Die SPD-Politikerin Petra Hinz fälschte ihren Lebenslauf und niemandem fiel es auf. Jetzt wurde außerdem bekannt, dass die 54-Jährige auch ihre Angestellten überwachte. Ihre Exmitarbeiter klagen nun an.
Sie war im Bundestag so unauffällig, dass es fast schon wieder auffällig war. Petra Hinz (54) aus Essen, seit 2005 Mitglied der SPD-Fraktion, war keine Figur, die überregional bekannt werden wollte. Jetzt hat sie es wider Willen geschafft: als vom Essener Stadtmagazin „Informer“ enttarnte Hochstaplerin, die ihren Lebenslauf gefälscht hat. Das Jurastudium mit zwei Stattsexamen, mit dem sie, warb, hat sie nie absolviert, nicht einmal Abitur hat sie. Sie hatte ihre Partei belogen – und den Wähler auch. Dass sie Ende August das mit 9327 Euro dotierte Mandat aufgab, ist für alle eine Erleichterung.
Der zweite Skandal, den die stets gut frisierte Politikerin verursachte, geriet durch die Schummel-Affäre in den Hintergrund. Dabei könnte dieser menschlich noch schwerer wiegen: Petra Hinz soll als Abgeordnete in ihrem Berliner Büro ein Schreckensregime errichtet haben. Nach Angaben früherer Angestellter herrschte dort eine Mischung aus Einschüchterung und Demütigung. Wie Leibeigene sollen sich die Mitglieder des Teams gefühlt haben. Ihr Vorwurf: Petra Hinz hätte sich wie die Karikatur eines Arbeitgeber aus dem vorletzten Jahrhundert gebärdet. In elf Jahren verschliss sie über 50 Mitarbeiter. In einem offenen Brief heißt es: „ Die schlechte Behandlung und der psychische Terror waren für uns und für viele weitere Kollegen und Kolleginnen nicht mehr zu ertragen“. Besonders wütend sind die Mitarbeiter darüber, dass die Partei über die Missstände Bescheid wusste, jedoch nichts dagegen unternahm.
Mitarbeiter beschreiben die 54-Jährige als Diktatorin, die Menschen ganz bewusst klein machen wollte. Sie überwachte ihre Angestellten außerdem, indem sie sie stundenlang verhörte, sich alles protokollierten ließ – selbst die Klogänge.
Petra Hinz zeigt bis heute keine Reue, im Gegenteil, sie stellt sich sogar als sehr korrekte Chefin dar und sieht sich selbst in der Opferrolle. Über ihr Privatleben ist keinem ihrer ehemaligen Mitarbeiter etwas bekannt. Niemand weiß, ob sie einen Partner hat eine Familie oder gar Freunde. Sie hatte wohl Angst, dass ihre Legende, ihre Lebenslüge auffliegt.
Video: YouTube (www.youtube.com/watch?v=oDQqLSzYC4I)