Der Ei-Sessel, der Ameisenstuhl, die Zylinder-Gebrauchsgegenstände, das Rathaus von Aarhus, die heutige Vattenfall-Zentrale in der Hamburger City Nord: Sie alle entspringen der Kreativität von Arne Jacobsen (1902 – 1971), einem der großen Designer und Architekten des 20. Jahrhunderts: Viele halten ihn für den Raymond Loewy Skandinaviens.
Formative Jahre
Jacobsen wurde am 11. Februar 1902 eines jüdischen Kaufmanns und einer ehemaligen Bankangestellten in Kopenhagen geboren und begann schon früh mit dem Zeichnen von Naturmotiven – die Formen von Flora und Fauna später zu einer seiner Inspirationsquellen.
Er möchte Kunstmaler werden. Auf Wunsch seines Vaters, der Kunst für brotlos hielt, studierte Jacobsen nach einer Lehre zum Steinmetz Architektur an der Königlich Dänischen Kunstakademie. Nach dem Abschluss 1929 arbeitete er mehrere Jahre als Architekt. Zu den bekannteren Bauten aus jener Zeit, an denen er arbeitete, gehört die Bellavista-Siedlung (1935), die Tankstelle von Skovshoved (1936) sowie das Rathaus von Aarhus (1942). Als Dänemark im Zweiten Weltkrieg vom nationalsozialistischen Deutschland besetzt wurde, floh Jacobsen mit seiner damaligen Frau nach Schweden.
Durchgehend designtes Hotel
Im Jahr 1956 wurde Jacobsen Professor an der Königlich Dänischen Kunstakademie. Neben seiner Professur arbeitete er aber weiter unermüdlich an Projekten, so auch am SAS Hotel in Kopenhagen, dem ersten Wolkenkratzer der Stadt. Bei diesem Projekt wurde Jacobsens ganzheitlicher Designansatz offensichtlich, denn er machte nicht nur den architektonischen Entwurf, sondern kreierte das Design des Bestecks, der Textilien und anderer Utensilien gleich mit. Zwei seiner berühmtesten Möbeldesigns – das Ei und der Schwan, produziert von der Firma Fritz Hansen – entstammen dieser Arbeit am SAS Hotel. Die beiden anderen Stühle, die Jacobsen als innovativen Sixties-Gestalter berühmt machen sollten, entwarf er, als einer der Kunden seines Architekturbüros – ein Pharmakonzern – neue Kantinenstühle brauchte: Das war die Geburtsstunde des sogenannten „Ameisen“- und des „7er“-Stuhls. Der 7er ist mit über zehn Millionen Exemplaren einer der meistverkauften Stühle der Welt.
Inspiration durch organische Formen
Rückblickend betrachtet haben die Produktdesignentwürfe von Arne Jacobsen noch mehr Berühmtheit erlangt als die von ihm betreuten Bauprojekte. Zu den Entwürfen, die häufig eine organische Formensprache aufweisen heute zu den Design-Klassikern seiner Ära zählen, gehören unter anderem Lampen für Louis Poulsen, die Besteckserie „AJ“ sowie die Gebrauchsgegenstände der „Cylinder Line“ von Stelton, die größtenteils heute noch produziert wird. Eine anderes Produkt design sind Wanduhren, die von den Uhren abstammen, die Jacobsen für seine Architekturprojekte entwarf – unter anderem für die Nationalbank von Dänemark und das Rathaus von Rødovre.
Arne Jacobsen verstarb am 24. März 1971 in Kopenhagen.
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