Kann man Ayahuasca bestellen? Was ist dran an dem geheimnisvollen Urwald-Elixier?

Ayahuasca, „Liane der Seelen“, ist wohl der bekannteste Name dieses bitterschmeckenden Pflanzengebräus, das eine stark bewusstseinsverändernde Wirkung hat und für dessen Zubereitung am Amazonas jeder Schamane sein eigenes Rezept hütet.

All diesen Rezepturen ist aber gemeinsam, dass sie hohe Mengen des Wirkstoffs DMT (Dimethyltryptamin) enthalten, der nicht nur in vielen Pflanzen vorkommt, sondern auch im menschlichen Körper natürlich vorhanden ist – wenn auch nur in geringer Menge.

Ayahuasca ist ein Gebräu, das es in sich hat

Insofern entbehrt es keiner Ironie, dass DMT in Deutschland als „nicht verkehrsfähiges Betäubungsmittel“ eingestuft ist, der Umgang damit also strafbar ist. Aber nicht in allen Ländern ist das so. Man kann entsprechendes Pflanzenmaterial daher über manche ausländischen Internet-Shops bestellen. Aber Achtung: Damit werden bereits die deutschen Zolleinfuhrbestimmungen verletzt!

DMT wird von vielen als das potenteste Halluzinogen bzw. Entheogen („innere Gotteserfahrungen herbeiführend“) angesehen. Allerdings ist es unwirksam, wenn man es über den Mund aufnimmt, da es vom Körper sofort abgebaut wird – es sei denn, man nimmt gleichzeitig Substanzen zu sich, die ebendiesen Abbau hemmen (sog. MAO-Hemmer). Genau das ist das Prinzip von Ayahuasca: Für die Herstellung werden DMT-haltige Pflanzen (z. B. der Chacruna-Strauch, Psychotria viridis) mit MAO-hemmenden Pflanzen (z. B. die Liane Banisteriopsis caapi) vermengt und zu einem Sud aufgekocht, oft über mehrere Tage lang. Das so entstandene Gebräu ist das fertige Ayahuasca.

Manche religiöse Gemeinschaften im Amazonasgebiet, wie etwa Santo Daime oder Barquinha, betrachten das psychotrope Pflanzenelixier als Sakrament. Die Gesetzgebung einiger Länder berücksichtigt dies im Rahmen der Religionsfreiheit und gestattet für diese Religionsgemeinschaften den zeremoniellen Gebrauch von Ayahuasca. So darf beispielsweise die Santo-Daime-Kirche in den Niederlanden offiziell ihre Religion praktizieren.

Ayahuasca – die Leiter in den Himmel?

Das Erste, was die meisten „Novizen“ von dem Amazonas-Zaubertrank zu spüren bekommen, sind nicht himmlische Visionen, sondern seine unangenehmen Nebenwirkungen – Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Für die regelmäßigen Benutzer am Amazonas gehört das dazu. Sie betrachten es als eine Art Reinigung von Körper und Seele – bei langjährigen „Ayahuasceros“ kommen diese Symptome auch nur noch selten vor.

Noch während der Übelkeitsphase beginnt das DMT seine entheogene Wirkung auf das Nervensystem zu üben. Da die Substanz sehr stark auf den visuellen Kortex des Gehirns wirkt, kommt es zu einem stark veränderten Sehen – auch bei geschlossenen Augen hat man farbige, kaleidoskopartige Seh-Wahrnehmungen. Man ist sich in der Regel bewusst, dass man sich in einem Rauschzustand befindet; die Teilnahme am Alltag ist allerdings noch halbwegs möglich – nicht mehr allerdings das Bedienen von Maschinen oder Kfz!

Bei stärkerer Wirkung kann es auch zu dissoziativen Erlebnissen kommen, wie etwa dem Gefühl, „neben sich“ zu stehen, sich außerhalb des Körpers zu befinden, zu „jemand anders“ zu werden oder sich sogar gänzlich aufzulösen. Auch Begegnungen mit Geistwesen kommen vor und werden von den Amazonas-Schamanen ganz gezielt gesucht. In diesem Bewusstseinszustand ist an eine Teilnahme am Alltag nicht mehr zu denken.

Das Urwald-Elixier lässt sich nicht vergleichen mit Substanzen wie LSD oder selbst Psilocybin, dem Wirkstoff der „Zauberpilze“, denen es chemisch ansonsten sehr ähnlich ist.
Es ist sehr gut verständlich, dass die Ayahuasceros es nur in einem streng ritualisierten Rahmen zu sich nehmen, bei dem für alle Eventualitäten Vorsorge getroffen wird und auch stets genügend erfahrene „Mitreisende“ bereit stehen, sobald Teilnehmer an ihre seelischen oder körperlichen Grenzen geraten. In der einen oder anderen Form geschieht das auf den Zeremonien praktisch immer! Eben darin aber liegt auch das große Heilungspotential, das die Schamanen dem Trank zuschreiben.
Von Alleingängen ohne erfahrenen „Geistführer“ kann jedoch nur abgeraten werden, zumal bei uns im Westen, wo im Falle eines Schiefgehens in der Regel nur die Psychiatrie gerufen werden kann und kein Schamane anwesend sein wird.

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