Die Hinrunde der 2. Bundesliga ist Geschichte. Wieder einmal wurde den Fans Sport auf hohem Niveau vor vollen Stadien geboten. Spannung ist in jedem Fall genug vorhanden, denn jedes Team kann sich entweder noch Hoffnungen auf den Aufstieg machen oder muss berechtigterweise um den Klassenerhalt bangen.
Die Aufstiegsfavoriten nach der Hinrunde der 2. Bundesliga
Ohne Frage ist Fortuna Düsseldorf die Mannschaft der Stunde. Der Traditionsclub vom Rhein blieb saisonübergreifend in 27 Pflichtspielen ungeschlagen und war insbesondere zu Hause ein kaum zu überwindender Gegner. Erst im allerletzten Saisonspiel gegen Paderborn setzte es eine Niederlage, der anschließend noch das unglückliche Pokal-Aus folgte. Von diesen Rückschlägen sollte die Fortuna sich allerdings nicht die Weihnachtsstimmung vermiesen lassen. Durch die beste Offensivleistung – 43 Tore und 8 Partien mit mindestens 3 Treffern – überwintern die Düsseldorfer auf dem ersten Platz und haben damit die beste Ausgangsposition im Aufstiegsrennen. Vor allem Sascha Rösler überzeugte mit 11 oft sehenswerten Toren.
Vor der Saison wurde als erster Aufstiegsanwärter meist Eintracht Frankfurt eingeschätzt. Und die Hessen legten auch furios los und blieben 15 Spiele ohne Niederlage – auch gegen die ärgsten Konkurrenten. Mitte der Saison ging es mit den Leistungen dann aber bergab. Schon beim glücklichen Auswärtsremis in Ingolstadt und den knappen Siegen gegen Aue und Aachen stellte die Eintracht die Punktgewinne erst kurz vor Schluss her. Danach gab es aus vier Spielen nur noch einen Dreier und die ersten zwei Niederlagen bei 1860 München und dem FC St. Pauli. Nun liegt man drei Punkte hinter Düsseldorf auf Rang drei und muss im Jahr 2012 gleich im zweiten Spiel bei den Fortunen ran – ein Schlüsselspiel auf dem weiteren Weg im Kampf um den fest eingeplanten Wiederaufstieg.
Zwischen Düsseldorf und Frankfurt liegt mit der SpVgg Greuther Fürth derzeit ein alter Bekannter im Aufstiegsrennen. Dass die Franken schon seit einer gefühlten Ewigkeit den Sprung in Liga 1 anstreben wurde schon vielfach thematisiert, doch in dieser Saison wirkt die Mannschaft stabil wie selten. Besonders die Abwehr mit nur 14 Gegentreffern weiß zu überzeugen. Eine bittere Niederlage gegen Frankfurt am Anfang der Saison und zwei weitere Pleiten gegen Braunschweig und Düsseldorf steckte die Truppe von Trainer Mike Büskens stets gut weg und ließ bislang keine Negativserie zu. Zudem beflügelt der überraschende Pokalerfolg beim großen Rivalen 1. FC Nürnberg die Hoffnungen der Kleeblätter. Wird der lang ersehnte Auftieg im Jahr 2012 endlich gelingen?
Zwei weitere Teams haben da sicherlich etwas dagegen. Der zweite Absteiger FC St. Pauli und der SC Paderborn 07. Die Paulianer spielen bishlang keine überragende Saison, können aber auf ihren unbändigen Kampfgeist zählen. Nicht nur im heimischen Hexenkessel Millerntor konnten dadurch schon mehrere verloren geglaubte Spiele noch gedreht werden. Diese Mentalität kann in der Endphase der Rückrunde noch entscheidend sein. Das Überraschungsteam schlechthin ist jedoch Paderborn. Nach einem mäßigen Start mit nur 2 Siegen in den ersten 7 Spielen, tasteten sich die Ostwestfalen mit großen Sprüngen an die Spitze heran. Größter Coup war am vergangenen Wochenende das 3:2 bei Fortuna Düsseldorf, wodurch der Heimnimbus der Unbesiegbarkeit der Fortuna durchbrochen wurde. 5 Teams an der Spitze der 2. Liga sind dadurch nur noch 3 Punkte voneinander getrennt. Man darf gespannt sein, wer aus dieser Konstellation heraus am besten in die zweite Saisonhälfte durchstartet.
Graues Mittelfeld? Von wegen!
Die nächsten drei Teams folgen zwar schon mit einigem Abstand, könnten aber mit einer guten Serie bei gleichzeitigem Schwächeln der Topteams noch zur Spitzengruppe aufschließen. 1860 München war aufgrund einer guten Anfangsphase eigentlich auch prädestiniert, um vorn einzugreifen, doch die Löwen spielen zu sehr „Hopp oder Topp“. 10 stattlichen Siegen stehen leider auch 7 Niederlagen gegenüber. Mehr Konstanz wäre also vonnöten, um endlich einmal wieder ans Tor der Bundesliga klopfen zu können. Vom Aufstieg durfte angesichts einiger rasanter Spiele im November und Dezember auch kurzzeitig einmal der 1. FC Union Berlin träumen. Eine saftige 0:5-Pleite in Fürth ließ die Unioner aber wieder auf den Boden der Tatsachen zurücksinken. Dennoch macht das Team von Uwe Neuhaus vor allem zu Hause bislang eine gute Figur und wird die letzte Saison sicherlich toppen können. Eintracht Braunschweig kann als stärkster Aufsteiger dagegen schon mit den bisherigen Leistungen zufrieden sein. Mit 29 Punkten haben die Niedersachsen schon ein ordentliches Polster angesammelt, durch welches sie mit dem Abstiegskampf vermutlich nichts zu tun haben werden.
Zwischen den Plätzen 9 und 13 befindet sich eine Art Mittelfeldzone ohne Aufstiegschancen. Diese Teams haben allerdings auch schon eine kleine Sicherheit vor der kritischen Abstiegszone. Mit dem VfL Bochum, dem MSV Duisburg und Energie Cottbus finden sich darunter Vereine, die allerdings deutlich höhere Ambitionen hatten. Nicht weiter verwunderlich ist daher, dass alle drei bereits einen Trainerwechsel vollzogen haben. Oliver Reck in Duisburg und Andreas Bergmann in Bochum konnten nach jeweils miserablen Saisonstarts immerhin einen leichten Aufwärtstrend einleiten. Pele Wollitz gab dagegen nach guten ersten Wochen in Cottbus von allein auf und ging zurück nach Osnabrück, nachdem ab dem 6. Spieltag nur noch dürftige zwei Siege gelangen und zu Hause gar keiner mehr. Ab der Rückrunde soll nun Rudi Bommer die Lausitzer zumindest im ruhigen Fahrwasser des Mittelfelds halten und in der nächsten Saison neu angreifen.
Zwei weitere Vereine vertreten den Osten Deutschlands dagegen bislang sehr ordentlich. Erzgebirge Aue konnte zwar nicht an die herausragenden Leistungen der vergangenen Saison anknüpfen, aber das war angesichts eines sehr engen finanziellen Rahmens und eines entsprechend mäßig qualitativen Kaders auch nicht zu erwarten. Der Last-Minute-Aufsteiger Dynamo Dresden hält sich noch besser und sollte bei einer Wiederholung der bisherigen Performance mit dem Abstieg nichts zu tun bekommen. Dies ist umso erstaunlicher, da man in Dresden zum Aufbau eines tauglichen Zweitligakaders kaum einen Monat Zeit hatte und bis in die ersten Spiele der neuen Saison praktisch ohne Sturm da stand.
Der knallharte Abstiegskampf
Sehr kritisch wird die Lage nach der Hinrunde der 2. Bundesliga spätestens ab Platz 14. Die Alemannia aus Aachen hat sich zwar mit einigen Pünktchen aus den letzten Partien von den Abstiegsrängen gelöst, schwebt aber weiterhin in akuter Gefahr. Leidtragender der startmisere war der junge Trainer Peter Hyballa, dem Friedhelm Funkel nachfolgte, kurz nachdem er in Bochum entlassen wurde. Auch bei allen anderen Abstiegskonkurrenten wurde die Reißleine Trainerwechsel bereits in der Hinrunde gezogen. Die späteste Maßnahme dieser Art fand beim FSV Frankfurt statt, welcher zur Zeit auf Platz 16 rangiert und nach Hans-Jürgen Boysen nun Benno Möhlmann eine Chance gibt. Dieser war noch bis Oktober in Ingolstadt, das mittlerweile punktgleich mit den Frankfurter 15. ist.
Auf den direkten Abstiegsplätzen liegen die derzeit traurigsten Vertreter der 2. Bundesliga: Im Falle von Hansa Rostock liegt dies eindeutig daran, dass sich das Team als „zu unentschieden“ präsentiert. Erst ein Sieg, aber 9 Remis sind auf dem Konto des Aufsteigers von der Ostsee. Weitere Negativschlagzeilen machte Hansa durch mehrere Fälle von Fanausschreitungen, infolge dessen das jüngste Heimspiel gegen Dynamo Dresden vor leeren Rängen stattfand. Ganz hinten drin findet sich wie im letzten Jahr der Karlsruher SC. 13 Saisonniederlagen und nicht weniger als 43 Gegentore sind bisher absoluter Rekord, welcher die Fans aus Baden nicht mehr viel Hoffnung gibt, selbst wenn das rettende Ufer wie durch ein Wunder bislang nur 2 Punkte entfernt ist. Auch im Abstiegskampf befinden sich also in erster Linie 5 besonders gefährdete Teams mit nur 3 Punkten Maximalabstand. Für eine spannende Zweitliga-Rückrunde wird also in jedem Fall gesorgt sein. Wiederanpfiff ist am Freitag, dem 03.12.2012!
Werbung