Was die Musiker- und Künstlerszene an Portland so fasziniert liegt klar auf der Hand: Eine Gegend, die umgeben von Natur, Wäldern und Bergen ist, eine kompakte Innenstadt und außerdem Lebenserhaltungskosten die auch für verarmte Künstler noch aufzubringen sind, ganz im Gegensatz zu ähnlich kreativen Brandherden wie Brooklyn in New York.
Zudem ist die Clubszene gemütlich und Kundenfreundlich, das Essen ist gut und dass die Stadt zu den bekanntesten Bierlieferanten privater Brauereien gehört, dürfte auch nicht schaden.
Dass die meisten Musiker und Künstler außerdem einander kennen und die Rate an Kollaborationen schon kanadische Ausmaße annimmt, setzt dem Ganzen noch die Kirsche auf. Ob man nun einen Backupsänger sucht, einen Künstler, der ein Albumcover illustriert oder aber einen Independent Regisseur, der das Musikvideo dreht: Einfach im Coffee Shop um die Ecke vorbei schauen und einmal in die Runde fragen und schon strömen sie herbei. Was für ein Schlaraffenland, kein Wunder, dass sich so viele herausragende Bands in dieser bezaubernden Stadt nieder gelassen haben.
Portland: Die Top 10
Modest Mouse
Ihre ersten Alben „This is a long drive for someone with nothing to think about“ und „Interstate 8“ gehören zu den definierenden Alben der 90er, die zudem mit ihrem Klangbild auch schon das 21. Jahrhundert mitprägten. Damit gehören Modest Mouse auch zu den wenigen Bands der 90er Szene, die sich erfolgreich ins neue Jahrtausend entwickelt haben, ohne an Relevanz zu verlieren.
Sicher liegt das auch daran, dass sie äußerst geduldig sind, wenn es darum geht, neue Alben zu veröffentlichen, innerhalb der letzten 16 Jahre (so alt sind wir schon), haben sie gerade mal 5 Alben veröffentlicht. Davor und dazwischen hagelte es allerdings EPs und Singles und Live Alben, die lange Autofahrten dann doch genügend untermalen konnten.
Auch hervor zu heben: das aktuellste (2007) Album „We were dead before the ship even sank“ bekam Unterstützung von The Smiths' Johnny Marr, was man auch an der schnieken Gitarrenarbeit heraus hören kann. Und James Mercer von den Shins – mittlerweile ebenfalls Wahl-Portlander – sang außerdem auf mindestens drei Songs mit, was sich mit Isaacs rotziger Punkstimme ganz wunderbar machte.
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Menomena
Menomena selbst veröffentlichten 2003 ihr erstes völlig selbst gemachtes Demo „I am the fun blame monster!“, folgten mit einem Instrumental Album und brachten dann mit dem 2007 Release „Friend and Foe“ die Musikwelt zum Staunen.
Das Release wurde mit einem Chor aus Mitgliedern von Tu Fawning, Boy Eats Drum Machine und 31 Knots gefeiert, das bunte Cover wurde von Knopf designed und vom „Blankets“ Autoren Craig Thompson illustriert, die eklektisch-freakige Stilmischung auf „Friend and Foe“ verliert auch nach 5 Jahren nicht an Intensität, ob mit dem melancholischen „Wet and Rusting“ oder dem manischen „Pelican“.
Das darauffolgende Album „2 Mines“ konnte zwar nicht ganz mithalten und krankte sicher auch am drohenden Ausstieg von Brent Knopf, aber alleine für die enge Verwebung mit vielen anderen Musikern in Portland gehören Menomena immer noch zu den wichtigsten Impulsen einer wachsend kreativen Szene. Das neue Album „Moms“ soll übrigens Mitte September veröffentlicht werden.
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Tu Fawning
Die düster cineastischen Visionen der Band ließen schon im Interview mit Corrina auf die kreativen Impulse schließen, besonders beeindruckend ist jedoch die Sehnsucht nach ihrer Musik, die man nach Hören von „A Monument“ immer wieder verspürt.
Während das erste Album definitiv noch Joe Haeges Version war, durften die anderen Musiker beim zweiten Werk außerdem kräftig mitbestimmen, weshalb Haeges Regel „nur das im Studio aufnehmen, was so auch Live funktioniert“ sofort über Bord geworfen wurde, um ein dramatisch opulentes Album aufzunehmen.
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Laura Veirs
Genau die prägen auch ihre Musik, mit dem Debüt im Jahre 1999 veröffentlicht, gehört Laura auch schon zum alten Eisen, ihr neustes Werk ist eine Sammlung an Kinderliedern und enthält traditionelle, altbekannte und eigene Kinderlieder. Auf diesem Album trat dann auch Colin Meloy mit auf, der sich nach seinem aktuellsten Versuch als Kinderbuchautor wohl noch einen weiteren Stern als bester Vater der Welt einheimsen, Laura vielleicht aber auch für ihre vielen Gastauftritte auf Decemberists Alben danken wollte. .
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Laura Gibson
In der Musikszene ist Laura bekannt wie ein bunter Hund, sie arbeitete mit Laura Veirs, Danny Seim zusammen und sang für Colin Meloys Sam Cooke EP im Hintergrund, sicherlich als Dankeschön dafür, dass er sie auf seinen Solotouren als Support Act mitnahm und damit einer großen Fanmasse vorstellte.
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Lost Lander
Der Kopf der Band – Matt Sheehy – ist ein Förster und gehört damit zu den manliest Men, die man sich im Indie Business vorstellen kann. Dass er dazu dennoch so gefühlvolle Musik zusammen schustern kann, ist ja einfach unglaublich und wem das noch nicht reicht, der erfreut sich am von ihm erdachten Miniatur Planetarium, das man aus dem Drrt-Albumcover basteln kann.
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Blind Pilot
Auch Blind Pilot wurden von den Decemberists als Opening Act eingeladen, man kann fast annehmen, dass sie dadurch auch Produzent Tucker Martine kennen lernten, der auch schon für die Decemberists und Death Cab For Cutie mixte und ihre Live EP aus dem Jahre 2009 aufnahm.
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Blitzen Trapper
Wie so viele Portlander sind Blitzen Trapper auch beim geschichtsträchtigen Sub Pop Label untergebracht.
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Portugal. The Man
Original kommen sie übrigens nicht aus Portland, sondern aus Alaska und zu ihrer Anfangszeit tourten sie auch noch mit etwas aggressiveren Burschen als die Black Keys oder The Lonely Forest, sondern vielmehr mit Scream- und Postcore Bands a la Fall of Troy und Circa Survive.
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The Decemberists
In Portland haben The Decemberists außerdem einen großen Kreis an Künstlern, mit denen sie zusammen arbeiten.
Ihre Alben sind daher oftmals Gruppenarbeiten mit Gastmusikern aus den Shins, den Dandy Warhols, Death Cab For Cutie, My Morning Jacket und und und.
Die wunderschönen Illustrationen zu den Alben werden übrigens von Meloys Frau Carson Ellis beigesteuert, die auch das Album Artwork zu Laura Veirs' Album „July Flame“ entwarf und erst kürzlich ein Kinderbuch zusammen mit Colin veröffentlichte.
Es ist etwas zu aufwändig, alles aufzuzählen, aber alle Bandmitglieder: Colin, Chris Funk, Jenny Conlee, Nate Query und John Moen sind in unzähligen Projekten involviert und prägen Portland wohl wie keine andere Band, weshalb sie den Abschiedstusch dieses Artikels spielen dürfen.
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