Kanzler der Nachkriegsdeutschen – Helmut Schmidt

Adenauer, Brandt, Kohl, Schröder – die deutsche Politikgeschichte der Nachkriegszeit hat viele markante Persönlichkeiten an die Spitze des Volkes gebracht. Eine Umfrage hat nun gezeigt, wen die Deutschen für den Wichtigsten halten: Es ist der 95-jährige Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt.

Einer aus der Kriegsgeneration

Laut der Umfrage des Forsa-Instituts im Auftrag des „Stern“ haben sich die Deutschen der Gegenwart für einen Menschen entschieden, der Nazidiktatur und Krieg aus erster Hand miterleben musste, was ihn politisch nachhaltig geprägt hat. Nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft 1945 trat Schmidt der noch jungen SPD bei und studierte VWL und Staatswissenschaft. 1949 machte er seinen Abschluss als Dipl.-Volkswirt und begann seine Karriere bei der Hamburger Behörde für Wirtschaft und Verkehr, wo er bis 1953 dem Verkehrsamt vorstand.

Karriere in Partei und Bundestag

Mit nur zweijähriger Unterbrechung war Helmut Schmidt von 1953 bis 1987 Mitglied des Bundestages. In dieser Zeit war er stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, von 1967 bis 1969 selbst Fraktionsvorsitzender.
Nächste wichtige Stationen waren der Posten des Verteidigungsministers unter Bundeskanzler Willy Brandt, und danach der des Finanz- und Wirtschaftsministers. Höhepunkt seiner Karriere war das Amt des Bundeskanzlers, das Schmidt 1974 nach dem Rücktritt Brandts wegen der Guillaume-Affäre erlangte. In diese Zeit fiel der Terror der Roten Armee Fraktion: unter anderem die Entführung des Lufthansa-Jets „Landshut“ und die Entführung Hanns Martin Schleyers im sogenannten „Deutschen Herbst“ 1977. Weitere wichtige politische Ereignisse in seiner Amtszeit waren die Verbesserung der deutsch-französischen Beziehungen, der NATO-Doppelbeschluss und das Scheitern der sozialliberalen Koalition 1982, in dessen Zuge Helmut Schmidt in einem konstruktiven Misstrauensvotum sein Amt verlor. Sein Nachfolger wurde der CDU-Mann Helmut Kohl.

Der „Hamburger Kanzler“

Neben seinem bundespolitischen Wirken verbindet Helmut Schmidt viel mit seiner heutigen Heimatstadt Hamburg. Er besitzt bei vielen Hanseaten aufgrund seines unkonventionellen Krisenmanagements während der Sturmflut 1962 ein hohes Ansehen, ist seit 1983 Mitherausgeber der in der Hansestadt erscheinenden Wochenzeitung „Die Zeit“ und wohnt eher bescheiden – bis zu ihrem Tod 2010 zusammen mit seiner Ehefrau Loki Schmidt – in einem Reihenhaus im Hamburger Stadtteil Langenhorn.

Photo Credit: Bild aus der Doku „Helmut Schmidt – Lebensfragen“, NDR/Trebitsch Entertainment

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