In cold Blood? Das Massaker von Haditha zeigt grausam: Dem Krieg ist es egal ob er gerecht ist, das Töten hat eine eigene Dynamik.

(Foto: PixelQuelle.de)


Frankreich 1944 – Am Nachmittag des 10.Juni umstellten Soldaten der SS-Panzer-Divisision „Das Reich“ den französischen Ort Oradour. Zuvor war der in der Truppe beliebte Kommandeur Helmut Kämpfe von der Résistance gefangen genommen worden. Obersturmbannführer Adolf Diekmann hatte den Befehl des Regimentskommandeurs, 30 Geiseln vom Bürgermeister des Ortes benennen zu lassen, um diese gegen Kämpfe auszutauschen. Diekmann befahl jedoch, den Ort niederzubrennen und ohne Ausnahme alle Personen zu töten. An diesem Tag starben 642 Menschen in Oradour, darunter über 200 Kinder. Nach dem Blutbad ließen Diekmanns Vorgesetzte ein Verfahren gegen die Mörder einleiten. Zu einer Verurteilung durch die deutsche Militärgerichtsbarkeit kam es nicht, da Diekmann und der Großteil seiner 3. Kompanie wenige Tage später an der Invasionsfront getötet wurden.
 
Irak 2005 – Am Morgen des 19. November explodierte in Haditha bei einem Einsatz des 3. Bataillons des 1. Marineregiments eine Sprengfalle. Dabei wurde der 20-jährige US-Unteroffizier Miguel Terrazas getötet, zwei weitere Soldaten wurden verletzt. Auch Miguel Terrazas war bei seinen Männern beliebt. Seine Kameraden stürmen das nächstgelegene Haus. Sie erschießen alle sieben Bewohner in diesem Gebäude, darunter ein vierjähriges Kind. Dann dringen die Männer in die Nachbarhäuser ein, töten vier Männer und eine Familie mit sieben Kindern, schließlich wird noch ein Taxifahrer mit seinen Fahrgästen liquidiert. Insgesamt kommen 24 unbewaffnete Zivilisten ums Leben. Gegen die Elitesoldaten und ihre Vorgesetzten wird nun wegen Mordes ermittelt und der Ausgang der Untersuchung wird nicht nur in den USA für Erschrecken sorgen.
 
Sicher ist die Gegenüberstellung dieser beiden Bluttaten sehr provokant, aber im Grunde ist in beiden Fällen etwas Vergleichbares geschehen. Junge Soldaten erleben den hinterhältigen Angriff auf einen Kameraden. Durch den Stress vorangegangener Kämpfe bilden diese Truppen eine fast familiäre Gemeinschaft. Der Tod eines Mitglieds dieser Gemeinschaft fordert Rache, die Soldaten laufen Amok und töten alles was ihnen vor die „Flinte“ kommt.
 
Machen wir uns nichts vor, so funktioniert der Mensch im Krieg. Ob wir die Herrenrasse oder die Demokratie verteidigen, hat kaum Einfluss auf unsere Reaktionen. Wenn Stress, Angst und Horror zum Alltag werden, entlädt sich der Druck irgendwann jenseits aller Moral. Das müssen wir wissen, bevor wir in den Krieg ziehen. Möglicherweise gibt es unvermeidliche Kriege, aber saubere und gerechte Kriege kann es nicht geben, auch nicht mehr in den Medien.
 



Die Chefarztfrau

2 Meinungen

  1. Hallo,
    irgend etwas scheint in der Berichterstattung „Oradour“ nicht zu stimmen. Es ist wohl richtig, das die Resistance den Ritterkreuzträger Helmut Kämpfe gefangen genommen und nach anschließender Folterung ermordet hat, aber ein „Massaker durch deutsche Truppen“ hat wohl doch nicht stattgefunden. So sagt es jedenfalls der Bürgermeister von Oradour (das heute eine Art Freilichtmuseum ist) einem deutschen Besucher, dem Bundeswehr Oberstleutnant Eberhard Matthes. Bis heute sind die offiziellen Akten über das damalige Geschehen in Oradour unter Verschluß und können auch nicht von
    Historikern eingesehen und ausgewertet werden. Wenn es sich also 1944 so zugetragen hat wie es uns seit 60 Jahren berichtet wird, warum dann diese Geheimnistuerei um einen Vorgang der doch angeblich klar ist??
    MfG
    G. Martin

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