Irland und Schweden: WM-Härtetests für Deutschlands Nationalelf

Gegen Irland und Schweden wird es Zeit für positive Schlagzeilen. Deutschlands Fußball-Nationalelf hat diese in den vergangenen Jahren ganz überwiegend produziert, doch seit dem EM-Halbfinalaus gegen die Italiener ist die Fußballfachwelt von den Journalisten bis zu den Fans nicht gerade zimperlich mit Spielern und Verantwortlichen umgegangen. Vor allem Joachim Löw musste einiges wegstecken. Ihm wurde Angsthasen-Taktik, Arroganz oder einfach das falsche Händchen vorgeworfen. Auch wenn manche Kritiken überzogen wirkten: ganz falsch lagen Medien und Anhänger damit sicherlich nicht. Schließlich hat der DFB seit 2006 bei jedem großen Turnier eine konkurrenzfähige Mannschaft aufgeboten und diese kontinuierlich weiter entwickelt.

Doch zum ersehnten großen Triumph ist es bislang nicht gekommen, auch weil in wichtigen Momenten falsche taktische Entscheidungen getroffen wurden. Doch diese Anklagen scheinen diesmal nicht ganz spurlos am deutschen Team vorüber gegangen zu sein. Während man nach den bitteren 0:1-Niederlagen gegen Spanien 2008 und 2010 stets mit neuem Elan in die Qualifikationsspiele gestartet war, gab es diesmal nur höchst mittelmäßige Leistungen gegen die Färöer (3:0) und Österreich (2:1) zu bestaunen. Vor allem beim Gastspiel in Wien wirkte die Offensive verkrampft und die Defensive nachlässig. Nur mit einigem Glück verhinderte man die ersten Punktverluste. Höchste Zeit also, diesen Eindruck gegen Irland und Schweden in den kommenden Tagen gerade zu rücken und einen gelungenen Abschluss des Länderspieljahres 2012 zu feiern.

Irland: Die überalterten Boys in Green

Groß war die Freude auf der grünen Insel, als Kult-Trainer Giovanni Trapattoni mit den Iren nach zehn Jahren wieder ein großes Turnier erreichte. Wäre ihm dabei womöglich nur noch das Überstehen einer weiteren Runde gelungen, so hätte man ihm definitiv dafür ein Denkmal in Dublin gesetzt. Doch es kam anders: Irland erwischte die schwerste Gruppe mit den späteren Finalteilnehmern Italien und Spanien und ging sang- und klanglos mit drei deutlichen Niederlagen unter. Irland fiel in erster Linie durch die immer fröhlich feiernden Fans auf, nicht aber durch spielerische Noten. Passend zum Trainer ist die irische Mannschaft höchst betagt und viele Spieler über ihre Leistungsgrenzen hinaus. Einzig Kapitän Robbie Keane, Stürmer Aiden McGeady und Außenverteidiger John O'Shea erfüllen das Prädikat internationale Klasse. Die restlichen Spieler sind allenfalls bei Mittelklasse-Klubs der englischen Premier League aktiv. Die heimische Liga ist ohnehin viel zu schwach besetzt. Zudem kommt der Ausfall des Abwehrrecken St-Ledger, der das irische Team hart trifft.

Dass Irland dennoch um die ersten Plätze mitspielt, liegt neben dem unbändigen Kampfeswillen vor allem an der heimischen Landsdowne Road. Vor eigenem Publikum können die Boys in Green zuweilen Erstaunliches zustande bringen, weil sich Publikum und Spieler hundertprozentig miteinander identifizieren. Die DFB-Elf wird also ein heißer Tanz erwarten. Irland im übrigen bereits 3 Punkte aus dem ersten Spiel auf dem Konto, die sogar auswärts errungen werden konnten. Das 2:1 in Kasachstan war allerdings eine äußerst schmeichelhafte Angelegenheit und kam erst in der Nachspielzeit zustande. Ein Beweis dafür, dass Irlands Spieler nie aufgeben, war dies jedoch allemal. Eine weitere Warnung sollte für Jogi Löws Jungs die letzten Begegnungen sein: Bei der WM 2002 trafen Deutschland und Irland in Japan aufeinander und spielten 1:1. Das Tor für die Iren erzielte der jetzt noch aktive Robbie Keane wiederum nach Ablauf der regulären Spielzeit. Und in der Qualifikation für die EM 2008 tat sich die deutsche Mannschaft mit Irland ebenfalls schwer. Ein 1:0 im Heimspiel und ein 0:0 in Dublin waren sicher keine Ruhmesblätter für die DFB-Geschichte.

Prognose: In der derzeitigen Verfassung wird es für die DFB-Kicker schwer. Die Partie in Irland endet überraschend 1:1.

Schweden: Die One-Man-Show

Wenn es ein Nationalteam gibt, welches von einem Mann abhängig ist, dann ist es wohl die schwedische. Zlatan Ibrahimovic ragt aus der Masse der skandinavischen Kicker deutlich heraus, ist ein absoluter Weltstar. Sein Spielstil ist extrem vielseitig und bereichert die Offensive der Schweden ungemein. Zudem weiß er, seine Mitspieler stets gekonnt in Szene zu setzen. Diese  können in seinem Beisein bisweilen glänzen oder sich bei Kritik hinter ihm verstecken. Letzteres ist aber auch eines der Probleme, die ein Star wie Ibrahimovic mit sich führt. Durch die hohe Abhängigkeit der Mannschaft von ihrem Starspieler, schwankt die Leistung des Teams erheblich mit der Formstärke Ibrahimovics. Ist dieser gerade mal schlecht drauf, so haben die Tre Kronors große Mühe. Außerdem neigt der exzentrische star zum übersteigerten Selbstbewusstsein und versucht daher zuviel auf eigene Faust zu bewältigen. Außerdem reicht ein guter Spieler oft nicht aus, um große erfolge zu feiern. So schieden die Schweden bei der EURO 2008 und 2012 jeweils schon in der Vorrunde aus. Bei der WM 2010 waren sie gar nicht erst dabei.

In Partien gegen Deutschlands war Schweden mit und ohne Ibrahimovic zuletzt chancenlos. 2006 bei der WM in München spielten Miroslav Klose und Lukas Podolski die Deckung der Skandinavier schwindlig und schossen die DFB-Elf zum 2:0-Sieg. ein paar Monate später hieß es in einem Freundschaftsspiel gar 3:0 für Deutschland. Diesmal wird das Duell der beiden Kontrahenten in Berlin stattfinden. Die Schweden werden als härtester Gruppengegner eingestuft und dürfen daher in der deutschen Hauptstadt antreten.

Prognose: Irland und Schweden sind zwar von der Spielstärke ähnlich einzuschätzen, doch gegen die Skandinavier darf Jogi Löws Mannschaft zuhause antreten. Das gibt den nötigen schwung für einen versöhnlichen Länderspielabschluss. Das Spiel endet 3:1 für Deutschland.

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