Eva-Lotta Sjöstedt war für die Karstadt-Mitarbeiter der erste Lichtblick seit Langem. Doch nach nur fünf Monaten an der Spitze des angeschlagenen Warenhauskonzerns wirft die Schwedin jetzt hin. Sie habe keine ausreichende Unterstützung durch den Eigner Nicolas Berggruen erhalten. Sjöstedts Abgang zeigt, wie hoffnungslos die Lage bei Karstadt ist.
Fehlende Unterstützung von Eigentümer Berggruen
Nach nur fünf Monaten legt Eva-Lotta Sjösted ihr Amt als Geschäftsführerin (CEO) der Karstadt Warenhaus GmbH nieder. Das teilte das Unternehmen gestern in Essen mit. Sjöstedt habe erwartet, es in seiner schwierigen Lage entwickeln zu dürfen. Doch die Voraussetzungen dafür seien in genauer Kenntnis der wirtschaftlichen Rahmendaten und nach den Erfahrungen der letzten Monate nicht mehr gegeben. Eine Mitschuld daran trägt der Eigner Nicolas Berggruen, von dem sie sich nach ihrem Schritt an die Spitze mehr Unterstützung erhofft hatte. Sjöstedt: „Diesen Schritt habe ich damals auch deshalb getan, weil mir der Eigentümer der Karstadt Warenhaus GmbH, die Berggruen Holdings, die volle Unterstützung für meine Strategie und meine Investitionspläne für die 83 Warenhäuser zugesagt hat.“ Diese ist jedoch ausgeblieben.
Sjöstedt stand selbst an der Kasse
Die ehemalige Ikea-Managerin Sjöstedt war offiziell am 24. Februar gestartet. Schon vor ihrem Amtsantritt hatte sie in 47 Filialen selbst an der Kasse gestanden, mit den Mitarbeitern gesprochen und Kunden bedient, um sich ein eigenes Bild zu machen. Dafür war sie vor allem bei den Mitarbeitern gut angekommen.
Im März kündigte Sjöstedt an, dass sie den Filialen mehr Eigenverantwortung einräumen und so stärker auf die Bedürfnisse der Kunden eingehen wolle. Bisher habe Karstadt zu viel zentral vorgegeben.
Das Unternehmen bedauert die Entscheidung
„Dieser Schritt kommt für uns überraschend und in sehr schwierigen Zeiten für die Karstadt Warenhaus GmbH. Unser Ziel ist es jetzt, mit dem erfahrenen Management die Sanierung von Karstadt entschlossen und unverzüglich anzugehen. In der gegenwärtigen Situation dürfen wir uns durch personelle Veränderungen nicht bremsen lassen“, erklärte Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Stephan Fanderl. Chief Finance Officer Miguel Müllenbach und Arbeitsdirektor und Chief Human Resources Officer Kai-Uwe Weitz sollen die Führung in der ungewissen Zukunft übernehmen. Die schweren Zeiten für Karstadt wollen nicht abreißen.
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