Nach dem Schneechaos in Deutschland kehrt Norddeutschland langsam in die Normalität zurück. Der Schneefall höre im Laufe des Tages gänzlich auf, meldete der Deutsche Wetterdienst (DWD). Auch in den letzten Landkeisen an der Ostseeküste würde der Katastrophenalarm im Laufe des Tages aufgehoben, meldete Spiegel Online mit Berufung auf das Lagezentrum in Hamburg.
Sturmtief Daisy und das Fernsehen
Das Sturmtief „Daisy“ hatte trotz langer Ankündigung und Vorbereitungszeit besonders am Sonntag große Teile Norddeutschlands kalt erwischt. Besonders wegen der unausgewogenen Berichterstattung des Privatfernsehens hatten zahlreiche Bürger die Gefahr nicht ernstgenommen.
Doch das – wenn auch kleinere – Schneechaos zeigt deutlich, wie reformbedürftig der Katastrophen- und Bevölkerungsschutz in Deutschland ist. Mehrere hundert Kraftfahrer schneiten auf der Bundesautobahn 20 in Ostvorpommern ein. Erst nach Stunden gelang es Kräften des Technischen Hilfswerkes (THW) zu den fahrzeugen zu gelangen. Unweit der Stadt Anklam dauerte es ebenfalls Stunden um vierzehn Fahrgäste aus einem eingeschneiten Regionalzug zu befreien.
Katastrophenschutz: Eine Katastrophe?
Der Katastrophenschutz ist in Deutschland – genau wie der Rettungsdienst – auf der Ebene der Landkreise organisiert. Meist gibt es nur eine dünne Decke oder gar keine hauptamtlichen Mitarbeiter in den Organisationen. Die meisten Helfer gehen bürgerlichen Berufen nach und werden erst im Ernstfall – teilweise durch Telefonketten – alarmiert. Auch die Ausrüstung der Einheiten, vor allem in ländlichen Regionen, wirkt eher vorsinnflutlich.
Kritiker fordern seit Jahren bundeseinheitliche Regelungen oder die beispielsweise die Eingliederung der Bundeswehr in den Bevölkerungsschutz und die bessere Ausstattung und Ausbildung, sowie mehr Bundesmittel für den Katastrophenfall. Bereits die Vogelgrippekrise 2006 auf der Insel Rügen hatte gezeigt, wie wenig Mittel einem einzelnen Landkreis im Ernstfall zur Verfügung stehen.
Streusalz ist Mangelware
Unterdessen wird abgesehen vom Schneechaos, in diesem Winter in Deutschland das Streusalz knapp. Viele Städte hätten ihre Reserven bereits aufgebraucht und kaufen beipsielsweise in den Niederlanden nach. „Das ist eine Tendenz, die wir seit kanpp zwanzig Jahren beobachten,“ erklärt Peter Boldt vom Schnee- und Eisdienst in Berlin, „die meisten Kommunen lagern nur noch einen Bruchteil des Streugutes von früher, wenn alle nachkaufen, ist natürlich auch irgendwann unser Lager leer.“ Die Kommunen sähen sich einfach einem zu großen Kostendruck ausgesetzt, um für alle Eventualitäten wie ein Schneechaos vorzusorgen.
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