Fakt ist, dass er dieses Jahr sechzig geworden ist. Das bedeudet ja nix, denn ganz, ganz viele grosse und starke Künstler feiern in diesem Alter ihr achtzehntes Comeback. Das geneigte Publikum bekommt mit so einem Zurückkommen auch immer eine kleine Frischzellenkur und fühlt sich mit den neuen Werken an die guten alten Zeiten erinnert.
Meine Wenigkeit träumte seine ganze Jugend davon, mit Caroline auf der Maschine und dicken Feuerwasserflaschen in den Lederjackentaschen, einen Zentner Shit an der Grenze zu verzollen. Und das alles in Richtung Süden, in den Staat, da wo die alle keine Steuern zahlen tun. Aber mit dem Sakko nach Monaco, ist ja auch nicht mehr so einfach, seit man sich mit Doppeldoppelkorn die interlellen Zellen weggesoffen hat. Man findet einfach den Weg nicht mehr.
Deutschland hat dem Lindi allerdings eine Menge zu verdanken. Das haben auch die Politfuzzis Anfang der Neunziger erkannt und ihm ein Bundesverdienstkreuz angesteckt. Ja, Udo wollte immer nach Ostberlin: Er träumte von einem Rockfestival auf dem Alexanderplatz, mit dem Panikorchester und einer Band aus Moskau. Und plötzlich hat es echt geklappt. Nach dem Honni mit Lindi’s Lederjacke beim Hören von Westradio auf’m Klo eingeschlafen war, nutzte das Volk die Gelegenheit zur Revolution. Ja, hast du Töne? Udo schon. Und zwar auch ohne Erich’s Geige.
Egal, heute ist diese ganze Politsoap vorbei, vom Erich ist nix mehr übrig ausser Margot in Argentinien. Der gute alte Udo klimpert im Atlantic vielleicht immer noch Klavier und bekommt vom Chef des Hauses für jede Nummer Ragtime ’n Korn und ’n Bier. Naja, er hat es schon 1973 gewusst. Bei Onkel Pö spielt ’ne Rentnerband, seit zwanzig Jahren Udosongs.
Udo, ich trinke jedenfalls darauf, dass du wirklich mal so alt wirst, wie deine Glatze unter’m Hut heut schon ist. Und überhaupt ist heute wieder alles klar, auf der Andrea Doria …