Twin Shadow – Confess
Blood Orange, Miike Snow und Erasure, Twin Shadow channelt sie alle und bringt dabei eine einnehmend melancholische Wärme in seine Musik, die nur das beste an 80er Jahre Synth Pop zu bieten hat. Der doppelte Schatten ist eigentlich nur einer und zwar George Lewis Jr., der auch schon von den Grizzly Bears entdeckt wurde.
Was Twin Shadow und sein aktuellstes Album „Confess“ ausmacht? Absolut umwerfende Melodien, tiefgehende Texte und Songs die schon beim ersten Hören herausstechen, so dass man noch vor dem ersten Durchlauf eine große Handvoll an Lieblingen benennen kann.
Hipster wird er auch geschimpft, nicht zuletzt, weil er sich 50er Jahre Rock'n Roll Tollen in den Afro frisieren lässt und auch sonst modisch wie Freddy Mercury auftaucht. Aber ist man wirklich Hipster, wenn man Trends setzt? Ist man das nicht eigentlich, wenn man nur Trends setzen will?
Egal, „Confess“ klingt merkwürdig authentisch und gleichzeitig modern, zackig und emotional, ob sich das Live auch so gut anhört, mag man fast bezweifeln, da die Produktion absolut fantastisch ist, aber Musik, die so gut geschrieben ist, dürfte auf allen Bühnen und in allen Formaten überzeugen.
Jesca Hoop – The House that Jack built
Wer sich schon längst mit Emily Haines und Metric angefreundet hat, dem dürfte auch die stimmlich dicht gelegene Jesca Hoop gefallen. Ihre Musik ist etwas rockiger aber genauso eindrucksvoll. In den Melodien findet man viele Folkthemen und wenn man sich die Liste der Musiker durchliest, mit denen sie getourt ist, ist lange klar, dass man ein Auge und zwei Ohren auf sie halten sollte: Elbow, Polyphonic Spree, Mark Knopfler und Andrew Bird – nur die Besten und bei Peter Gabriel tourte sie sogar als Background Sängerin mit.
„The House That Jack Built“ ist bei weitem nicht das Erste Album, das immerhin vierte Album hat sie damit seit 2004 veröffentlicht (dazu noch zwei EPs).
Songwriting und Stimme stufen sie in die Riege der Songwriter ein, die genau wissen, was sie tun, so poppig sich Songs wie „Pack Animal“ auch machen, man muss schon lange suchen, ähnlich ambitionierte Kompositionen in den Charts zu finden, nicht zuletzt auch, weil die Themen etwas düsterer als Telefonnummern und Jungs sind.
In ihrem Album geht es vielmals auch um ihren verstorbenen Vater, aber auch feministische Ansätze finden sich wieder, so handelt „Peacemaker“ etwa vom Theaterstück „Aristophanes“ in dem Frauen der griechischen Gesellschaft ihre Liebe so lange vorenthalten, wie Männer sich bekriegen.
The Magnetic Fields – Love at the bottom of the sea
Jetzt, wo Ween nicht mehr sind, müssen wir umso glücklicher sein, dass es ähnlich obskure Kollegen bei The Magnetic Fields gibt. Von den großartigen Texten einmal abgesehen („the only girl I ever loved was Andrew in drag“) ist die Musik auch so klassisch Indie, gleichzeitig immer mit kleinen Merkwürdigkeiten versehen, dass man sich gerade als deutscher Muttersprachler in der schönen Musik wiegt, um irgendwann verwirrt aufzusehen und zu überlegen, ob da gerade über Crystal Meth gesungen wurde.
Genau darin liegt aber auch das Geheimnis wirklich guter, witziger Musik. Dass die Magnetic Fields nicht nur Comedy machen – ähnlich wie Ween – , gehört ebenfalls zur hohen Kunst.
Kopf und Texter Stephin Merritt ist für seine melancholisch-konsternierte Art bekannt, weshalb man überlegen darf, ob der überschwappende Humor echte, tiefgreifendere Themen beinhaltet. Das Schöne an den Magnetic Fields: Man kann sich nie ganz genau sicher sein.
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