Krimi der Woche: Jo Nesbøs „Der Sohn“

Ein neuer Jo Nesbø, aber kein neuer Harry Hole. Zum zweiten Mal (Nach „Headhunter“) gönnt der norwegische Krimiautor seinem beliebten Hauptkommissar eine Pause. Und, wenn man ganz ehrlich ist, hatte er die auch nötig, denn weder „Die Larve“ noch zuletzt „Koma“ vermochten völlig zu überzeugen, auch wenn sie immer noch besser waren als 90 Prozent der Krimis aus skandinavischer Produktion.

Ist Harry Hole schon ein ziemlich lädierter Held, so ist der Protagonist seines neuen Romans, Sonny Lofthus, ein ziemlich hoffnungsloser Fall. Wegen Mordes verurteilt sitzt er in einem Gefängnis ein, dämmert im Heroinrausch vor sich hin. Bis er eines Tages die Information erhält, dass sein Vater, ein Polizist, der vor zehn Jahren ums Leben kam, nicht wie geglaubt Selbstmord begangen hat, sondern ermordet wurde.

Sonny will Rache für seinen Vater nehmen

Sofort schmiedet Sonny Rachepläne, doch zunächst einmal muss er aus dem Hochsicherheitsknast ausbrechen – was sich dann als leichter erweist als gedacht. Einmal draußen, geht er mir nichts dir nichts auf Entzug und beginnt mit der Umsetzung seiner Rachepläne. In die Verschwörung, die zum Tod seines Vaters führte, war nicht nur Norwegens berüchtigster Krimineller, sondern auch zumindest ein hochrangiger Polizist verwickelt. Komplizierter wird die Geschichte dadurch, dass Sonny sich in eine Sozialarbeiterin verliebt, die nicht weiß, ob sie ihm helfen oder der Polizei ausliefern soll.

Man könnte jetzt durchaus rummäkleln an „Der Sohn“: zu viele Unwahrscheinlichkeiten, eine kitschige Liebesgeschichte, Überlänge. Aber auch wenn das alles vielleicht stimmt, so verblasst das jedoch angesichts der Bravour, mit der Jo Nesbø seine Geschichte erzählt. Er vermag es, gleichzeitig eine enorme Spannung hochzuhalten, aber nebenbei auch manch schlaue Beobachtung dazu einzuflechten, was die Welt in ihrem Innersten zusammenhält.

Jo Nesbø
Der Sohn
Ullstein
528 S.
22,99 Euro

Coverfoto: Ullstein

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