Ich will ?Mein Kampf? kaufen

Das Buch, das eine Auflage von weit über 10 Millionen Exemplaren erreichte, darf in Deutschland seit 1945 nicht mehr vertrieben werden. In Ländern wie Skandinavien, den USA, selbst in Israel und seit kurzem sogar in der Türkei erschien das Buch in Übersetzungen. Nur in Deutschland ist es im Buchhandel nicht erhältlich. Der Grund ist wieder mal ein rechtlicher.
 
Der Freistaat Bayern besitzt nämlich die Rechte an den Vermögenswerten Hitlers, der bis zu seinem Tod in München gemeldet war. Zu diesen Vermögenswerten zählt – nach Ansicht des Bundeslandes – auch das Nutzungsrecht an „Mein Kampf“. Gegen vollständige Nachdrucke geht die Münchner Staatskanzlei juristisch vor.
 
Ich frage mich warum? Die Anziehungskraft dieser Hetzschrift ist in meinen Augen größer, so lange sie verboten ist. Aus Unwissenheit entstehen Mythen, die von rechten Verführern instrumentalisiert werden können. Eine offene Auseinandersetzung mit dem hasserfüllten Buch des Braunauer Anstreichers könnte zur Demaskierung der hässlichen nationalsozialistischen Fratze führen. Ich habe den Eindruck, dass Politiker und Funktionäre die Demokratie schwächer beurteilen, als sie tatsächlich ist. Seit fast sechzig Jahren leben die Deutschen in einer friedlichen Demokratie. Mit Problemen von links und rechts kam sie über kurz oder lang zu recht, doch für erwachsen hält man sie noch nicht.
 
Wie kleine heranwachsende Kinder, die vor dem Bösen geschützt werden müssen, werden mündige Bürger in diesem Land behandelt – Bücherkanon inklusive. Zum Verständnis der Zeit sind aber nun mal Zeitzeugnisse vonnöten, zu denen auch „Mein Kampf“ gehört. Einer Instrumentalisierung kann nur durch Veröffentlichung entgegengetreten werden. Und spätestens 2016 ist das Urheberrecht sowieso abgelaufen. Ob die Republik dann so unvorbereitet mit solch einem plötzlichen Kulturschock zurechtkommt?

10 Meinungen

  1. So weit ich weiß, ist es nicht richtig, dass »Mein Kampf« in Deutschland nicht verkauft oder vertrieben werden darf. Das Buch ist niemals verboten worden. Der Handel mit antiquarischen Einzelstücken ist nicht strafbar. Das Buch darf ausgestellt werden, soweit die Präsentation nicht gegen das Verbot der öffentlichen Zurschaustellung nationalsozialistischer Symbole verstößt. Inhaber der deutschen Rechte – die sogenannten Weltrechte hat Hiltler noch vor 1933 in die USA verkauft – ist die Bayerische Staatskanzlei, die sich aus nachvollziehbaren Gründen weigert, als Herausgeberin einer Neuauflage aufzutreten. Allerdings ist eine kommentierte Ausgabe von ausgewählten Textteilen im normalen Buchhandel erhältlich: Christian Zentner: Adolf Hitlers Mein Kampf. List Verlag. ISBN: 3-471-66553-6. 15,00 €. Hier kann sich jeder selbst überzeugen, was für ein in jeder Hinsicht fürchterliches Buch »Mein Kampf« ist. Zuspitzen wird sich die Lage im Jahr 2015, also 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Mit Ablauf dieser Frist wird Hitlers Text wie jeder andere auch gemeinfrei werden. Dann hat jedermann das Recht, den Text nachzudrucken. Spätestens bis dahin müsste ein Verbot des Buches erfolgt sein, um Druck und Verkauf von Neuauflagen in Deutschland zu verhindern. Ein Verbot wird sich leicht mit dem volksverhetzenden und rassistischen Grundcharakter des Buches begründen lassen.

  2. Vollkommen richtig Marius, antiquarisch darfst du das Buch erwerben und in kommentierten Ausgaben ausgewählte Textpassagen finden. Doch zum einen wird es sehr schwer sein, noch ein Exemplar antiquarisch zu bekommen und ausgewählte Textstücke sind einem subkjektiven Auswahlprozeß unterlegen und lassen sich auch instrumentalisieren, in dem gesagt wird, dass das Buch durch die Zitate entstellt sei. Warum nicht einen vollständigen Nachdruck erlauben? Dann verdienen die Bayern doch auch etwas Geld, dass in Aufklärungsarbeit investiert werden darf.Es gibt genügend andere Bücher, die sich wie Rezepte zur Volksverführung (Psychologie der Massen — Le Bon) lesen, die Hitler nachweislich beeinflusst haben und die zu keiner Zeit auf einen Index gesetzt wurden.

  3. – Es ist keineswegs schwer, das Buch antiquarisch zu erwerben. Ich habe in meiner Zeit als Buchhändler zahlreiche Exemplare in der Hand gehabt. Jemand, der ein Exemplar will, bekommt problemlos eines. – Zentner zu unterstellen, seine Auswahl instrumentalisiere den Text, halte ich für ziemlich starken Toback. Überlege Dir mal, was Du da schreibst. Zentners Auswahl ist gut und ausreichend für Deinen „mündigen Bürger“. Vielleicht schaust Du sie erst einmal an? – Warum sollte »Mein Kampf« anders behandelt werden als andere volksverhetzende und rassistische Schriften? MK gehört ebenso verboten wie andere Schriften, die einen solchen Grundcharakter haben. Die Existenz als historisches Dokument ist ja hinlänglich gesichert. Freie Verfügbarkeit von menschenverachtenden und volksverhetzenden Schriften ist nicht im Interesse einer freien und demokratischen Gesellschaft, in deren Namen Du ja hier das Wort zu führen vorgibst. – Dem Freistaat Bayern nahezulegen, er möge am Verkauf von menschenverachtendem Schriftgut Geld verdienen, ist nur noch zynisch.

  4. Ich habe zu keiner Zeit Zentner unterstellt, seine Auswahl instrumentalisiere den Text, sondern dass es bei subjektiven Auszügen dazu kommen kann, dass dies getan wird. Ich habe das Zentner-Buch gelesen, und halte es durchaus für umfassend. Allerdings sollte dir als Philosoph auch klar sein, dass ein Text nur im Zusammenhang untersucht und verstanden werden kann. Dass du nun sagst, dass dieses Buch für mündige Bürger ausreicht, ist Bevormundung. Ich bin ein mündiger Bürger, und mir reicht es nicht. –Warum haben Israelis kein Problem damit, das Buch zu verkaufen? Mein Hinweis ist keinesfalls zynisch und kollidiert auch nicht mit meinem Interesse an einer demokratischen Gesellschaft. Allerdings scheine ich mehr vom Funktionieren dieser überzeugt zu sein als du. Wenn ein ehemaliger Bundepräsident schon Ende der 50er Jahre eine komplette, allerdings kommentierte Ausgabe als Schullektüre fordert, dann kann ich mit meiner Forderung und meinem Glauben an die Demokratie nicht so alleine stehen, wie du es mir unterstellst.

  5. Auf der einen Seite braune Bären erschiessen lassen und auf der anderen SS-Kameradschafts-Treffen beherbergen, Hitlers Rechte schützen und Todesmärsche hat es nie in Bayern gegeben. Irgendwie beisst sich da was.

  6. Willst du das buch noch?ich habe eines.cohiba465@web.de

  7. Marcos Martin Fatuarte

    Ich besitze ein sehr gut erhaltenes Original Druckausgabe 1930. Es ist zu verkaufen.

  8. Hallo,

    ich hätte da evtl. Interesse wenn der Preis stimmt.
    An wieviel €uronen hast du denn da gedacht ???

    Gruß Frank

  9. Andreas Landgraf

    und wieviel willst du dafür haben ?? Infos bitte an Loki_88@gmx.de

  10. Hitlers hasserfüllte und primitive Hetzschrift ?
    hasserfüllten Buch des Braunauer Anstreichers?
    hässlichen nationalsozialistischen Fratze?
    Bei diesen Ansichten frage ich mich, was der Herr Stefan Bruhn studiert hat, dass er so genau über den Inhalt des Buches eines Autors, welcher immerhin über dem damaligen Reichskanzler stand, Bescheid weiß.
    ich selbst habe das Buch nie gelesen, da es wie Herr Bruhn richtig anmerkt in Deutschland noch nicht gedruckt werden darf, aber ich kann mir nur schwer vorstellen, dass dieses Buch eine „hasserfüllte und primitive Hetzschrift“ ist.

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