In gewohnt schiefer Metaphorik äußerte Diekmann dort im sakralen Raum mit Engelszungen folgendes: "Die Parallelen zwischen Luthers Forderungen und der Sprache von "Bild" sind so offensichtlich, dass – hier sei der Superlativ erlaubt – selbst das blindeste Huhn nicht umhin könnte, den Schnabel auf dieses Korn zu setzen". Bumm – da setzt es dich nieder: Nur verlangte es meinen Schnabel nicht nach Korn, er stand schlicht weit offen.
Ohne Pappkameraden aber bringt bekanntlich ein polemischer Artikel gar keinen Spaß. Also pfeift der oberste BILDner unserer Sprachkultur nach seinem Idéefix: Das sind bei ihm immer die bösen 68er und die Folgen. Unter großem Gekläffe reitet er zunächst Attacke auf das Rapper- und Internet-Kauderwelsch: "Gleiche Erfahrungen mit Chatrooms, Onlineforen und Nachmittags-Talkshows: überall Babel, wenn auch in einer Sprache". Wer hat schuld daran? Wir ahnen es – der arme Idéefix kriegt wieder alle Dresche ab: "Orthografisch korrekt sind meist nur Briefe, die aus den neuen Bundesländern stammen oder von älteren Leuten aus dem Westen – also von Personen, die nicht dem Einfluss der Kultusministerkonferenz, der GEW oder reformwütiger Lehrerverbände unterworfen waren. Was hingegen von jüngeren Leuten aus Bremen, Hamburg, Berlin oder Nordrhein-Westfalen kommt, ist oft nur näherungsweise verständlich, nicht zuletzt bedingt durch weitgehenden Verzicht auf Interpunktion oder Groß- und Kleinschreibung: Alles Kauderwelsch und Rhabarber, Rhabarber, auch wenn kaum einer der Absender wissen dürfte, wie man das eine oder andere schreibt". Fazit: Opas Deutsch muss wieder her!
Na, gut ist es da, dass wir die tägliche BILD-Zeitung haben: Gleich drei orthographische Dumpfbackenfehler auf drei Zeilen, das schafft kein anderes deutsches Print-Medium, ja, noch nicht einmal ein koksbenebelter Aggro-Rapper: "Du solltest nicht so viel Fernsehen, Peg. Sonst holst du dir vom sitzen noch ’ne Couchentzündung, oder von der Fernbedienung einen Fernsehdaumen". So klingt eben das Lutherdeutsche heutzutage, sobald es unsere BILD-Zeitung im Maul führt. (Via BildBlog) …