Durch die Corona-Krise bleiben zurzeit viele Flugzeuge am Boden. Das hat für viele Piloten dramatische Folgen: Den aufwändig ausgebildeten und ehemals gut bezahlten Fachkräften droht die Arbeitslosigkeit. Viele von ihnen werden in beruflicher Hinsicht umdenken müssen.
18.000 Arbeitsplätze sind allein in Europa bedroht
Die Pandemie hat den Tourismus und die Fluggesellschaften hart getroffen. Das hat Folgen: Laut Zahlen der europäischen Pilotenvereinigung EPA könnten von den etwa 65.000 Jobs hinterm Steuerknüppel 18.000 gestrichen werden. Allein bei der Lufthansa sollen im nächsten Jahr bis zu 1.200 von insgesamt 5.500 Piloten die Kündigung erhalten, so die Pilotenvereinigung Cockpit.
Der Bundesverband der Deutschen Luftfahrtverkehrsgesellschaft schätzt, dass bei den deutschen Fluggesellschaften und an den Flughäfen insgesamt etwa 60.000 von 255.000 Jobs verloren gehen könnten. Für viele der Betroffenen ist das wirtschaftlich ein herber Schlag.
Auch international sieht es nicht viel besser aus: Weltweit mussten seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie über 20 Airlines Insolvenz anmelden – unter ihnen Air Italy und Germanwings. Andere Fluggesellschaften schickten ihre Belegschaft in Kurzarbeit oder in einen unbezahlten Zwangsurlaub, einer großen Anzahl wurde gleich gekündigt.
Finstere Zeiten für die Zivilluftfahrt
Die Berufsaussichten für Piloten und Bordpersonal haben sich innerhalb kürzester Zeit dramatisch verändert. Wurden vor der Corona-Krise noch händeringend Flugkapitäne und Co-Piloten gesucht, gibt es nun ein Überangebot auf dem Arbeitsmarkt.
In einer vom Fachmagazin Flightglobal und dem Vermittlungsunternehmen Goose Recruitment durchgeführten Umfrage geben 30 Prozent der befragten Kapitäne und Co-Piloten an, das sie zurzeit arbeitslos sind. 17 Prozent von ihnen sind freigestellt, und lediglich 43 Prozent von ihnen sitzen noch als Angestellte im Cockpit. Für die Erhebung wurden im Oktober 2020 weltweit 2.600 Flugkapitäne, Co-Piloten und Flugschüler befragt.
Quereinstieg in andere Berufe als Alternative
Viele Pilotinnen und Piloten müssen jetzt umsatteln. Dabei dürften ihnen ihre besonderen Fähigkeiten und ihre anspruchsvolle Ausbildung zugute kommen. Piloten besitzen ein hohes Maß an technischer Kompetenz und können sich in verhältnismäßig kurzer Zeit in komplexe Systeme hineindenken. Zudem sind sie genaues Arbeiten nach vorgegebenen Standards gewohnt. Durch ihre Nähe zu den ingenieurstechnischen Berufen eignen sie sich für anspruchsvolle Tätigkeiten in der Chemie- und Automobilindustrie, im Pharmabereich oder im Maschinenbau.
Eine andere Job-Alternative bietet die Deutsche Bahn: Der Mobilitäts-Konzern will weiter wachsen und allein in diesem Jahr 18.000 neue Mitarbeiter einstellen. Ex-Piloten können so nach einer Umschulung von der Startbahn auf die Schiene wechseln, ebenso wie das Kabinenpersonal, das als Zugbegleiter bei der Bahn arbeiten kann. Einige Ex-Angestellte aus der Luftfahrtbranche haben diesen Schritt in eine neue berufliche Zukunft bereits getan.
Bildnachweis: Pixabay, 2576889, StockSnap