Road Trip durch den roten Kontinent

Das ist es also: das australische Outback. Endlos lange Weiten, öde Landflecken und die tiefrote Erde, die dem ganzen einen noch mystischeren Touch gibt. Die Landschaft scheint karg – doch keineswegs monoton. Im Gegenteil: inspirierend und weit. Die absolute Freiheit auf vier Rädern!

Das Outback – Tummelplatz von seltsamen Tieren und Menschen

Auf einem Rastplatz treffen wir auf zwei merkwürdige Jeeps mit allem möglichen Krimskrams auf dem Dach – vom Surfboard bis zum Klo – und drei dazugehörige Freaks. „Wollt ihr Fleisch, Kängaruh?“ werden wir gefragt. Meine Freundin Mary nimmt sich einen Bissen. „Na, selbst überfahren“, scherze ich. „Ja, aber aus Versehen. Da haben wir gedacht, können wir es doch gleich essen. Der Rest, den wir nicht aufkriegen, den hängen wir zum Trockenen an einer Leine in Streifen ins Auto.“ Mary bleibt der Bissen im Hals stecken. „Und was ist das?“ frage ich und deute auf eine Art Ledersack, der über den Blinkhebel gestülpt wurde. „Ach, das ist der Kängaruhhoden“, bemerkt einer der Jungs, „der trocknet gerade, daraus kann man dann prima einen Geldbeutel machen!“ Mary sagt gar nichts mehr, und ich halte es auch für besser, weiterzufahren.

Endlose Weiten und die absolute Freiheit

Gecampt wird dann einfach irgendwo am Straßenrand, im Auto in Haltebuchten oder hinter einem der seltenen Büsche. Ab und zu schaut ein Dingo vorbei, eine Schlange oder eine der handgroßen und echt ekligen „Huntsman“ – eine Spinne. Abends werden meine Gitarre und Marys Trommel ausgepackt und wir Mädels versuchen, ein Lagerfeuer anzukriegen. Als wir abends in den klarsten, weitesten Sternenhimmel gucken, den wir je gesehen haben, den Mond aufgehen sehen und „Hotel California“ auf unseren Instrumenten spielen, ist uns klar, was Freiheit bedeutet. Keines der „Roadhouses“ – der Tankstellen, die es alle 250 km gibt – wird von uns passiert, ohne den Tank zu füllen. Denn ohne Sprit im Outback liegen zu bleiben, das ist ziemlich blöd – und kommt öfter vor, als man denkt. Die Entfernungen sind unglaublich. Da stehen schon mal Schilder wie „Next Emergency Phone 77 km“ oder „Next Minimarket 400km“.

Uluru – Vom Heiligtum, das seine Mystik verlor

Fünf Tage sind wir nun schon unterwegs durch das australische Outback, da sehen wir den Ayer´s Rock – Uluru, wie er von den Aboriginals genannt wird. Schön anzusehen ist er ja, durch das Licht schimmert er auch immer anders. Doch irgendwie mag bei uns keine so richtig geheimnisvolle Stimmung aufkommen, als wir um 4 Uhr morgens mit ungefähr 200 Japanern zusammen den Sonnenaufgang beobachten, umzingelt von 20 Reisebussen. Der größte Monolith der Welt hat einfach seinen Charme verloren, den er sicherlich einmal hatte. Doch wenn nun jeden Tag Hunderte von Menschen den heiligen Stein besteigen, obwohl die Ureinwohner darum bitten, es nicht zu tun, wenn extra eine Retortenstadt in der Nähe gebaut wurde, um den zahlenden Gästen Übernachtungsmöglichkeiten für viel Geld anzubieten und Reisebusse voll Touristen zu Sonnenauf- und –untergang gekarrt werden, dann kann es einfach nicht mehr so sein, wie es wohl früher einmal war. Natürlich gehen wir aber zumindest einmal um den roten Riesen herum, denn schön ist er ja. Abends sehen wir uns auch noch den Sonnenuntergang an, wieder mit vielen anderen Menschen. Dann passiert aber doch noch etwas Mystisches: Wir bleiben lange, doch als wir das Auto starten wollen, springt es nicht an. Nach und nach fahren alle Besucher. Nur wir stecken fest, Lily will einfach nicht anspringen. Statt Panik zu bekommen, setzen wir uns auf unsere Campingstühle, kochen ein warmes Süppchen und lassen die Ruhe der Uluru auf uns wirken. Wir sind ganz allein. So, wie wir es uns die ganze Zeit gewünscht haben!

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