Aufgeworfen hatte das Thema eine Sendung des Kulturkanals „Arte“. In der Berichterstattung über Intelligent Design und die Kreationisten wurden zwei Schulen vorgestellt, an denen Lehrer anstatt die Evolutionstheorie das Intelligent Design und die Schöpfungslehre unterrichten. Die beiden Schulen sind in Gießen.
Dementsprechend aufregend war die Debatte in den letzten 10 Tagen in der Uni-Stadt. Am Donnerstagabend dann kam es zum bisherigen Höhepunkt der Debatte. In der Giessener Kongresshalle diskutierte die Friedrich-Ebert-Stiftung mit Religionslehrern, Evolutionswissenschaftlern, Arte-Filmemacher Frank Papenbrock und mit sich selbst.
Denn vor allem junge Sozis kamen an diesem Abend. Klar wurde die Haltung der SPD-Landtagsfraktion. Schöpfungslehre habe nichts im Biologie-Unterricht zu suchen. Manche Bekennende waren im Publikum. Positiv an der Diskussion war, dass sich auch diese daran beteiligten.
Nein, es gehe nicht um den einzelnen Lehrer, der in der Biologie auch die Schöpfungslehre erklärt hat (Beispiel: Der Grand Canyon sei durch eine Sinnflut entstanden). Es gehe auch weniger um die Schulleiter. Vor allem gehe es der SPD um die Schulaufsicht des Kultusministeriums.
Seit 15 Jahren sollen also in Gießen junge Leute vor allem an der August-Hermann-Francke-Schule anstatt Naturwissenschaft die reine Lehre des Bibeltextes lernen. Dabei geht es eigentlich nicht mehr nur um Schule und Bildung. Die freien evangelischen Kirchen predigen, dass reine Wort Gottes, also die Bibel, ganz genau zu nehmen. Nur das zählt, eine historisch-relevante Sichtweise auf die Erzählungen wird abgelehnt. Es sei alles ganz genau so passiert, wie es in der Schrift steht.
Problematisch wird diese grundsätzliche Haltung unter anderem, wenn es um Missionierung geht. Schon vor einigen Monaten gab es Berichte über die neue Bewegung der freien Evangelikalen. Immer mehr junge Menschen treten dieser Kirche bei, römisch-katholisch und evangelisch-protestantisch scheint out zu sein.
Junge Menschen sind oft durch die Gruppe zu begeistern. Dementsprechend werden sie in der Jugendbewegung der Kirche eingebunden. Sie erfahren Begeisterung, persönlich, glaubhaft, für den einen Gott, der sich für den Einzelnen interessiert. Jedem das seine, könnte man meinen.
Ein Problem könnte entstehen, wenn die Gruppe nicht mehr nur sinnvolle Unterstützung des Einzelnen ist sondern auch Dynamik entsteht, ohne die man nicht mehr kann oder aus der man nicht mehr flüchten darf. Auffallend vor allem bei den jungen Freikirchlern, dass sie nach außen, also in die Welt von ungefestigten Christen oder Andersgläubigen, kaum eine Verbindung haben.
Und was machen die Anderen. Was machen die großen Kirchen? Sie beschweren sich, dass viele Mitglieder aus den Kirchen austreten. Sie wundern sich, warum die Freikirchen so viele neue Mitglieder bekommen. Sie haben noch nicht begriffen. Leider.
Nur zur Korrektur bzgl. „Seit 15 Jahren sollen also in Gießen junge Leute vor allem an der August-Hermann-Francke-Schule anstatt Naturwissenschaft die reine Lehre des Bibeltextes lernen.“:“Das hessische Kultusministerium veranlasste nach der Arte-Sendung eine Überprüfung der August-Hermann-Francke-Schule durch das staatliche Schulamt. Dieses kam zu dem Ergebnis, dass die Schule sich innerhalb der Vorgaben des hessischen Lehrplans bewege, der für das Thema Evolution in der Jahrgangsstufe 13 ausdrücklich „Auseinandersetzungen mit philosophischen und religiösen Aussagen“ fordere; weder an der Qualifikation der Lehrkräfte noch am Erreichen der staatlichen Abschlüsse bestünden Zweifel.“