Dass Fußball ungerecht ist, ist keine wirklich neue Erkenntnis. Auch die Bayern haben ja oft gerade aus schwächeren Spielen die Punkte mitgenommen. Als Cleverness wurde das meist betitelt. Das gleiche Prinzip aber sollte doch – so weh es tut – auch auf die Bewertung des Wolfsburg-Spiels angewendet werden. So ein Spruch zeugt jedenfalls nicht gerade von einer differenzierten Auseinandersetzung mit der eigenen Leistung – die Frage ist doch: WARUM haben es die Bayern trotz Überlegenheit nicht geschafft, beim Tabellenletzten einen Treffer zu erzielen? Dass sie sich gegen defensiv eingestellte Mannschaften schwer tun, kann hier keine ausreichende Begründung sein, die Chancen waren ja da.
Zufall, Pech oder fehlende Spritzigkeit sind weitere Faktoren, die ein solches Ergebnis erzeugen können – und damit auch den Reiz des Fußballs erhöhen. Eine treffende, wenn auch ernüchternde, Begründung für die Pleite stammt von Oliver Kahn, der die Niederlage in Wolfsburg "mit dem Kopf" begründet: "Es war dem Team einfach nicht möglich, nach dem Ausnahmespiel in Mailand gegen Wolfsburg den Schalter wieder umzulegen. "Insgesamt waren wir nicht frisch genug, um irgendetwas Zählbares herauszuspielen", meint Kahn. Der Ex-Nationaltorhüter weiß: "Wir müssen wissen, dass der FC Bayern überall, wo er auftritt, 120 Prozent geben muss." Nun bin ich ja selbst kein Profifußballer. Aber es ist schon enttäuschend zu hören, dass die Top-Einstellung vor jedem Spiel keine Selbstverständlichkeit ist. Auch in Wolfsburg kann man mal verlieren. Ich halte es aber für kontraproduktiv, den eigenen Spielern mit solchen Sätzen ein Alibi zu verschaffen.
Aber nehmen wir Magath doch mal beim Wort und ändern die Regeln hin zum Punktsieg-Szenario. Da gibt es doch tolle Möglichkeiten, die teilweise auf der Straße bereits erprobt wurden. Dabei erhält jedes Team Punkte in verschiedenen Kategorien. Wer am Ende die meisten Punkte hat, gewinnt.
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Drei Ecken, ein Elfer
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Ein Elfmeter bringt einen Punkt für das Team des gefoulten Spielers
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Ein gehaltener Elfmeter bringt einen Punkt für das Team des Torhüters
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Ein verschossener Elfmeter (daneben) bringt dagegen keine Punkte
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Das Team, das insgesamt länger im Ballbesitz war, bekommt einen Punkt.
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Das Team, das insgesamt mehr Ballkontakte (unabhängig von der dafür benötigten Zeit) hatte, bekommt einen Punkt
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Eine Ecke bringt einen halben Punkt
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Der schönste Angriff bringt Sonderpunkte: Gewertet wird die Zahl der am Angriff beteiligten Spieler sowie die durchschnittliche Anzahl an Ballkontakten
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Die höchste Laufleistung der Spieler (in Kilometer) bringt ebenfalls einen Punkt
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Pfosten und Lattenschüsse bringen ebenfalls einen Punkt
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Fehl und Rückpässe geben ebenso wie gelbe, gelbrote und rote Karten Punktabzug
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Kampfrichter geben Zusatzpunkte für technische Kabinettstückchen: Ein Beinschuss bringt einen Punkt, ein Übersteiger einen halben, ein Fallrückzieher ebenfalls einen halben Punkt
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Auch Frisuren, die Sangeskünste der Spieler (bei Länderspielen) oder Tore könnten bewertet werden
Soweit für's Erste. Ich würde mich aber natürlich sehr über weitere Anregungen freuen, wie der Fußball zum Punktspiel werden kann…
Bild: www.fcbayern.de
Wolfsburg mit dem Attribut „defensiv eingestellte Mannschaft“ zu belegen, ist ein wenig euphemistisch. Mit Fußball hatte das nichts mehr zu tun, was der VfL in der zweiten Halbzeit gespielt hat.