Sie alle wissen noch, mit welchen Riesenvorsprüngen und gewonnenen Wahlen die Unionsparteien unterwegs waren. Das Bollwerk NRW war den Roten abhanden gekommen. Eine absolute Mehrheit für CDU/CSU bei der Bundestagswahl lag danach im Bereich des Möglichen. Ein Politikwechsel ist gewollt, schallte es aus allen Lagern, sogar aus dem sozialdemokratischen. Am Wahltag hingegen war Deutschland plötzlich doch nicht mehr so wechselwillig. Ein Politikwechsel war just an diesem Tage offenbar nicht mehr so vorrangig. Die Motivation, CDU zu wählen blieb niedrig. Die SPD zog mit den Unionsparteien auf niedrigem Niveau, aber besser als erwartet, fast gleichauf. Der denkende Mensch musste sich fragen, wo der Sinn dieses Ergebnisses liege. Die Deutschen wollen, dass die großen Parteien gemeinsam die Probleme des Landes lösen, ertönte es aus selbstberufenem Munde, zuerst von Journalisten, dann aber auch von Politikern aller Couleur. Dabei war von Beginn an klar, dass derart stark voneinander abweichende Politiksysteme bestenfalls auf der Basis des kleinsten gemeinsamen Nenners, der wirklich nur ein ganz kleiner ist, zusammen kommen könnten. Der Wähler hat nicht Basta gesagt, wie er es gekonnt hätte und wie er es angekündigt hatte.
Nun werden ähnliche Ergebnisse für die US-Kongresswahlen vorhergesagt. Auch dort schmelzen offenbar seit kürzester Zeit die sicher geglaubten Vorsprünge für die demokratische Partei zusammen. Mittlerweile wird sogar von einer nahezu Patt-Situation berichtet. Eine noch unverständlichere Entwicklung als seinerzeit in Deutschland, denn zumindest war Herr Schröder kein Kriegstreiber. Insoweit kann man diesbezügliche Sympathien noch eher nachvollziehen als bei George W., dem Lügenbaron. Dennoch muss man sich doch einmal fragen, wie es sein kann, dass Stimmungen im Volk so schnell und so umfassend umzuschlagen in der Lage sind. Am Ende steht keine Verbesserung oder sagen wir mainstreamkompatibler keine Veränderung der als unerträglich empfundenen Situation. Stattdessen wird diese um eine weitere Wahlperiode verlängert…
Ist der gemeine Wähler doof?
(Foto: www.pixelquelle.de / Fotograf: Davis Schrapel)
„Dennoch muss man sich doch einmal fragen, wie es sein kann, dass Stimmungen im Volk so schnell und so umfassend umzuschlagen in der Lage sind.“ Das ist in der Tat eine sehr interessante Frage. Man sollte sie den Demoskopen und den Journalisten stellen, die nicht unwesentlich dazu beitragen, dass sich ein solches Bild erst etablieren kann. Allerdings stehen die Demospoen vor dem nahezu unlösbaren Problem, vorherzusagen was die Nichtwähler wählen, wenn sie kurzentschlossen doch noch den Gang an die Urne antreten. Diese Stimmungsumschwünge sind m.E. denn auch mehr medial erzeugt als wirklich vorhanden. Grundlage dafür sind nach wie vor oft fehlerhafte Umfragen der Demoskopen.
Im Falle der Bundestagswahl 2006 muss man jedoch zur Ehrenrettung der Demoskopen sagen, dass alles tatsächlich auf einen Wechsel hindeutete. Schließlich hat die Union en masse die Landtags- und sonstigen Wahlen jeweils deutlichst gewonnen. Grundsätzlich gebe ich Ihnen, was die angeblichen Meinungsbildner und -ermittler betrifft, natürlich Recht.
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