Nordlicht oder Südländer?

Isst du für gewöhnlich lieber Apfelsinen oder Orangen? Gibt es bei dir zu Hause eher Krautwickel oder Kohlrouladen? Zu Hause? Daheim? Und wann, samstags oder sonnabends? Vom Schlachter, vom Metzger oder etwa vom Fleischer? 

Der Standardsprache gehören eine ganze Reihe von Wörtern an, die eigentlich an bestimmte Mundartgebiete gebunden sind und deshalb auch nur regional gebraucht werden. Besonders prägnant ist dabei der Unterschied zwischen dem nördlichen und dem südlichen Sprachraum. Die Grenze zwischen diesen beiden Gebieten ist allerdings fließend, und es gibt Regionen, in denen sich beide Formen im Sprachgebrauch mischen. Wenn du Apfelsinen isst und Kohlrouladen kennst, wenn du beim Schlachter oder Fleischer einkaufst und der sechste Tag der Woche bei dir Sonnabend heißt, dann bist du – zumindest in sprachlicher Hinsicht – im Norden zu Hause. Im umgekehrten Fall bist du im Süden daheim.

Im Norden wird Schnee geschoben oder gefegt, im Westen wie im Osten wird er eher geschippt. Im Südosten wird er vorwiegend gefegt und im Süden, der Schweiz und Österreich schaufelt man ihn größtenteils.

Soweit, die Theorie – ich jedoch esse samstags zu Hause Orangen und Kohlrouladen, die ich beim Fleischer hole. Geboren und aufgewachsen bin ich im Norden. Da stimmt also was nicht… Ich kann mich zu der wachsenden Gruppe derjenigen zählen, bei denen sich im Zuge des verstärkten Sprachausgleichs die Formen mischen oder jeweils beide Formen nebeneinander zum persönlichen Wortschatz gehören. Tja, schade eigentlich, so einfach ist die Unterscheidung also doch nicht mehr.

Quelle: Duden-Newsletter 24.02.2002 

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