Reformation und Angst

Mit der Angst lassen sich gute Geschäfte machen. Die Risikogesellschaft verlangt nach Absicherung. Es ist gar nicht so sehr die Angst vor den realen Risiken, die einem das Herz in die Hose rutschen lassen. Mein Auto, mein Haus und mein ‚ich weis nicht was' sind bei meiner Versicherungsagentin in guten Händen. Die Allianz macht gute Geschäfte, gleichwohl müssen auch hier Mitarbeiter damit rechnen, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fällt – wie damals bei Asterix, nur viel weniger lustig. Wikinger kennt übrigens überhaupt keine Angst, allerdings gelten sie bei Asterix deshalb auch als nicht besonders helle.

Die Angst in der Risikogesellschaft ist abstrakt und diffus. Sie ist die Angst davor, daneben zu greifen, nicht im richtigen Moment seine Aktien zu verkaufen, den falschen Steuerberater zu haben, aufs falsche Pferd gesetzt zu haben. Habe ich den richtigen Job angenommen, hätte ich noch weiter suchen sollen. Habe ich zu früh oder zu spät ja gesagt? Habe ich die falsche Frau geheiratet – oder den falschen Mann. Stehe ich kurz davor, meine Biographie in den Sand zu setzen – oder ist das vielleicht schon passiert? Die neue „Unterschicht" lässt grüßen! Angst ist diffus und gleichzeitig sehr konkret.

Wer Angst hat, fängt an, mit dem Schrecken herumzuspielen, wie die deutschen Soldaten in Afghanistan. Wer täglich in einer Extremsituation aufwacht, fängt an, mit dem eigenen Horror herumzukokettieren. Das ist so eine Art Stockholmsyndrom des Grauens.

Vielleicht boomt „Halloween" darum auch seit einigen Jahren. An „Halloween" geht es, wenn auch im Spaß, um die Angst und das Beschwören finsterer Dämonen – Dämonen aus der Risokogesellschaft, die sich in der Seele breit machen und den Blick für die Welt verkleistern.

Am 31. Oktober ist Reformationstag. Martin Luther ging es darum, die Angst zu überwinden. Er wurde mit der großen Angst aller Menschen seiner Zeit groß, dass es plötzlich vorbei sein könnte mit einem und dann nichts als Hölle und Fegefeuer auf einen warten könnten. Kirche und Obrigkeit hatten den Menschen diese Angst eingepflanzt und lebt gut davon. Der Ablasshandel, gegen den Luther mit seinen 95 Thesen protestierte, war ein schlimmes Spiel mit den religiösen Ängsten der Menschen. Der mittelalterliche Slogan „wenn das Geld in dem Kasten klingt, die Seele aus dem Fegfeuer springt" hieß umgekehrt, dass zur Hölle verdammt  wurde, wer die von der katholischen Kirche gesetzten Bedingungen nicht erfüllte.

Martin Luther ließ sich davon aber nicht bange machen: „Und wenn die Welt voll Teufel wär', fürchten wir uns nicht". So sagt es das von Luther selbst gedichtetes Lied „Ein feste Burg ist unser Gott".

Ein erfülltes Leben und die Hoffnung des ewigen Lebens kann man sich nicht kaufen und man kann sich auch nicht gegen ein misslungenes Leben versichern.
Luther sprach aber gern vom „süßen" Evangelium. Demzufolge sind alle Menschen von Gott geliebt und brauchen sich nicht davor zu fürchten, dass ihre Biographie im Nichts endet. Ein gelungenes Leben kommt aus der Liebe, die von Gott kommt, die es einem ermöglicht, sich selbst lieb zu haben und die es möglich macht, auch anderen in Liebe zu begegnen, andere zu respektieren und solidarisch zu sein. Die Dämonen verschwinden dann schon – ohne dass man sie beschwört und mit ihnen herumspielt.

3 Meinungen

  1. Ich hab das Spiel jetzt durchgespielt und es hat mir ganz gut gefallen. Leider ist Online kaum was los. Könnte aber auch an der Konkurenz Company of Heroes liegen.

  2. Reformationstag in Erfurt…..!.Erfurt: Pfarrer verbrennt sich selbst aus Angst vor IslamErfurt – Aus Sorge um die Ausbreitung des Islam in Deutschland hat sich am Reformationstag im Erfurter Augustinerkloster ein Pfarrer selbst verbrannt. Der 73-Jährige, der sich seit 1989 im Ruhestand befand, starb am Mittwochnachmittag in einer Spezialklinik in Halle an den Folgen seiner schweren Brandverletzungen, sagte Pröbstin Elfriede Begrich. In den vergangenen drei bis vier Jahren habe er sich zum Thema Islam immer wieder zu Wort gemeldet. Die Erklärung mache den Selbstmord nicht deutlicher, sondern noch komplizierter, sagte der Bischof der Kirchenprovinz Sachsen, Axel Noack. Die Polizei sprach zuvor noch von persönlichen Gründen. (dpa)

  3. Wenn nicht mal die Priester an den Gott glaube, den sie predigen…..

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