Ist bloggen ein Phänomen der Kybernetik 2. Ordnung?

In dem Buch

"Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners" von Heinz von Foerster und Bernhard Pörksen,

drückt sich Heinz wie folgt über Kybernetik 2. Ordnung aus:

… Die Kybernetik erster Ordnung trennt das Subjekt vom Objekt, sie verweist auf eine vermeintlich unabhängige Welt "da draußen". Die Kybernetik zweiter Ordnung oder die Kybernetik der Kybernetik ist selbst zirkulär: Man lernt sich als einen Teil der Welt zu verstehen, die man beobachten will. Die gesamte Situation der Beschreibung rutscht in einen anderen Bereich, in dem man plötzlich für seine eigenen Beobachtungen die Verantwortung übernehmen muß …

Teil der Welt

In diesem Sinne versteht sich der Beobachter als Teil der Welt, die er selbst mitgestaltet. Das anklagende "Du sollst" und das egozentrische "Ich" ist nicht mehr trennbar, isolierbar. Der Beobachter ist ein zentraler Begriff in der Diskussion der Kybernetik 2. Ordnung. Somit impliziert mein persönliches ICH, immer "Ich, der Beobachter, als Teil der Welt". Die Konstruktion der eigen Wirklichkeit ist also Teil der Welt. Blogs sind in ihrer Natur jedoch ein "Ich, Teil der Welt-Instrument". Umso schöner, "Beobachter-Blogs" zu finden wie

"Der Blog der Beobachter von Felix Müller und Hagen Fisbeck"

Mit dem Bloggen selbst, übernimmt der Blogger Verantwortung. Verantwortung über die Konstruktion seiner Wirklichkeit, die er in Form seines Internetblogs veröffentlicht, die somit Teil der Welt wird. Wenn der Blogger ein Beobachter ist, dann sind da ja noch die Blog-Leser, die Beobachter der Beobachter.

Veränderung der Medienlandschaft durch bloggen

Wie der deutsche Blog-Leser aussieht, soll sich aus der Umfrage des Institut TNS Infratest ergeben, zusammengefasst in dem Blog-Beitrag von Jan Tißler. Das Bloggen die Medienwelt umkrempeln wird ist in der Zukunftsvision des EPIC 2015-Videos beeindruckend dargestellt. Der Einfluss von Blogs wird in Studien wiedergespiegelt. Das Wort "Blog" selbst konvergiert in seiner Popularität gegen Wörter wie "Java, Madonna und USA".

Was ist ein Blog?

Was ein Blog ist? Was "bloggen" ist? Das ist schwer zu sagen, ebenso wie die Kybernetik schwer zu definieren ist. Ein Blog ist mehr als ein autobiographisches Mittel, ein Blog ist mehr als ein Nachrichtensender, ein Blog ist mehr als ein Content-Management-System, ein Blog ist mehr als ein Reflektionsinstrument, mehr als ein PR-Instrument. Ein weiterer Bestmmungsversuch, was bloggen ist, hier bei Wikipedia. Für mich beschreibt sich ein Blog selbst! Die Tätigkeit bloggen beschreibt sich für mich selbst. Die Selbstbeschreibung ist wieder ein Hinweis auf ein Phänomen der Kybernetik 2. Ordnung.

Was wohl Heinz von Foerster dazu gesagt hätte?

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10 Meinungen

  1. Sehr schoener Artikel. Allerdings moechte ich an einer Stelle widersprechen:

    Wenn der Blogger ein Beobachter ist, dann sind da ja noch die Blog-Leser, die Beobachter der Beobachter.

    Der Blogger ist mehr als ein Beobachter, denn indem er seine Gedanken (also die Reflektion seiner erfahrenen Wirklichkeit) aufschreibt, unterbreitet er dem Blog-Leser unter Umstaenden neue Aspekte der ihn umgebenden Welt; mithin beteiligt er sich an der Ausgestaltung der Welt des Beobachters.-m*sh-

  2. Es handelt sich offensichtlich um die hiermit postulierte „Blogsbergsche“-Unschärfetheorie (Ich lasse mir den Begriff schützen…), tatsächlich verändert die Beobachtung nicht nur das beobachtete Objekt, sondern ebenso das beobachtende Subjekt und den umgebenden Gesamtkontext.

  3. Ich würde sagen, die Frage ist etwas falsch gestellt. Es hört sich so an, als ob Bloggen erst durch Kybernetik 2. Ordnung möglich ist („Ist bloggen ein Phänomen von…“). Aber die Kybernetik 2. Ordnung gibt dem Beobachter eine neue Bedeutung in Richtung Konstruktivismus, indem gesagt wird, dass das, was ein Beobachter beobachtet, nicht *die eine* Realität ist, sondern eben nur durch eine bestimmte Unterscheidung (GSB) zustande kommt. Erst durch das Beobachten von Beobachtern wird deutlich, welche Unterscheidungen eingesetzt werden und wie die jeweilige Realität konstruiert wird.Somit wäre Bloggen kein Sonderphänomen, da dies bereits seit Erfindung des Buchdrucks möglich ist und in der Wissenschaft gang und gebe. Wissenschaftler beobachten sich ständig über die Ebene 2. Ordnung, schlicht dadurch, dass sie Publikationen (Beobachtungen) der Kolleg/innen lesen.Das neue am Bloggen ist die Tatsache, dass die „Katastrophe“, die durch den Buchdruck ausgelöst wurde und gesellschaftliche Strukturen verändert hat, nun wieder stattfindet, durch die Einführung neuer Verbreitungsmedien, sprich: Computer. Und bloggen ist also eine Form des publizierens mit neuen Medien und all seinen Auswirkungen (Schnelligkeit, Verlinkung, noch weniger räumliche und zeitliche Begrenzungen…).Noch ein Satz zu meinem Vorredner bzw. Vorrednerin: Die eigene Beobachtungsweise wirkt sich natürlich auf die Wahrnehmung aus, und daher gibt es auch keine einzigartige, objektive Realität. Aber ob der „Gesamtkontext“ auch geändert wird, halte ich für fraglich – zumindest wird dieser nicht zwangsläufig verändert, glaube ich…

  4. Super Kommentare. Ich möchte versuchen Sie selbst auf sich anwenden, um zu demonstrieren das Bloggen ein Ding Kybernetik 2. Ordnung ist. Zu sha-mash: „Der Blogger ist mehr als ein Beobachter, denn …“ Selbstverständlich nimmt der Beobachter wahr und konstruiert aus den wahrgenommenen Signalen, Grunz- und Zischlauten seine eigene Wirklichkeit, vernetzt diese kognitiv mit seinen eigenen Erfahrungen usw. usf. … Dann macht er diese intern konstruierte Wirklichkeit durch Sprache, Gestikulation etc. explizit. Nehme ich hier die „Blogsbergsche“-Unschärfetheorie hinzu (ich hoffe ich muss jetzt noch keine Lizenzgebühren an Chefarztfrau zahlen) sowie eine „Brise“ Paul Watzlawick mit seiner Aussage „Du kannst nicht nicht-kommunizieren“, dann heißt es für mich, das der Beobachter, auch wenn er passiv ist, Teil der Welt ist und diese mitgestaltet. Jeder Leser, der hier liest und keinen Kommentar schreibt, gestaltet dieses „Nicht-vorhanden-sein eines weiteren Kommentars“ mit (!) Ein weiteres Beispiel aus meiner Erfahrung als Trainer und Coach: Das Weglassen von Information oder Handeln gestaltet die Umgebung mit. Das Einbauen von scheinbaren Nichts-tun, z.B. das Einbauen von langen Pausen, kann mindesten zwei Dinge bewirken: (1) Durch meine vorübergehende kommunikative Abwesenheit, die Pause, schaffe ich Raum für Kommunikation zwischen den Teilnehmern. (2) Durch eine Pause, kann ich als Sprecher prüfen, wie stark der „Verbindungsstrang“ zwischen den Teilnehmern und mir ist. Das merke ich an den verbalen und nonverbalen Reaktionen der Teilnehmer. Also auch scheinbares Nicht-tun oder Nur-beobachten ist tun. Vielleicht ein Versuch, um es mit Spencer-Browns Worten zu sagen: Die Form der Kommunikation entsteht aus der Unterscheidung von kommunizieren und nicht-kommunizieren. Fehlt eine Seite der Grenze, so existiert die Form nicht.Zu Daniel: „Somit wäre Bloggen kein Sonderphänomen, da dies bereits seit Erfindung des Buchdrucks möglich ist und in der Wissenschaft gang und gebe …“Ich glaube, was das Bloggen bzw. den Blog vom Buch wesentlich unterscheidet ist das Konzept der Zirkularität durch unmittelbares Feedback, wobei wir wieder bei der Kybernetik wären. Das was hier gerade passiert ist, also zwischen dem 29. September 2006, 13:27 Uhr (Initialbeitrag von mir) bis jetzt, den 30. September 2006 unterscheidet sich schon stark von der Buchform. Wir sind vier Blogger (chefarztfrau, daniel, sha-mash und ich) und ich bin mir sehr sicher das Jeder von uns die Kontexte der Anderen auf irgendeine Weise verändert oder berührt hat, was sich wieder auf die künftigen Wirklichkeitskonstruktionen auswirkt.Und um auf die Wahrheit zurückzukommen. Vielleicht ist dort draußen ja ein stiller Beobachter, ein stiller Leser, der die Wahrheit besitzt und sie nicht schreibt. Wenn dies der Fall sein sollte, dann gestaltet er oder sie unsere Wirklichkeit ja auch mit, indem er sich nicht mitteilt und uns glauben lässt, was wir uns selbst konstruieren 

  5. Hallo Andreas, Du schriebst:

    Ein weiteres Beispiel aus meiner Erfahrung als Trainer und Coach: Das Weglassen von Information oder Handeln gestaltet die Umgebung mit. Das Einbauen von scheinbaren Nichts-tun, z.B. das Einbauen von langen Pausen, kann mindesten zwei Dinge bewirken (…)

    Tja, in der Schauspielkunst (zumindest auf der Buehne) gilt dies ebenso. Durch Pausen wird das Publikum einbezogen. Durch Pausen laesst man dem Publikum Raum zur Reflektion (oder einfach nur Zeit zum Lachen, Applaudieren…).Es handelt sich hierbei jedoch mitnichten um Analogien zwischen den Disziplinen Coaching, Bloggen, Schauspielerei usw. sondern um die grundlegende Erkenntnis, dass es kein NICHTS gibt, das wir wahrnehmen koennen. Mit dem Prozess der Wahrnehmung (einer Pause, eines fehlenden Kommentars) gewinnt die Pause, die ja eigentlich NICHTS ist, an Substanz und wird ein Teil der Wirklichkeit.Das NICHTS gestaltet also die erfahrbare Realitaet mit obwohl es nicht greifbar ist und wenn es greifbar wird hat es sich in einen Teil der Wirklichkeit verwandelt, den man mit Begriffen umschreiben kann.Neben der Bloggsbergschen Unschaerferelation ist jedoch auch das Bloggsche Wirkungsquantum ein nicht zu vernachlaessigender Faktor: Es gibt immer einen Initialblog auf den die Kommentare folgen. Diese sind gequantelt. Es gibt keine halben oder zweidrittel-Kommentare (auch wenn manche Kommentare keinen Gehalt haben). Somit ist die Energiebilanz eines Blogs immer ganzzahlig.Mit diesen beiden Einschraenkungen wird klar, dass es nicht moeglich ist ueber ’natuerliche Aspekte‘ zu bloggen und dabei eine echte Wirklichkeit zu beschreiben, da in der Natur Ganzzahligkeit die Ausnahme darstellt. Bloggen als reine Beobachtungsform ist insofern also eher mit den Modellen zu vergleichen, die wir benutzen um bspw. Zusammenhaenge in der Teilchenphysik zu beschreiben.Diese beschreiben nicht die Wirklichkeit, stellen aber adaequate und nachpruefbare Hilfsmittel bereit, mit der Wirklichkeit zu interagieren.Ein Blog jedoch, das sich mit der Wirklichkeit auseinandersetzt, also die Wirklichkeit beobachtet und beschreibt fuehrt zu einem Paradoxon. Denn wenn das Blog ein Teil der Wirklchkeit ist, und diese mithin veraendert, distanziert es sich gleichsam davon und leugnet den allumfassenden Charakter des zu Beschreibenden.Der Philosoph Karl Friedrich v. Weizsaecker hat schon 1971 in einem Buch „Die Einheit der Natur“ die grundlegende Frage aufgeworfen, wie wir ueber die Einheit der Natur nachdenken koennen, wenn wir doch als Lebewesen selbst ein Teil der uns umgebenden Natur (und Wirklichkeit sind). Schon die Fragestellung beinhaltet also einen Widerspruch, der uns verraet, dass die Antwort (egal zu welchem Schluss wir gelangen) nur eine Chimaere ist; egal welche logischen Wege wir dabei einschlagen.-m*sh-

  6. Ich glaube, was das Bloggen bzw. den Blog vom Buch wesentlich unterscheidet ist das Konzept der Zirkularität durch unmittelbares Feedback

    Und ich denke, hier ist eben keine wesentliche Unterscheidung. 😉 Ich bleibe beim Beispiel wissenschaftliche Publikationen: Jemand publiziert einen Artikel in einer Zeitschrift (der initiale Bog-Artikel), andere Wissenschaftlicher sehen das anders und antworten darauf (eine Antwort zum Blog-Artikel), und der Autor antwortet wiederum auf die Antworten. Nichts anderes passiert im Blog.Der meiner Meinung nach bedeutende Unterschied ist nicht die „Art und Weise“ der Kybernetik 2. Ordnung, sondern die durch das Verbreitungsmedium neuen Möglichkeiten, und die Zeit. Während bei Zeitschriften Antworten länger dauerten, bis sie publiziert waren, weil sie durch Review-Verfahren nicht alles an Antworten akzeptierten, ist es heute im Computerzeitalter so, dass jeder „bloggen“ kann, die Antworten schneller folgen können etc.Das operativ geschlossene Kommunikationssystem ist nicht auf Zeit angewiesen! Das durch die Autopoiesis notwendige Folgeereignis, die zur Reproduktion eines Systems führt, muss nicht sofort erfolgen. Systemzeit ist daher eine andere Zeit als die, die auf der Uhr verstreicht…Somit bleibt meiner Meinung nach der bedeutende Unterschied in der „Katastrophe“ der Einführung des Computers, also der Technik, die die Möglichkeiten der Kommunikation erweitern, und somit das Bloggen als ein Sonderphänomen neuer Kommunikationsformen angesehen werden kann. Aber: die Erkenntnisse der Kybernetik 2. Ordnung treffen auf jede Kommunikationsform zu, sei es Kommunikation über Bücher, über Fernsehen/Zeitung oder als Interaktion unter Anwesenden (oder Computer).Gut, ich bin auf weitere Antworten gespannt, gerade weil ich kybernetische Forschung nicht „direkt“, sondern nur indirekt durch das, was die soziologische Systemtheorie davon aufgegriffen hat, kenne…

  7. Mal den abgehobenen Spass beiseite schiebend, erlaube ich mir kurz zwei Dinge einzuwerfen. 1.) Bloggen als Phaenomen gab es schon lange bevor dieser Begriff etabliert wurde. Schon die ersten Netze (sowohl das Usenet als auch andere Strukturen wie das Fido u.v.m.) stellten den Anwendern Moeglichkeiten zur Verfuegung, ihre Meinung Kund zu tun. Dort und auch in den Bereichen der Foren, die sich mit steigender Popularitaet des Internet einer immer groesseren Beliebtheit erfreuten waren Kommentare und daraus resultierende ‚Threads‘ das Herzstueck der Kommunikation. Der Unterschied zu Stammtischgespraechen – wo auch jeder sagen kann was er will – ist in zwei Punkten zu sehen: Man erreicht eine neue Zielgruppe, die nicht bei einem begrenzten Kreis von Personen endet. So erhaelt man Antworten von anderen Nutzern, die auch nicht unbedingt die eigene Meinung teilen, und dies wiederum bringt den Blogger/Beobachter/Kommentator dazu, auch andere Aspekte zum fraglichen Themenkreis in Betracht zu ziehen – ist also mithin fruchtbarer als die Diskussion mit den immer gleichen Leuten (zumindest fuer denjenigen, der kontraeren Argumenten nicht von vorneherein ablehnend gegenueber steht).Ein weiterer Aspekt der Kommunikation ist – wie Daniel schon bemerkte – der Faktor Zeit. Im Gegensatz zum Stammtisch wo jeder drauf losbrabbelt hat man beim Schreiben Zeit und kann seine Argumente besser ueberdenken, als in einer persoenlich (von Angesicht zu Angesich) gefuehrten Diskussion. Wer sich mit einem Thema ueber Tage hinweg auseinandersetzt und die Meinungen anderer ueber einen laengeren Zeitraum reflektiert kann ein groesseres Mass an Objektivitaet in seiner Entscheidungsfindung gewinnen.2.) Ohne hier die Bedeutung des Bloggens ueberbewerten zu wollen, ist das Beobachten, Refelktieren und Bloggen auch ein Prozess, der zur politischen Meinungsbildung beitragen kann. Wobei ich dies nicht nur auf den rein politischen Aspekt beziehe, sondern auch den muendigen Verbraucher in unserer Konsumgesellschaft mit einbeziehe.Es gibt unzaehlige Themen die von der ‚klassischen Presse‘ (Print, Radio, Fernsehen) vernachlaessigt werden. Die Unsitte einem Topthema 50% der Sendezeit (im TV) einzuraeumen und andere – teilweise wichtigere – Themen nur am Rande zu erwaehnen ist hierbei nur das hervorstechendste Merkmal, das sich in den letzten Jahren negativ in unserer Medienlandschaft entwickelt hat.Blogger hingegen koennen sich die Themen aussuchen die ihnen wichtig erscheinen und die Leser darauf aufmerksam machen.Allerdings wuerde ich weder den ersten noch den zweiten Punkt ernsthaft mit Kybernetik in Verbindung bringen. Der erste Punkt bezieht sich auf die Art der Meinungsbildung und der zweite auf die Informationen die einem muendigen Buerger zur Verfuegung stehen muessen, um am demokratischen Prozess zu partizipieren.Dass sich die Art, wie Informationen verteilt werden mit zunehmender Technisierung einer Gesellschaft stark veraendern ist eine Zwangslaeufigkeit, dieser Veraenderung eine Versionsnummer zu geben eine Modeerscheinung.Im Gegensatz zu einem kybernetischen Regelkreis gibt es beim Bloggen keinen Sollwert und auch keine zwingende Konvergenz auf ein Ziel hin.-m*sh-

  8. Hallo sha-mash,ich habe eine Frage zum vorletzten Kommentar (relativ zu diesem Kommentar gesehen):Mit diesen beiden Einschraenkungen wird klar, dass es nicht moeglich ist ueber ’natuerliche Aspekte‘ zu bloggen und dabei eine echte Wirklichkeit zu beschreiben, da in der Natur Ganzzahligkeit die Ausnahme darstellt.“Mir ist der Unterschied zwischen einer „echten Wirklichkeit“ und einer „unechten Wirklichkeit“ nicht klar. Was meinst Du damit? Im letzten Kommentar (relativ zu diesem) hast Du geschrieben:„Im Gegensatz zu einem kybernetischen Regelkreis gibt es beim Bloggen keinen Sollwert und auch keine zwingende Konvergenz auf ein Ziel hin.“Es ging mir nicht um einen Bezug zum kybernetischen Regelkreis sondern um einen Bezug zur Kybernetik 2. Ordnung. Ein ganz interessanter Beitrag dazu habe ich unter „Wissensmanagement impulse“ gefunden.

  9. Hallo Andreas, um Deine Frage zu beantworten muss ich ein wenig weiter ausholen. Zu Deiner ersten Frage:Ich bin davon Ueberzeugt, dass es keine letzte Wirklichkeit gibt, die wir tatsaechlich erfahren oder erkennen koennen und unsere Versuche eine solche zu beschreiben zum Scheitern verurteilt sind; dies hier auszufuehren wuerde vermutlich den Rahmen sprengen, oder man muesste hier ein Philosophie-Blog aufmachen, was vermutlich keine schlechte Idee waere.Nichtsdestotrotz unternimmt der Blogger den Versuch, seine subjektiv erfahrene Wirklichkeit zu beschreiben. Was ich mit meiner unbeholfenen Ausdrucksweise sagen wollte: Wir gestalten zwar die Wirklichkeit mit indem wir sie beschreiben, sind jedoch nicht in der Lage, diese Realitaet in toto zu erfahren und zu beschreiben. Es ist also kein Regelkreis, der zu einem Ziel hin konvergiert, denn letzteres wuerde bedeuten, dass die beschreibende Kommunikation ueber einen Rueckkopplungseffekt sich dem zu beschreibenden Objekt annaehert und dieses (weil es durch die Beobachtung veraendert wird) in seiner Manifestation zu dieser Beschreibung konvergiert.Zu Deiner zweiten Frage:Vielleicht bin ich noch nicht weit genug, was mein Verstaendnis des Bloggens und die Kybernetik 2. Ordnung angeht. In dem Ursprungs-Blog von Dir steht:

    Die Kybernetik zweiter Ordnung oder die Kybernetik der Kybernetik ist selbst zirkulär: Man lernt sich als einen Teil der Welt zu verstehen, die man beobachten will. (…) und:Der Beobachter ist ein zentraler Begriff in der Diskussion der Kybernetik 2. Ordnung. Somit impliziert mein persönliches ICH, immer „Ich, der Beobachter, als Teil der Welt“. Die Konstruktion der eigen Wirklichkeit ist also Teil der Welt. Blogs sind in ihrer Natur jedoch ein „Ich, Teil der Welt-Instrument“

    Ich komme eher aus der Ecke der Naturwissenschaften (mit all ihren erkenntnistheoretischen Implikationen) und bin daher gedanklich naeher an der Chaostheorie als an der Kybernetik. Somit habe ich faelschlicherweise die von dir erwaehnte Zirkularitaet mit selbstorganisatorischen Prozessen verwechselt, die in der Regel zu einem sog. Attraktor konvergieren.Ah, jetzt ist auch der Link da. Sieht interessant aus, weil dort ja auch das von mir eingangs postulierte ’nicht erfahren koennen‘ einer letzten Wirklichkeit als zentrales Merkmal beschrieben wird.-m*sh-

  10. Wahrheit und Realität sind allerdings nicht notwendigerweise das selbe (siehe Realitätsverdrehung)

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