Metric – Synthetica
Man kriegt was man erwartet mit dem neusten Album der Broken Social Scene Spin Off Band Metric um Emily Haines. Viele Synthies, ansteckende Ohrwürmer und eine Mischung aus magisch-steriler Atmosphäre. Das erinnert alles teilweise stark an Goldfrapp (besonders deren entzückendes „Seventh Tree“ Album), macht aber so viel Spaß und ist auch nicht wirklich ein Abklatsch, dass man solche Vergleiche auch ohne bösen Hintergedanken ziehen kann.
Einen ungewöhnlichen Gastsänger gibt es mit Lou Reed auf „Das Wanderlust“, glücklicherweise fällt die Kollaboration nicht ansatzweise so furchtbar aus, wie das Reed/Metallica Debakel von 2011.
„Synthetica“ soll laut Haines die Selbstreflektion thematisieren, die genau dann zwangsläufig auf einen zukommt, wenn das Leben einmal soweit ins Stottern gerät, dass man sich nicht mit externem Firlenfanz ablenken kann. Dass man dabei auch oft den Schein aus seinem Gesicht pellen muss, um das Wahre zu entdecken, findet sich immer mal in den Songs wieder.
Genau das macht wohl auch den Charme des neuen Metric Albums aus, denn was auf den ersten Blick kühl und allzu Disco-lastic erscheint, offenbart auf den zweiten Blick die Wärme, die frühe Hits wie „Help I am alive“ so eindringlich gemacht haben. Tja, Kanadier können wohl keine schlechte Musik machen.
Hot Chip – In Our Heads
Vielleicht war das Nebenprojekt New Build zu gut, aber so wirklich mag die Aufregung bezüglich des neuen Hot Chip Albums nicht aufkommen. Ein wenig fehlt die sonst so lieb gewonnene, zackige Exzentrizität, die einen Song auch mal aggressiv mittendrin in andere Richtungen gelenkt hat. Auf „In Our Heads“ sticht nichts negativ heraus, ist wiederum auch nichts herausragend.
Damit steh ich allerdings mehr oder weniger auf weiter Flur alleine da, was sehr wohl daran liegen kann, dass meinereiner die sehr stringente, unaufgeregte Electroschiene (die auf Vorgängeralben noch leicht punkig angehaucht war) nicht ganz in meine Playlists passt.
Wieauchimmer, „In Our Heads“ ist sicher keine Katastrophe, reißt aber auch nicht mit und kann erst recht nicht mit derartig umwerfenden Krachern wie „Ready for the Floor“ aufwarten, auch wenn das ruhige „Let me be him“ schon sehr rührselig macht.
Dennoch schade, aber da kram ich doch lieber Hall & Oats Platten heraus oder lasse mich vom ironischen Charme von Who Made Who einwickeln.
[youtube NW5gl1Poqnk]Wolfgang Muthspiel – Vienna Naked
Eigentlich ist er nur ein Genie an der Gitarre, für sein neustes Werk hat sich Wolfgang Muthspiel jedoch auch seiner Stimme bedient. Was für Gewöhnlich meist in relativ durchschnittlichen Gesangs-Versuchen endet, ist im Falle von „Vienna Naked“ eine äußerst charmante Reminiszenz an traditionelle Songwriter der 60er und 70er Jahre angelegt und gefällt vor allem dadurch, dass die Frickeleien der Gitarre vorbehalten sind, Muthspiels Gesang jedoch klaren Linien nachgeht und genau deshalb nicht das Songwriting überdeckt.
Luftig, entspannt und in detailverliebt, dennoch leichten Gitarrenmelodien erinnert er an die Helden von damals, Brian Wilson, Gordon Lightfoot, Paul Simon und Co. Nun, vielleicht war es auch von diesem Multiinstrumentalisten zu erwarten, wer bereits mit 6 Jahren Violine spielt hat sicher auch hohe Ansprüche an sich. Dennoch, dass „Vienna Naked“ letzten Ende so mitreißend, natürlich und scheinbar mühelos ausfällt, hätte zumindest ich nicht erwartet und zeigt sich besonders im wunderbaren „We drink the sun“ oder im bluesigen „Empty House“.
Musik, die manche Momente das bisschen bedeutungsschwerer gestalten, schön ist das, humorvoll, intelligent und vor allem sehr gekonnt.