Ein Negativbeispiel führt der Event Blogger auf: Vor lauter Stempeln aus "Messe & Event" sieht man hier den Text schon gar nicht mehr. Ein typischer Fall von «markantem Overkill».
Dabei ist es aus Gründen der Einprägsamkeit nicht immer schlecht, auf «Duftmarken» oder auf Wiederholungen zu setzen, denn die Wiederkehr grammatischer Floskeln ordnet den Text und hilft dem Leser. Man muss es nur können, so wie Lew Tolstoi zum Beispiel: «Genau wie früher werde ich mit meinem Kutscher Ivan zanken, genau wie früher werde ich mit Menschen schwatzen und streiten …, genau wie früher wird eine Mauer zwischen dem Allerheiligsten meiner Seele und dem anderer Menschen, ja sogar meiner Frau, stehen, genau wie früher werde ich mich mit meinem Verstande einzusehen weigern, warum ich zu Gott beten soll …». Hier, am Ende von «Anna Karenina», sieht Levin endlich ein, dass er seine Zukunft hinter sich hat; sein Leben ist vorüber, auch wenn er noch Jahre vor sich hat; die Formel «genau wie früher» färbt sein Leben so resignativ grau, wie die kommenden Jahre in ihrer Monotonie ihm vor Augen stehen. Die meisterhafte Beherrschung dieser «repetitio» – so die Fachbezeichnung der Stilfigur – ist in Tolstois Werken allgegenwärtig.
Das aber ist noch nicht alles: Formelhafte Elemente machen einen Text auch «volkstümlich»: Wem scheinbar die Worte mangeln, wer zur Monotonie greift, der erweckt zugleich den Eindruck von Schlichtheit, Naturhaftigkeit und Leichtverständlichkeit, Ideale, denen Tolstoi bekanntlich zeitlebens nacheiferte. Im Deutschen kennen wir so etwas nicht nur aus Volksliedern, sondern beispielsweise auch aus Texten der Romantiker, oder – unübersehbar – vom Erzählton Grimmscher Märchen: «Ei, Großmutter , was hast du für große Ohren! … Ei, Großmutter, was hast du für große Augen! … Ei, Großmutter, was hast du für große Hände! … Ei, Großmutter, was hast du für ein entsetzlich großes Maul!»
Wenn wir also wollen, dass sich eine Botschaft einprägt, wenn wir wollen, dass unser Text ein Zentrum erhält, wenn wir wollen, dass unser Leser aus seinem behaglichen Lektürefluss hochschreckt, wenn wir wollen, dass wir angenehm oder auch dumm auffallen, dann sollten wir es mit dieser ornamentalen Floskel ruhig einmal auf der Blog-Ebene versuchen.
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