Isländische Küche war jahrhundelang rustikal, bäuerlich und bis weit über ihre Grenzen hinweg extrem unbeliebt: Aufgrund seiner geografisch abgeschiedenen Lage am nördlichen Polarkreis bot der Inselstaat wenig Abwechslung bei den einheimischen Nahrungsmitteln. Umso wichtiger wurde die Tradition patenter Konservierungstechniken, um die Lebensmittel möglichst endlos haltbar zu machen. Bis heute werden in Island Hammelfleisch und Fisch in sämtlichen Varianten nicht nur geräuchert, eingesalzen und gepökelt, sondern gerne auch ordentlich gesäuert und in Molke eingelegt. Klingt merkwürdig? Schmeckt es wohl auch. Der zweifelhafte Genuss lässt sich immerhin an Weihnachten noch steigern. Dann gibt es zur Festspeise den traditionell erbärmlich stinkenden Gammelrochen. Doch so köstlich sie auch sein mag, Schluss nun mit der üblen Nachrede: Längst verspricht die isländische Küche viel mehr als ihr Ruf. Entdecken Sie hier zehn wirklich leckere isländische Gerichte.
Isländische Küche: Die Top 10
1
Isländischer Wildlachs
Typisch isländisch und ganz und gar nicht eigenartig (höchstens merk-würdig!) ist in Island der Lachs. Ob gegrillt oder geräuchert, gezüchtet oder sommerlich wild: Lachs gibt es auf der Fischerinsel das ganze Jahr über. Besonders empfehlenswert ist natürlich der isländische Wildlachs, scharf von beiden Seiten angebraten und spartanisch mit Pfeffer und Salz gewürzt ist er schon für sich ein aromatisches Festmahl.
2
Kann man Rentier essen?
Klar kann man. In Island kommen Wildkenner bei einem guten Stück hreindýr ganz auf ihre Kosten. Die Delikatesse gibt es allerdings eher zu besonderen Anlässen. Hervorragend schmeckt das Rentierfleisch übrigens an isländischen Moosbeeren.
3
Geräucherte Forelle (Reyktur silungur)
Eine tolle isländische Spezialität ist geräucherte Forelle (Reyktur silungur), die gerade am Mývatn (Mückensee) als Spezialität gilt, da man sie dort besonders würzig in Wacholder räuchert. Herrlich!
4
Pönnukökur: Isländische Crêpes
Eine typisch isländische Küche verdient ihren Namen nicht, wenn sich unter den Gerätschaften nicht mindestens eine Pönnukökur-Pfanne befindet. In diesen speziellen Bratpfannen werden die isländischen Pfannkuchen zubereitet, die sich von den französischen Crêpes insofern unterscheiden, als dass sie schon im Rohtag unbedingt(!) zerlassene Butter enthalten. Serviert wird die isländische Spezialität mit einer Konfitüre aus Wildblaubeeren, oder mit Schlagsahne oder, ach, am besten mit beidem.
5
Isländisches Saiblingfilet
Ein beliebter isländischer Speisefisch ist auch der Saibling, der gerne als Filet auf den Tisch kommt. Mit einer Masse aus roh geriebenen Kartoffeln eingepackt (Salz, Cayenne und Muskat nicht vergessen!), harmoniert er toll mit grünem Spargel.
6
Isländischer Honigkuchen
Einmal nachsprechen und auf der Zunge zergehen lassen, bitte: Hungangskaka með kremi. Hört sich doch phantastisch an, oder? Schmeckt es auch, und nennt sich auf deutsch Honigkuchen. Dabei gehört Honig witzigerweise gar nicht zur Rezeptur der phantastischen Süßspeise. Stattdessen werden in einem Topf Zucker, Wasser und Sirup erhitzt und die Schmelzmasse wird mit Zimt und Ingwer gewürzt. Mit Eiern, Mehl und Natron ergibt das schon mal einen tollen Kuchenteig, der auch direkt gebacken wird. Später wird der Kuchen in zwei bis drei Teile geschnitten, und abwechselnd mit Blaubeermarmelade und einer sündhaft leckeren Créme aus Eigelb, Schlagsahne und Rum aufgeschichtet. Oben drauf kommen natürlich noch Puderzucker, Marzipan oder Schokoguss. Himmlisch.
7
Resterschmaus delight: Isländische Fischklopse
Als köstliche Idee zur Resterverwertung hält die isländische Küche ein Rezept für Fischklopse bereit. Dafür einfach die zerkleinerten Fischrester mit Weizenmehl, Kartoffelmehl, Eiern und etwas Milch vermengen. Ordentlich pfeffern und salzen, sowie eine fein gehackte Zwiebel, getrocknete Kerbel- und Angelikablätter beifügen. Eine Stunde im Kühlschrank ziehen lassen und in wahnsinnig viel zerlassener Butter ausbraten. Alternativ lässt sich das Fischhack natürlich auch in einer gut gefetteten Kuchenform backen.
8
Pfannkuchen aus Haferflocken?
Und wieder sind die Isländer kreativ geworden. Bei den Hafragrautarlummur handelt es sich um köstliche Pfannkuchen auf Porridge-Basis, die von den Inselbewohnern mit Vorliebe schon zum Frühstück verdrückt werden. Für den Pfannkuchenteil lässt sich (praktisch!) Porridge vom Vortag verwenden. Hinzu kommen noch Ei, fettarme Milch, ein geriebener Apfel, geriebene Mandeln, Zimt, Zucker und Rosinen. Ausbraten, fertig. Und womit schmecken die isländischen Haferpfannkuchen am besten? Logisch: mit wilden Blaubeeren oder (/und!) Schlagsahne oder (/und!) isländischer Rhabarberkonfitüre.
9
Kjötsúpa: Isländischer Lammeintopf
Isländische Küche ist ja auch die Küche der Schmortöpfe und Suppen. Ein besonderes Schmaus ist dabei die Kjötsúpa, eine einfach und unkompliziert zu kochende Lammsuppe. Dafür ein Pfund Lamm- oder Hammelfleisch in grobe Würfel schneiden und in etwa 1 L Wasser kochen. Nach einer halben Stunde eine Tasse Reis zugeben. Wiederum 10 Minuten später 2 klein geschnittene Karotten, eine halbe Zwiebel, eine halbe Steckrübe, 100 g Weißkohl sowie je eine Handvoll Blumenkohl, Porrée und Kartoffelscheibchen beigeben. Nochmals 20 Minuten köcheln lassen, und schlicht mit Pfeffer und Salz würzen.
10
Beinlausir fuglar: Speckröllchen mit Blaubeeren
Einen geradezu poetischen Namen hat unsere letzte isländische Spezialität: Das Gericht Beinlausir fuglar meint nicht mehr und nicht weniger als: „knochenlose Vögel“. Schon komisch, denn auch wenn es uns nicht gewundert hätte, enthält diese Mahlzeit gar kein Vogelfleisch. Stattdessen lässt es sich aus sehr fein geschnittenem Lammfleisch, Rindfleisch oder Pferdefleisch herstellen. Die Fleischscheiben werden in einer Pfeffer-Salz-Mixtur gewendet, mit je einer Scheibe Speck belegt, aufgerollt, mit einem Bindfaden fixiert und im Anschluss in heißer Butter scharf angebraten. Später wird das Fleisch mit Wasser aufgegossen und kann garkochen. Nachdem die Soße wird mit Mehl angebunden ist, kann das Gericht mit Kartoffeln, grünen Erbsen und (weil's so schön war, ein letztes Mal-) einer Konfitüre aus wilden Blaubeeren oder (und!) Rhabarbermarmelade (sic!) serviert werden.
Und? War doch gar nicht so schlimm, oder? Sehen Sie. Wir wünschen guten Appetit.