all diejenigen, die den Hochzeiten der neuen Britpop Welle um 2006 herum nachtrauern, wird das Werk der Jungs mehr als gefallen, auch wenn sie über die Jahre etwas bedachter geworden sind. Nicht zuletzt der schottische Akzent wird aber so einige Platten verkaufen, denn der ist einfach zu herzig.
Übrigens, wer besonders die entspannte Gitarrenarbeit mag, der sollte mal ein Ohr auf Rubber Kiss Goodbye oder U.S Royalty werfen, die haben die Fleetwood Mac Gitarren nämlich ähnlich bezaubernd aufgespielt.