Die Zeit wird knapp

Wenn ich mich an meine Ausbildung zurück erinnere, dann erinnere ich mich unter anderem daran, dass das ganze Werk um 07:15 zur Arbeit kam und sich wenige Minuten vor 15:45 Uhr wieder vor dem Werkstor versammelte. Dazwischen wurde, bis auf die Pausen gearbeitet. Das war für die überwiegende Anzahl der Beschäftigten der regelmässige Tagesablauf. Wollte man ausserhalb dieser Zeiten das Werk verlassen, dann benötigte man einen Ausgangsschein, vom Chef unterschrieben und vom Pförtner geprüft.

Heute ist das anders. Man hat die so genannte Vertrauensarbeitszeit und arbeitet vermehrt in Projekten. Beides ist ein wesentlicher Schritt in die Richtung der Flexibilisierung der Arbeitszeit.

Morgen und übermorgen wird sich dieser Trend weiter verstärken. Trends wie die Globalisierung, die Digitalisierung und die zunehmende Individualisierung der Gesellschaft werden dafür sorgen, dass das Korsett aus vorgegebenen Arbeitsstunden weiter bröckelt. Zukünftig werden immer mehr Menschen verstärkt in Aufgaben mit Fertigstellungsterminen (neudeutsch „Deadlines") arbeiten und weniger in zugewiesenen Arbeitseinheiten. Zusätzlich werden sich durch Teammitglieder in unterschiedlichen Zeitzonen und Auslastungsgraden die gemeinsamen Arbeitseinheiten flexibilisieren.

Das haben wir noch nicht gelernt. Und darum empfinden wir einen zunehmenden Zeitdruck.

Wird also die Zeit knapper? Nein, der Tag wird weiter 24 Stunden haben. Aber wir werden zwei Dinge lernen müssen: Erstens ein flexibles Zeitmanagement, das sich eher an Zeitbudget als an Tagen und Wochen orientiert und das die verschiedenen Lebensbereiche integriert.

Zweitens werden wir lernen müssen, mit unseren (jetzt noch) schlechten Gewissen umzugehen, wenn im verfügbaren Zeitbudget eine Arbeit nicht zur vollständigen eigenen Zufriedenheit erledigt wurde. Nur dann klappt es mit den Zeitbudgets und die nicht-beruflichen Belange behalten ihren Stellenwert.

2 Meinungen

  1. Ach ich weiß nicht. Ich glaube, daß ist alles eine Frage des „positiven Denkens“. 🙂 Zugegeben ich arbeite heute mehr als früher. Ich müßte 8 1/2 h in der Firma sein, bin aber meist 10 – 11 Stunden da. Ich kann (theoretisch) anfangen und aufhören wann ich will und bin trotzdem schon 6:30 Uhr im Büro.Aber mache ich damit genau das was mir Spaß macht und damit gibt es keinen Grund zur Klage.Darüber hinaus werde ich 32 Tage im Jahr dafür bezahlt der Arbeit fern zu bleiben. Das ist doch toll. (Und seit meiner Scheidung habe ich soviel Freizeit, wie seit meiner Pupertät nciht mehr. :-))Anderseits finde ich Schlagwörter wie „flexibles Zeitmanagement“ oder „Zeitbudget“ immer etwas beunruhigend, den für mich klingt das nach „freiwilliger Wochenendarbeit“ „abgebrochenem Urlaub“ und „Verzicht auf Feiertagszuschläge“ etc. Bei solchen Geschichten würde ich aber auch die Bremse ziehen und im Zweifel lieber die Firma verlassen. Ach ja, hier noch ein Tip wie man unglaublich viel Zeit sparen kann. Handy(Telefon), E-Mail und Fernseher abstellen und plötzlich hat man jede Menge Zeit.

  2. Ich denke auch, dass manche Firmen die Vertrauensarbeitszeit nutzen, um Zusatzkosten für Überstunden und Spätschichten einzusparen. Manche Unternehmen machen die Arbeitszeiten lediglich flexibel, um ihren Angestellten eine bessere Freizeitgestaltung zu ermöglichen, sondern schlichtweg aus finanziellen Gründen. Mein Unternehmen gehört auch dazu, allerdings gibt es eine feste Kernarbeitszeit und jeder Arbeitstag umfasst nach wie vor 8 Stunden. Das ist flexibel und sorgt dafür, dass niemand unverhältnismäßig viele Überstunden aufbaut. Halte ich für eine gute Lösung!

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