Kennt Ihr dieses Gefühl von Veränderungen, was ihr gar nicht wollt? Und ihr müsst mit ansehen, wie etwas zerstört wird mit der Wahrscheinlichkeit, dass es nie wieder so sein wird, wie es mal war? Sogar ein Gebäude kann einem ans Herz wachsen, selbst wenn es manchmal nervt und hässlich aussieht.
Dieses Gebäude stand auf der Ecke Antonistrasse Berhard-Nocht-Strasse. Ein alter Bau aus der Gründerzeit, vom Krieg ein bisschen dezimiert und mit einem 70er Jahre Element am Rande aufgefüllt. Dieses einstöckige Haus mit roten Klinkern und großen Schaufenstern war nicht nur einzelnen Drehbuchautoren und Großstadtrevieren ans Herz gewachsen, sondern auch mir. Oft habe ich mir vorgestellt, wie es wohl wäre, wenn nicht der alte Mann mit seinen paar Büchern und einem Schluck dort sitzen würde, sondern ein paar Freunde und ich in einer von mir eingerichteten kleinen Espressobar mit Hafenblick.
Dieser Traum zerplatzte vor einiger Zeit. Schneller als das Austrinken eines Kaffees wurde es abgerissen und abgetragen und mit einer kleinen Träne sah ich schon nach kurzer Zeit die Betonfundamente aus dem Boden wachsen. Und dann? Nichts! Über ein Jahr hatten die Stahlstäbe Zeit zu verrosten, bis es aus heiterem Himmel einfach weiterging.
Immer wenn ein neuer Komplex entsteht, frage ich mich, ob er auch ins Viertel passt und ich muss sagen, der in den Schlagzeilen wohnende Bauherr hat ganze Arbeit geleistet. Jetzt braucht Boris B. und andere Flüchtlinge vom Steueramt gar nicht mehr weit weg fahren. Sie können jetzt direkt auf die Elbe schauen und nicht auf diesen öden Hafen der Grimaldis. Außerdem ist nicht nur das Wetter, sondern auch die Szene abwechslungsreicher. Vorne Schicki mit den Riverkasematten und hinten der Kiez mit Astra und Nutten. Großartig!
So sage ich zum Schluss ‚Chapeau’ vor einer Leistung, die nicht hätte schöner sein können. Aus ALT mach WEG und aus NEU mach SCHÖN!
Ps.: Wenn man günstig steht, kann man sich sogar im Spiegel sehen.