Lösung Schuldenschnitt: was bedeutet das und wie hat er in anderen Ländern funktioniert?

Die Mehrheit der Bankenvertreter und Politiker reagierte positiv auf die beim EU-Gipfel in Brüssel beschlossenen Maßnahmen zur Überwindung der Schuldenkrise.

Teil des Paketes ist ein Schuldenschnitt, durch den Griechenland 50 Prozent der Schulden erlassen werden sollen.

Man hofft, so einen Bankrott des Landes abwenden und die EU stabilisieren zu können.

Schuldenschnitt veranlassen – Haircut

Mit „Haircut“ wird fachsprachlich der Schuldenschnitt bezeichnet. Er kann in Frage kommen, wenn ein Staat bestimmte Zahlungen nicht mehr leisten kann. Ein Beispiel wäre die Abzahlung von Zinsen für Schulden. Findet ein „Haircut“ statt, so erlassen die Gläubiger einen Teil der Schulden, meist in der Hoffnung, letztendlich doch noch etwas vom investierten Geld zurückzubekommen.

Der Fall Griechenland

Für 2012 wurde Griechenland eine Staatsverschuldung von ca. 160 Prozent der Wirtschaftsleistung, also der Leistung, die die gesamte griechische Volkswirtschaft in einem Jahr erbringt, vorhergesagt. Als akzeptabel für eine funktionierende Regierung gilt ein Wert von 120 Prozent. Die Maastricht-Kriterien erlauben 60 Prozent. Die nun getroffene Einigung sieht vor, dass den Griechen 50 Prozent ihrer Schulden erlassen werden, womit die privaten Gläubiger – größtenteils Banken und Versicherungen – auf rund 100 Milliarden Euro verzichten.

Deutschland sah den Schuldenschnitt als notwenig an, um die griechische Schuldenbelastung bis 2020 auf 120 Prozent der Wirtschaftsleistung runterzuschrauben. Damit bekommt das Land die Aussicht, eines Tages nicht mehr auf ausländische Finanzhilfen angewiesen zu sein. Schlussendlich ist der größte Gläubiger der Steuerzahler, denn er muss im Zweifel auch für die Stützung von Banken aufkommen, denen durch den „Haircut“ die Puste ausgeht.

Schuldenteilerlass in anderen Ländern

Der „Haircut“ war schon für einige andere Länder wie zum Beispiel Somalia oder Liberia eine Lösung. Argentiniens Staatspleite stellt sie aber in den Schatten, da hier der bisher wohl bekannteste Bankrott eines Landes stattfand. Im Jahr 2002 belief sich die Schuldenhöhe auf ca. 100 Milliarden US-Dollar. Das Land war nicht mehr solvent. Um Argentinien zu helfen, packte der Internationale Währungsfonds (IWF) 2000/2001 mehrere Hilfspakete. In diese waren harte Auflagen gepackt. Der IWF forderte beispielsweise eine Abtragung des Haushaltsdefizites um 2,5 Milliarden Dollar innerhalb eines Jahres. Da Argentinien die auferlegten Kriterien nicht erfüllen konnte, nahm der IWF seine Pakete wieder zurück.

Um nicht vom Währungsfonds abhängig zu sein, stoppte Argentinien die Zahlungen an seine Gläubiger. Im Januar des Jahres 2005 unterbreitete das Land seinen Kreditgebern dann ein Angebot. Es beinhaltete die Umwandlung der Staatsanleihen und den Verzicht von im Schnitt 50 Prozent ihres Einlagen-Wertes. Die meisten Betroffenen machten mit. Der reale Verlust lag für Viele bei bis zu 75 Prozent. Später schaffte es Argentiniens Wirtschaft sich, unter anderem dank des weltweiten Aufschwungs, zu erholen.

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