Pen & Paper Rollenspiel – so funktionierts

Pen & Paper Rollenspiel ist ein interaktives Spiel in einer kleinen Gruppe, die sich real trifft. Das unterscheidet dieses Spiel von Computerrollenspielen. Im Gegensatz zum Liverollenspiel agiert man die Rolle aber nicht physisch aus (mit entsprechender Kleidung und Requisiten), sondern erzählt sie vielmehr.

Pen & Paper: So wirds gemacht!

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Erste Schritte

Pen & Paper Rollenspiele spielt man in kleinen Gruppen von etwa 4 bis 6 Spielern und einem Spielleiter.

  • Zunächst wird das System festgelegt, denn es gibt viele unterschiedliche Rollenspielsysteme in ganz verschiedenen Settings, z.B. Fantasy, Science-Fiction, historisierende, Mystery/Horror, experimentelle und sogar Systeme ohne Spielleiter. Für Einsteiger ist ein System und Spiel mit einem möglichst erfahrenen Spielleiter empfehlenswert.
  • Nun entwickelt jeder Spieler gemeinsam mit dem Spielleiter einen eigenen Spielcharakter, der über verschiedene Eigenschaften, Fähigkeiten und eine bestimmte Ausrüstung verfügt. Ob diese Fähigkeiten im Spiel auch richtig zum Einsatz kommen können, wird in bestimmten Situationen ausgewürfelt – wird dabei ein spezieller Wert erreicht, hat der Charakter die Fähigkeit erfolgreich eingesetzt. Fähigkeiten sind zum Beispiel Klettern, Nahkampf, Überreden, Feilschen, um nur einige zu nennen. Natürlich sind Eigenschaften und Fähigkeiten auch immer abhängig vom gewählten Spielsystem. In Fantasy-Welten besteht außerdem häufig die Möglichkeit, auch ein phantastisches Wesen oder einen Magier zu spielen.

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Ausrüstung und Spielort

  • Für das Pen & Paper Spiel braucht man im wesentlichen, wie der Name schon sagt, Papier, Stifte und darüber hinaus auch Rollenspielwürfel, die meistens sechsseitig und zehnseitig sind. Ein großer Tisch, an dem alle Spieler und der Spielleiter Platz haben mit ihren Utensilien, ist von Vorteil. Außerdem benötigt man natürlich entsprechende Literatur, es ist aber meistens ausreichend, wenn der Spielleiter diese hat.
  • Die meisten Rollenspielrunden treffen sich bei einem Spieler oder Spielleiter zuhause, denn beim Spiel wäre beispielsweise der Geräuschpegel in einer Kneipe ablenkend – oder die Rollenspieler würden von anderen Gästen schräge Blicke ernten. Da Rollenspielrunden idealerweise mehrere Stunden zusammen spielen, sollte man auch an Essen und Trinken denken.

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Wie das Rollenspiel abläuft

  • Der Spielleiter entwickelt bereits vor dem eigentlichen Spieltermin eine Handlung mit einem roten Faden. Es gibt auch für die meisten Systeme vorgefertigte Abenteuer zu kaufen, auf die er zurückgreifen kann. Wichtig ist dabei, dass die Spieler diese Abenteuer nicht lesen dürfen.
  • Das Spiel kann für einen kurzen Zeitraum von wenigen Stunden ausgelegt sein oder auch längerfristig als „Kampagne“ für mehrere Spielabende.
  • Der Spielleiter erzählt nun die Anfänge der von ihm erdachten Handlung, worauf die Spieler improvisierend reagieren. Die Handlung wird erzählt, nicht physisch dargestellt. Dabei schlüpfen die Spieler in die Rolle ihres Charakters. Ein Spieler sagt beispielsweise „Ich laufe durch den Wald“ und meint mit „ich“ seinen Spielcharakter. Dabei entsteht gewissermaßen ein „Kino im Kopf“, ähnlich wie wenn man einem guten Hörspiel zuhört. Der Spielleiter reagiert wiederum ebenfalls improvisierend auf die Handlungen der Spielercharaktere, behält aber den roten Faden der Handlung im Auge.
  • Der Spielleiter übernimmt auch Nebencharaktere, welche entweder gegen die Spielercharaktere kämpfen oder sie auf die eine oder andere Weise unterstützen.
  • Beim Spiel ist je nach System und Vorlieben der Gruppe entweder Teamarbeit unter den Spielercharakteren erwünscht oder aber Situationen, in denen die Spielercharaktere vor allem eigene Interessen verfolgen und gegen die anderen Charaktere vorgehen.

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Welche Kompetenzen Rollenspiel fördern kann

Gerade die Betonung auf Teamarbeit kann die sozialen Kompetenzen der Spieler schulen, was sich auch positiv im wirklichen Leben auswirken kann. Außerdem werden Kreativität, Flexibilität und Improvisationsvermögen trainiert, des weiteren das freie Sprechen vor einer (kleinen) Gruppe sowie schauspielerische Fähigkeiten. Rollenspiele können außerdem das Selbstbewusstsein fördern.

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Atmosphäre schaffen

  • Viele Spielleiter lassen im Hintergrund passende Musik oder eine Geräuschkulisse laufen, die Atmosphäre schaffen können. Auch Bilder oder beispielsweise Grundrisse von Häusern helfen den Spielern, sich bestimmte Dinge oder Situationen besser vorstellen zu können.
  • In manchen Rollenspielrunden werden auch Speisen und Getränke gereicht, die zum Setting passen, z.B. blutrote Getränke bei einem Vampir-Rollenspiel.

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Themen in der Rollenspielhandlung

Klassische Abenteuerthemen im Rollenspiel sind beispielsweise die Suche nach einem (magischen) Artefakt, die Aufklärung eines Mordes, der Aufstieg eines Helden oder einer Heldengruppe, die Vernichtung eines fast unbezwingbaren Finsterlings, diplomatische Missionen, höfische Intrigen bis hin zur Rettung der Welt. Die Abenteuer sind natürlich stark abhängig vom gewählten System. Nicht nur im Fantasyrollenspiel gibt es das weitverbreitete Klischee, dass sich die Helden (die Spielercharaktere) in einer Taverne oder auf einem Fest treffen und dort von einem wichtigen Nebencharakter (z.B. einem Adligen) einen Auftrag erhalten, oft mit Aussicht auf eine Belohnung. Es gibt aber auch viele weitere mögliche Einstiege in eine Rollenspielhandlung – hier ist die Kreativität des Spielleiters gefragt.

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Empfehlenswert für Neu-Einsteiger

  • Empfehlenswerte Systeme für Neu-Einsteiger sind unter anderem Shadowrun 4 (Cyperpunk Urban Fantasy), Cthulhu (Mystery/Horror) und GURPS, das man in unterschiedlichen Settings einsetzen kann. Shadowrun 4 und GURPS sind auch für Spielleiter-Einsteiger empfehlenswert. Die Spieler müssen übrigens nicht zwingendermaßen alle Regeln kennen, Hauptsache der Spielleiter kennt sich gut aus.
  • Die Spieler müssen außerdem auch das Setting nicht in- und auswendig kennen, erste Grundkenntnisse sollten aber vorhanden sein, die man sich meistens schnell anlesen kann. Am einfachsten ist für Neu-Einsteiger ein reines Erzählrollenspiel, bei dem es nur wenig Regeln gibt, gar nicht gewürfelt wird und vor allem Wert auf Atmosphäre gelegt wird.
  • Nicht zu empfehlen sind hochkomplexe Regelwerke mit komplizierten Regeln oder eine sehr detaillierte Spielwelt, für die viele spezielle Kenntnisse erforderlich sind.

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Rollenspiel-Literatur

Für alle möglichen Rollenspiele gibt es viel Literatur, meistens ist folgende ausreichend: Ein Spielleiter-Handbuch mit Regelwerk und ein Spieler-Handbuch. Diese Bücher kosten je nach System ca. 30 Euro aufwärts. Nicht jeder Spieler benötigt ein Spieler-Handbuch, meistens ist es ausreichend, wenn eines für die ganze Runde zum Nachschlagen bereit liegt.

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Weitere Tipps

  • Es gibt zahlreiche Internetforen zum Thema. Wenn man in eine Rollenspielrunde einsteigen möchte, kann man sich auf folgender Webseite eintragen: http://www.spieler
    zentrale.de und dort deutschlandweit in der Nähe des eigenen Wohnortes suchen.
  • Wer mehr über die zahlreichen Spielsysteme erfahren möchte, kann dies auf der Website http://www.rollenspiel-news.de nachlesen unter dem Link „Systeme“. Auf der Website gibt es auch ein Forum zum gegenseitigen Austausch und viele weitere Informationen.
  • Jedes Jahr gibt es zahlreiche sogenannte Conventions, d.h. Messen, auf denen unter anderem auch Rollenspielrunden angeboten werden für ein einzelnes kurzes Abenteuer, meistens von erfahrenen Spielleitern. Diese Runden sind häufig auch für Einsteiger geeignet. Auf den Conventions gibt es meistens ein reichhaltiges Programm, z.B. Lesungen, Workshops, Livemusik, Vorstellung neuer Brett- und Kartenspiele, außerdem hat man hier die Möglichkeit, mit Rollenspielern in Kontakt zu treten. Beispiele für solche Conventions sind die RPC in Köln und die Nordcon in Hamburg. Weitere Informationen dazu gibt es auf folgenden Websites:
  • http://www.rpc-germany.de
  • http://www.nordcon.de

8 Meinungen

  1. Schön, endlich mal wieder etwas über Pen and Paper-RPGs zu lesen. Letztlich sind sie die Urahnen vieler Computerspieler!
    Zum Hineinschnuppern in die Welt der ‚offline‘-Rollenspiele gibt es von vielen Systemen auch Solo-Abenteuerbücher, bei denen der Leser selbst entscheidet, wie die Geschichte weitergehen soll.
    Die Regeln vieler Systeme sind recht kompliziert, und auch das Setting kann für jüngere Mitspieler unübersichtlich werden oder schlicht ungeeignet sein. Nichts für Kinder also, eher für Heranwachsende.

  2. Schön, endlich mal wieder etwas über Pen and Paper-RPGs zu lesen. Letztlich sind sie die Urahnen vieler Computerspieler!
    Zum Hineinschnuppern in die Welt der ‚offline‘-Rollenspiele gibt es von vielen Systemen auch Solo-Abenteuerbücher, bei denen der Leser selbst entscheidet, wie die Geschichte weitergehen soll.
    Die Regeln vieler Systeme sind recht kompliziert, und auch das Setting kann für jüngere Mitspieler unübersichtlich werden oder schlicht ungeeignet sein. Nichts für Kinder also, eher für Heranwachsende.

  3. Michael "The Roach" Janßen

    Grundsätzlich ja ein schöner, neutraler und informativer Artikel. Allerdings: Con(vention)s sind, mit Ausnahme der RPC, eher keine Messen – auf den meisten Cons steht gerade einmal ein oder zwei Händler mit Materialien. Der Schwerpunkt auf Cons liegt im Spielen von kurzen oder auch längeren Runden in verschiedensten Systemen – so kann manh auch in Systeme ‚reinschnuppern, die man nicht kennt. Und man lernt auch von den anderen Mitspielern noch den einen oder anderen Trick, übt Sozialverhaltenh etc.

  4. Michael "The Roach" Janßen

    Grundsätzlich ja ein schöner, neutraler und informativer Artikel. Allerdings: Con(vention)s sind, mit Ausnahme der RPC, eher keine Messen – auf den meisten Cons steht gerade einmal ein oder zwei Händler mit Materialien. Der Schwerpunkt auf Cons liegt im Spielen von kurzen oder auch längeren Runden in verschiedensten Systemen – so kann manh auch in Systeme ‚reinschnuppern, die man nicht kennt. Und man lernt auch von den anderen Mitspielern noch den einen oder anderen Trick, übt Sozialverhaltenh etc.

  5. Wo ist Arborea? Das ist jawohl DAS Einsteigerrollenspiel…

    Eure vorgeschlagenen Systeme sind doch viel zu Komplex für Einsteiger.

  6. Wo ist Arborea? Das ist jawohl DAS Einsteigerrollenspiel…

    Eure vorgeschlagenen Systeme sind doch viel zu Komplex für Einsteiger.

  7. Als langjähriger Rollenspieler und seit einem halben Jahr Vater kann ich nur sagen: Thumbs up! Schön, dass dieses kreative Hobby hier ein wenig Rampenlicht bekommt.
    In einem Punkt muss ich dem Artikel aber widersprechen: Meiner Meinung nach ist Shadowrun 4 extrem ungeeignet für Neueinsteiger, weil es eine ziemlich komplexe Spielwelt mit einem sicher nicht einfachen Regelsystem verbindet. GURPS und Cthulhu sind da sicher bessere Alternativen.

  8. Als langjähriger Rollenspieler und seit einem halben Jahr Vater kann ich nur sagen: Thumbs up! Schön, dass dieses kreative Hobby hier ein wenig Rampenlicht bekommt.
    In einem Punkt muss ich dem Artikel aber widersprechen: Meiner Meinung nach ist Shadowrun 4 extrem ungeeignet für Neueinsteiger, weil es eine ziemlich komplexe Spielwelt mit einem sicher nicht einfachen Regelsystem verbindet. GURPS und Cthulhu sind da sicher bessere Alternativen.

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